Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

weisse, blaulichte, aschgraue Perlen, woran der
Unterschied des Bodens, der sie nährt, den
meisten Antheil hat. Vom schwarzen Boden
kommen die aschfarbenen, vom rothen die ro-
then, vom leimichten, mit Schleim und weis-
sem Sande vermischten, die bläulichen, vom
weißfelsichten die milchfarbenen. Setzt die
Perle oben ein weißes Fleckchen an, so hat sie
ihre Endschaft am Wachsthum erreicht. Hier
kann eine Versetzung nach Beschaffenheit der
Perle das Wachsthum um 3, 4 und 6 Jahr
beschleunigen, wenn sie an Orte versetzt wird,
wo die Sonnenstralen durch die angelegenen
Felsen, oder Mauern, oder durch übergelegte
Gläser gebeugt, gebrochen und verdoppelt wer-
den, wodurch man die Perle fast um die Hälfte
eher, als von Natur es geschähe, zur Reifung
bringen kann.

Den angewachsenen Perlen, welche in der
Schaale unbeweglich sitzen bleiben, könnte man
in ihren ersten Jahren beym Ansetzen helfen,
wenn man ihnen durch eine gelinde und behut-
same Ablösung des Häutchens von der Schaa-
le, worinnen die Perle eingewickelt liegt, hülfe,
wodurch auch viele Perlen vielleicht für der Un-
gestaltheit gesichert würden.

In dem siebenzehnten Jahrhunderte fan-
den sich noch verschiedene andere Perlenfänge
in Deutschland, vornehmlich auch in dem Lü-
neburgischen, wo die Allera, die Ovia oder Ow,

die
O o 5

weiſſe, blaulichte, aſchgraue Perlen, woran der
Unterſchied des Bodens, der ſie naͤhrt, den
meiſten Antheil hat. Vom ſchwarzen Boden
kommen die aſchfarbenen, vom rothen die ro-
then, vom leimichten, mit Schleim und weiſ-
ſem Sande vermiſchten, die blaͤulichen, vom
weißfelſichten die milchfarbenen. Setzt die
Perle oben ein weißes Fleckchen an, ſo hat ſie
ihre Endſchaft am Wachsthum erreicht. Hier
kann eine Verſetzung nach Beſchaffenheit der
Perle das Wachsthum um 3, 4 und 6 Jahr
beſchleunigen, wenn ſie an Orte verſetzt wird,
wo die Sonnenſtralen durch die angelegenen
Felſen, oder Mauern, oder durch uͤbergelegte
Glaͤſer gebeugt, gebrochen und verdoppelt wer-
den, wodurch man die Perle faſt um die Haͤlfte
eher, als von Natur es geſchaͤhe, zur Reifung
bringen kann.

Den angewachſenen Perlen, welche in der
Schaale unbeweglich ſitzen bleiben, koͤnnte man
in ihren erſten Jahren beym Anſetzen helfen,
wenn man ihnen durch eine gelinde und behut-
ſame Abloͤſung des Haͤutchens von der Schaa-
le, worinnen die Perle eingewickelt liegt, huͤlfe,
wodurch auch viele Perlen vielleicht fuͤr der Un-
geſtaltheit geſichert wuͤrden.

In dem ſiebenzehnten Jahrhunderte fan-
den ſich noch verſchiedene andere Perlenfaͤnge
in Deutſchland, vornehmlich auch in dem Luͤ-
neburgiſchen, wo die Allera, die Ovia oder Ow,

die
O o 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0595" n="585"/>
wei&#x017F;&#x017F;e, blaulichte, a&#x017F;chgraue Perlen, woran der<lb/>
Unter&#x017F;chied des Bodens, der &#x017F;ie na&#x0364;hrt, den<lb/>
mei&#x017F;ten Antheil hat. Vom &#x017F;chwarzen Boden<lb/>
kommen die a&#x017F;chfarbenen, vom rothen die ro-<lb/>
then, vom leimichten, mit Schleim und wei&#x017F;-<lb/>
&#x017F;em Sande vermi&#x017F;chten, die bla&#x0364;ulichen, vom<lb/>
weißfel&#x017F;ichten die milchfarbenen. Setzt die<lb/>
Perle oben ein weißes Fleckchen an, &#x017F;o hat &#x017F;ie<lb/>
ihre End&#x017F;chaft am Wachsthum erreicht. Hier<lb/>
kann eine Ver&#x017F;etzung nach Be&#x017F;chaffenheit der<lb/>
Perle das Wachsthum um 3, 4 und 6 Jahr<lb/>
be&#x017F;chleunigen, wenn &#x017F;ie an Orte ver&#x017F;etzt wird,<lb/>
wo die Sonnen&#x017F;tralen durch die angelegenen<lb/>
Fel&#x017F;en, oder Mauern, oder durch u&#x0364;bergelegte<lb/>
Gla&#x0364;&#x017F;er gebeugt, gebrochen und verdoppelt wer-<lb/>
den, wodurch man die Perle fa&#x017F;t um die Ha&#x0364;lfte<lb/>
eher, als von Natur es ge&#x017F;cha&#x0364;he, zur Reifung<lb/>
bringen kann.</p><lb/>
        <p>Den angewach&#x017F;enen Perlen, welche in der<lb/>
Schaale unbeweglich &#x017F;itzen bleiben, ko&#x0364;nnte man<lb/>
in ihren er&#x017F;ten Jahren beym An&#x017F;etzen helfen,<lb/>
wenn man ihnen durch eine gelinde und behut-<lb/>
&#x017F;ame Ablo&#x0364;&#x017F;ung des Ha&#x0364;utchens von der Schaa-<lb/>
le, worinnen die Perle eingewickelt liegt, hu&#x0364;lfe,<lb/>
wodurch auch viele Perlen vielleicht fu&#x0364;r der Un-<lb/>
ge&#x017F;taltheit ge&#x017F;ichert wu&#x0364;rden.</p><lb/>
        <p>In dem &#x017F;iebenzehnten Jahrhunderte fan-<lb/>
den &#x017F;ich noch ver&#x017F;chiedene andere Perlenfa&#x0364;nge<lb/>
in Deut&#x017F;chland, vornehmlich auch in dem Lu&#x0364;-<lb/>
neburgi&#x017F;chen, wo die Allera, die Ovia oder Ow,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 5</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[585/0595] weiſſe, blaulichte, aſchgraue Perlen, woran der Unterſchied des Bodens, der ſie naͤhrt, den meiſten Antheil hat. Vom ſchwarzen Boden kommen die aſchfarbenen, vom rothen die ro- then, vom leimichten, mit Schleim und weiſ- ſem Sande vermiſchten, die blaͤulichen, vom weißfelſichten die milchfarbenen. Setzt die Perle oben ein weißes Fleckchen an, ſo hat ſie ihre Endſchaft am Wachsthum erreicht. Hier kann eine Verſetzung nach Beſchaffenheit der Perle das Wachsthum um 3, 4 und 6 Jahr beſchleunigen, wenn ſie an Orte verſetzt wird, wo die Sonnenſtralen durch die angelegenen Felſen, oder Mauern, oder durch uͤbergelegte Glaͤſer gebeugt, gebrochen und verdoppelt wer- den, wodurch man die Perle faſt um die Haͤlfte eher, als von Natur es geſchaͤhe, zur Reifung bringen kann. Den angewachſenen Perlen, welche in der Schaale unbeweglich ſitzen bleiben, koͤnnte man in ihren erſten Jahren beym Anſetzen helfen, wenn man ihnen durch eine gelinde und behut- ſame Abloͤſung des Haͤutchens von der Schaa- le, worinnen die Perle eingewickelt liegt, huͤlfe, wodurch auch viele Perlen vielleicht fuͤr der Un- geſtaltheit geſichert wuͤrden. In dem ſiebenzehnten Jahrhunderte fan- den ſich noch verſchiedene andere Perlenfaͤnge in Deutſchland, vornehmlich auch in dem Luͤ- neburgiſchen, wo die Allera, die Ovia oder Ow, die O o 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/595
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/595>, abgerufen am 25.11.2024.