so sehr auf die Grundsätze, daß man bey dem Säen und Pflanzen den Mondwandel zu beob- achten habe. Außer dem ist auch Leichtglaube sein Fehler; er nimmt oft Geheimnisse der Gärtnerey an, die der Vernunft, Physik und Erfahrung widersprechen. Dennoch scheint er oft nicht wirklich daran geglaubt zu haben, und ist, wenn man dieses abrechnet, der Va- ter der deutschen Schriftsteller des Gartenwe- sens.
Sein besonderer Vorzug ist die genaue bo- tanische Bestimmung aller Pflanzen, welches die Gartenschriftsteller aller Nationen vor ihm nicht geachtet zu haben scheinen. Miller war nach ihm bey den Engländern der erste, der in seinem Gärtnerlexikon dieses einführte. Deutschland hat also durch D. Elsholz die Eh- re, daß er unter allen Nationen zuerst mit der Vollständigkeit botanische Genauigkeit ver- band, und fast hundert Jahre eher in Anse- hung der Gartenpflanzen in Deutschland das geleistet worden, was Miller fast hundert Jahre nachher erst in England that.
Er giebt an 1180 Arten Pflanzen an, welche er bestimmt, und die nach dem Casp. Bauhin, nach welchem damals alle Pflanzen mit den Namen benennt wurden, die er ihnen in seiner Pinax gegeben, besondere Species sind; unter dieser Anzahl sind noch nicht ein- mal die Varietäten derselben mit gerechnet: der H. von Rohr in seiner Bibliothek erwähnt
S. 366
ſo ſehr auf die Grundſaͤtze, daß man bey dem Saͤen und Pflanzen den Mondwandel zu beob- achten habe. Außer dem iſt auch Leichtglaube ſein Fehler; er nimmt oft Geheimniſſe der Gaͤrtnerey an, die der Vernunft, Phyſik und Erfahrung widerſprechen. Dennoch ſcheint er oft nicht wirklich daran geglaubt zu haben, und iſt, wenn man dieſes abrechnet, der Va- ter der deutſchen Schriftſteller des Gartenwe- ſens.
Sein beſonderer Vorzug iſt die genaue bo- taniſche Beſtimmung aller Pflanzen, welches die Gartenſchriftſteller aller Nationen vor ihm nicht geachtet zu haben ſcheinen. Miller war nach ihm bey den Englaͤndern der erſte, der in ſeinem Gaͤrtnerlexikon dieſes einfuͤhrte. Deutſchland hat alſo durch D. Elsholz die Eh- re, daß er unter allen Nationen zuerſt mit der Vollſtaͤndigkeit botaniſche Genauigkeit ver- band, und faſt hundert Jahre eher in Anſe- hung der Gartenpflanzen in Deutſchland das geleiſtet worden, was Miller faſt hundert Jahre nachher erſt in England that.
Er giebt an 1180 Arten Pflanzen an, welche er beſtimmt, und die nach dem Caſp. Bauhin, nach welchem damals alle Pflanzen mit den Namen benennt wurden, die er ihnen in ſeiner Pinax gegeben, beſondere Species ſind; unter dieſer Anzahl ſind noch nicht ein- mal die Varietaͤten derſelben mit gerechnet: der H. von Rohr in ſeiner Bibliothek erwaͤhnt
S. 366
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0057"n="47"/>ſo ſehr auf die Grundſaͤtze, daß man bey dem<lb/>
Saͤen und Pflanzen den Mondwandel zu beob-<lb/>
achten habe. Außer dem iſt auch Leichtglaube<lb/>ſein Fehler; er nimmt oft Geheimniſſe der<lb/>
Gaͤrtnerey an, die der Vernunft, Phyſik und<lb/>
Erfahrung widerſprechen. Dennoch ſcheint<lb/>
er oft nicht wirklich daran geglaubt zu haben,<lb/>
und iſt, wenn man dieſes abrechnet, der Va-<lb/>
ter der deutſchen Schriftſteller des Gartenwe-<lb/>ſens.</p><lb/><p>Sein beſonderer Vorzug iſt die genaue bo-<lb/>
taniſche Beſtimmung aller Pflanzen, welches<lb/>
die Gartenſchriftſteller aller Nationen vor ihm<lb/>
nicht geachtet zu haben ſcheinen. Miller war<lb/>
nach ihm bey den Englaͤndern der erſte, der<lb/>
in ſeinem Gaͤrtnerlexikon dieſes einfuͤhrte.<lb/>
Deutſchland hat alſo durch <hirendition="#aq">D.</hi> Elsholz die Eh-<lb/>
re, daß er unter allen Nationen zuerſt mit der<lb/>
Vollſtaͤndigkeit botaniſche Genauigkeit ver-<lb/>
band, und faſt hundert Jahre eher in Anſe-<lb/>
hung der Gartenpflanzen in Deutſchland das<lb/>
geleiſtet worden, was Miller faſt hundert<lb/>
Jahre nachher erſt in England that.</p><lb/><p>Er giebt an 1180 Arten Pflanzen an,<lb/>
welche er beſtimmt, und die nach dem Caſp.<lb/>
Bauhin, nach welchem damals alle Pflanzen<lb/>
mit den Namen benennt wurden, die er ihnen<lb/>
in ſeiner Pinax gegeben, beſondere Species<lb/>ſind; unter dieſer Anzahl ſind noch nicht ein-<lb/>
mal die Varietaͤten derſelben mit gerechnet:<lb/>
der H. von Rohr in ſeiner Bibliothek erwaͤhnt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">S. 366</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[47/0057]
ſo ſehr auf die Grundſaͤtze, daß man bey dem
Saͤen und Pflanzen den Mondwandel zu beob-
achten habe. Außer dem iſt auch Leichtglaube
ſein Fehler; er nimmt oft Geheimniſſe der
Gaͤrtnerey an, die der Vernunft, Phyſik und
Erfahrung widerſprechen. Dennoch ſcheint
er oft nicht wirklich daran geglaubt zu haben,
und iſt, wenn man dieſes abrechnet, der Va-
ter der deutſchen Schriftſteller des Gartenwe-
ſens.
Sein beſonderer Vorzug iſt die genaue bo-
taniſche Beſtimmung aller Pflanzen, welches
die Gartenſchriftſteller aller Nationen vor ihm
nicht geachtet zu haben ſcheinen. Miller war
nach ihm bey den Englaͤndern der erſte, der
in ſeinem Gaͤrtnerlexikon dieſes einfuͤhrte.
Deutſchland hat alſo durch D. Elsholz die Eh-
re, daß er unter allen Nationen zuerſt mit der
Vollſtaͤndigkeit botaniſche Genauigkeit ver-
band, und faſt hundert Jahre eher in Anſe-
hung der Gartenpflanzen in Deutſchland das
geleiſtet worden, was Miller faſt hundert
Jahre nachher erſt in England that.
Er giebt an 1180 Arten Pflanzen an,
welche er beſtimmt, und die nach dem Caſp.
Bauhin, nach welchem damals alle Pflanzen
mit den Namen benennt wurden, die er ihnen
in ſeiner Pinax gegeben, beſondere Species
ſind; unter dieſer Anzahl ſind noch nicht ein-
mal die Varietaͤten derſelben mit gerechnet:
der H. von Rohr in ſeiner Bibliothek erwaͤhnt
S. 366
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/57>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.