gleichen nachthun durfte, und noch jetzt nicht darf. Man bestimmte dazu einen Hirsch, den man aufjagte, und so lange verfolgte, bis er seine Kräfte erschöpft hatte, und todt nieder fiel, da alsdenn der, der über Menschen und oft über mehrere Völker zu herrschen hatte, unter dem lärmenden Getöne der Hörner und lauten Freuden der Schmeicheley, ein Zuschauer der schmausenden Hunde war, die mit dem gefal- lenen Wild ihren grausamen erjagten Hunger stillten.
Wir finden in diesem Jahrhunderte auch einen Jagdorden, nämlich den Jägerorden des güldnen Hirsches, welchen der letzte piastische Herzog Georg Wilhelm zu Brieg 1672, bey Gelegenheit einer Jagdlust im Thiergarten da- selbst, stiftete. Das ordenskleinod war ein von Gold geschlagenes Eichenblatt, auf dessen einer Seite ein Hirsch, auf der andern aber ein rothes Herz mit einem weissem Kreuz, wel- ches auf der Brust an einem mit Golde durch- wirkten Bande getragen wurde. Gryphius giebt uns nähere Nachricht von den Gesetzen und der Anzahl der Mitglieder dieses Or- dens f).
Ueberzeugt von den Nachtheilen der freyen Pürsch, suchte man im siebenzehnten Jahrhun-
derte
f) S. Kurzer Entwurf der geistlichen und weltli- chen Ritterorden. S. 368.
II.Theil. F f
gleichen nachthun durfte, und noch jetzt nicht darf. Man beſtimmte dazu einen Hirſch, den man aufjagte, und ſo lange verfolgte, bis er ſeine Kraͤfte erſchoͤpft hatte, und todt nieder fiel, da alsdenn der, der uͤber Menſchen und oft uͤber mehrere Voͤlker zu herrſchen hatte, unter dem laͤrmenden Getoͤne der Hoͤrner und lauten Freuden der Schmeicheley, ein Zuſchauer der ſchmauſenden Hunde war, die mit dem gefal- lenen Wild ihren grauſamen erjagten Hunger ſtillten.
Wir finden in dieſem Jahrhunderte auch einen Jagdorden, naͤmlich den Jaͤgerorden des guͤldnen Hirſches, welchen der letzte piaſtiſche Herzog Georg Wilhelm zu Brieg 1672, bey Gelegenheit einer Jagdluſt im Thiergarten da- ſelbſt, ſtiftete. Das ordenskleinod war ein von Gold geſchlagenes Eichenblatt, auf deſſen einer Seite ein Hirſch, auf der andern aber ein rothes Herz mit einem weiſſem Kreuz, wel- ches auf der Bruſt an einem mit Golde durch- wirkten Bande getragen wurde. Gryphius giebt uns naͤhere Nachricht von den Geſetzen und der Anzahl der Mitglieder dieſes Or- dens f).
Ueberzeugt von den Nachtheilen der freyen Puͤrſch, ſuchte man im ſiebenzehnten Jahrhun-
derte
f) S. Kurzer Entwurf der geiſtlichen und weltli- chen Ritterorden. S. 368.
II.Theil. F f
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gleichen nachthun durfte, und noch jetzt nicht
darf. Man beſtimmte dazu einen Hirſch, den
man aufjagte, und ſo lange verfolgte, bis er
ſeine Kraͤfte erſchoͤpft hatte, und todt nieder
fiel, da alsdenn der, der uͤber Menſchen und oft
uͤber mehrere Voͤlker zu herrſchen hatte, unter
dem laͤrmenden Getoͤne der Hoͤrner und lauten
Freuden der Schmeicheley, ein Zuſchauer der
ſchmauſenden Hunde war, die mit dem gefal-
lenen Wild ihren grauſamen erjagten Hunger
ſtillten.
Wir finden in dieſem Jahrhunderte auch
einen Jagdorden, naͤmlich den Jaͤgerorden des
guͤldnen Hirſches, welchen der letzte piaſtiſche
Herzog Georg Wilhelm zu Brieg 1672, bey
Gelegenheit einer Jagdluſt im Thiergarten da-
ſelbſt, ſtiftete. Das ordenskleinod war ein
von Gold geſchlagenes Eichenblatt, auf deſſen
einer Seite ein Hirſch, auf der andern aber
ein rothes Herz mit einem weiſſem Kreuz, wel-
ches auf der Bruſt an einem mit Golde durch-
wirkten Bande getragen wurde. Gryphius
giebt uns naͤhere Nachricht von den Geſetzen
und der Anzahl der Mitglieder dieſes Or-
dens f).
Ueberzeugt von den Nachtheilen der freyen
Puͤrſch, ſuchte man im ſiebenzehnten Jahrhun-
derte
f) S. Kurzer Entwurf der geiſtlichen und weltli-
chen Ritterorden. S. 368.
II. Theil. F f
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/459>, abgerufen am 22.11.2024.
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