dahin oder in das Feld setzte, und sich weder durch Feldhüter, noch Abhetzen, Wehren, Schre- cken, Trommelschlagen, Getön, Geruf oder Geschrey abhalten ließ; vielmehr wurde das junge im Felde erzeugte Wild an das Feld gewöhnt, und zehrte Feld- und Wiesenfrüch- te auf. Daher ergiengen an die Regierung beständige Bitten um Erlaß. Die Ursachen hiervon lagen theils an der allzustarken He- gung des Wildes von den Vorfahren, wovon noch die Jagdordnung vom J. 1624 einen Beweis ablegen kann. Vornehmlich aber war auch der Krieg eine Ursache, und in den Feld- und Buschhölzern, Waldköpfen, Vor- hölzern und Feldhecken; diese waren ehemals ganz licht, ausgehauen, von der Unterthanen Vieh betrieben und nie geheget worden; da denn auch das Wildpret den Feldern nicht lä- stig war, sondern bloß in seinen tiefen und ho- hen Wäldern blieb. Nachdem aber bey den unruhigen Kriegszeiten diese eben bemerkten Orte ganz bewachsen, und von den Untertha- nen, wegen Feindesgefahr und Mangel des Vie- hes nicht betrieben werden können, hatte das Wildpret sich aus den hohen Wäldern und der Wildbahn darein gezogen, und wurde wie in der Wildbahn mit Fleiß geheget. Es wur- den daher zuförderst die Feldhölzer von den Forst- und Jagdbedienten mit Zuziehung der Obrigkeit jedes Orts niedergehauen, die von Wäldern entlegenen Waldköpfe aufgeräumt,
aus-
dahin oder in das Feld ſetzte, und ſich weder durch Feldhuͤter, noch Abhetzen, Wehren, Schre- cken, Trommelſchlagen, Getoͤn, Geruf oder Geſchrey abhalten ließ; vielmehr wurde das junge im Felde erzeugte Wild an das Feld gewoͤhnt, und zehrte Feld- und Wieſenfruͤch- te auf. Daher ergiengen an die Regierung beſtaͤndige Bitten um Erlaß. Die Urſachen hiervon lagen theils an der allzuſtarken He- gung des Wildes von den Vorfahren, wovon noch die Jagdordnung vom J. 1624 einen Beweis ablegen kann. Vornehmlich aber war auch der Krieg eine Urſache, und in den Feld- und Buſchhoͤlzern, Waldkoͤpfen, Vor- hoͤlzern und Feldhecken; dieſe waren ehemals ganz licht, ausgehauen, von der Unterthanen Vieh betrieben und nie geheget worden; da denn auch das Wildpret den Feldern nicht laͤ- ſtig war, ſondern bloß in ſeinen tiefen und ho- hen Waͤldern blieb. Nachdem aber bey den unruhigen Kriegszeiten dieſe eben bemerkten Orte ganz bewachſen, und von den Untertha- nen, wegen Feindesgefahr und Mangel des Vie- hes nicht betrieben werden koͤnnen, hatte das Wildpret ſich aus den hohen Waͤldern und der Wildbahn darein gezogen, und wurde wie in der Wildbahn mit Fleiß geheget. Es wur- den daher zufoͤrderſt die Feldhoͤlzer von den Forſt- und Jagdbedienten mit Zuziehung der Obrigkeit jedes Orts niedergehauen, die von Waͤldern entlegenen Waldkoͤpfe aufgeraͤumt,
aus-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0448"n="438"/>
dahin oder in das Feld ſetzte, und ſich weder<lb/>
durch Feldhuͤter, noch Abhetzen, Wehren, Schre-<lb/>
cken, Trommelſchlagen, Getoͤn, Geruf oder<lb/>
Geſchrey abhalten ließ; vielmehr wurde das<lb/>
junge im Felde erzeugte Wild an das Feld<lb/>
gewoͤhnt, und zehrte Feld- und Wieſenfruͤch-<lb/>
te auf. Daher ergiengen an die Regierung<lb/>
beſtaͤndige Bitten um Erlaß. Die Urſachen<lb/>
hiervon lagen theils an der allzuſtarken He-<lb/>
gung des Wildes von den Vorfahren, wovon<lb/>
noch die Jagdordnung vom J. 1624 einen<lb/>
Beweis ablegen kann. Vornehmlich aber<lb/>
war auch der Krieg eine Urſache, und in den<lb/>
Feld- und Buſchhoͤlzern, Waldkoͤpfen, Vor-<lb/>
hoͤlzern und Feldhecken; dieſe waren ehemals<lb/>
ganz licht, ausgehauen, von der Unterthanen<lb/>
Vieh betrieben und nie geheget worden; da<lb/>
denn auch das Wildpret den Feldern nicht laͤ-<lb/>ſtig war, ſondern bloß in ſeinen tiefen und ho-<lb/>
hen Waͤldern blieb. Nachdem aber bey den<lb/>
unruhigen Kriegszeiten dieſe eben bemerkten<lb/>
Orte ganz bewachſen, und von den Untertha-<lb/>
nen, wegen Feindesgefahr und Mangel des Vie-<lb/>
hes nicht betrieben werden koͤnnen, hatte das<lb/>
Wildpret ſich aus den hohen Waͤldern und der<lb/>
Wildbahn darein gezogen, und wurde wie in<lb/>
der Wildbahn mit Fleiß geheget. Es wur-<lb/>
den daher zufoͤrderſt die Feldhoͤlzer von den<lb/>
Forſt- und Jagdbedienten mit Zuziehung der<lb/>
Obrigkeit jedes Orts niedergehauen, die von<lb/>
Waͤldern entlegenen Waldkoͤpfe aufgeraͤumt,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aus-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[438/0448]
dahin oder in das Feld ſetzte, und ſich weder
durch Feldhuͤter, noch Abhetzen, Wehren, Schre-
cken, Trommelſchlagen, Getoͤn, Geruf oder
Geſchrey abhalten ließ; vielmehr wurde das
junge im Felde erzeugte Wild an das Feld
gewoͤhnt, und zehrte Feld- und Wieſenfruͤch-
te auf. Daher ergiengen an die Regierung
beſtaͤndige Bitten um Erlaß. Die Urſachen
hiervon lagen theils an der allzuſtarken He-
gung des Wildes von den Vorfahren, wovon
noch die Jagdordnung vom J. 1624 einen
Beweis ablegen kann. Vornehmlich aber
war auch der Krieg eine Urſache, und in den
Feld- und Buſchhoͤlzern, Waldkoͤpfen, Vor-
hoͤlzern und Feldhecken; dieſe waren ehemals
ganz licht, ausgehauen, von der Unterthanen
Vieh betrieben und nie geheget worden; da
denn auch das Wildpret den Feldern nicht laͤ-
ſtig war, ſondern bloß in ſeinen tiefen und ho-
hen Waͤldern blieb. Nachdem aber bey den
unruhigen Kriegszeiten dieſe eben bemerkten
Orte ganz bewachſen, und von den Untertha-
nen, wegen Feindesgefahr und Mangel des Vie-
hes nicht betrieben werden koͤnnen, hatte das
Wildpret ſich aus den hohen Waͤldern und der
Wildbahn darein gezogen, und wurde wie in
der Wildbahn mit Fleiß geheget. Es wur-
den daher zufoͤrderſt die Feldhoͤlzer von den
Forſt- und Jagdbedienten mit Zuziehung der
Obrigkeit jedes Orts niedergehauen, die von
Waͤldern entlegenen Waldkoͤpfe aufgeraͤumt,
aus-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/448>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.