burg seinen Erbbeamten gehabt zu haben, wel- ches der deutlichste Beweis ist, daß es ein Erz- amt oder hohes Reichsamt war. Man wen- de nicht ein, daß sich Sachsen nicht davon ge- schrieben. Es unterblieb unstreitig deswegen, weil es schon ein weit höheres in seinem Titel hatte. Auch scheint man nur die Aemter in Titeln von je her genannt zu haben, wegen deren man Lehn hatte, welches wegen der Lehnsverfassung und Behauptung seiner Rech- te auf die Lehne geschahe. Auch scheint man die Regel bey den Titulaturen befolgt zu ha- ben, daß, wenn man mehrere Titel wegen ei- nes Amts oder Landes hatte, man nur den höchsten nannte. Doch wir nahen uns mehr unserm Zwecke, indem wir seit dem sechzehn- ten Jahrhunderte die Geschichte der Jagd aufsuchen. Die Reichsständte scheinen in diesem Regale, wo es als Regal behandelt wird, sonderlich seit diesen Zeiten auch meh- rere Gesetze ertheilet und mehr Einrichtun- gen gemacht zu haben, seitdem ihnen Carl V. durch seine Capitulation ihre Regalien und Hoheitsrechte nachdrücklich bestätigte. Ob aber gleich in vielen Landen die Jagd schon da- mals ein Regal war, so finden sich doch noch freye Jagden in diesen und folgenden Zeiten. Am berühmtesten ist die sogenannte freye Pürsch in Schwaben. Ihr Ursprung ver- liert sich in der Geschichte der mittlern Zeiten; vielleicht erreicht er gar die alte deutsche Jagd-
freyheit.
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burg ſeinen Erbbeamten gehabt zu haben, wel- ches der deutlichſte Beweis iſt, daß es ein Erz- amt oder hohes Reichsamt war. Man wen- de nicht ein, daß ſich Sachſen nicht davon ge- ſchrieben. Es unterblieb unſtreitig deswegen, weil es ſchon ein weit hoͤheres in ſeinem Titel hatte. Auch ſcheint man nur die Aemter in Titeln von je her genannt zu haben, wegen deren man Lehn hatte, welches wegen der Lehnsverfaſſung und Behauptung ſeiner Rech- te auf die Lehne geſchahe. Auch ſcheint man die Regel bey den Titulaturen befolgt zu ha- ben, daß, wenn man mehrere Titel wegen ei- nes Amts oder Landes hatte, man nur den hoͤchſten nannte. Doch wir nahen uns mehr unſerm Zwecke, indem wir ſeit dem ſechzehn- ten Jahrhunderte die Geſchichte der Jagd aufſuchen. Die Reichsſtaͤndte ſcheinen in dieſem Regale, wo es als Regal behandelt wird, ſonderlich ſeit dieſen Zeiten auch meh- rere Geſetze ertheilet und mehr Einrichtun- gen gemacht zu haben, ſeitdem ihnen Carl V. durch ſeine Capitulation ihre Regalien und Hoheitsrechte nachdruͤcklich beſtaͤtigte. Ob aber gleich in vielen Landen die Jagd ſchon da- mals ein Regal war, ſo finden ſich doch noch freye Jagden in dieſen und folgenden Zeiten. Am beruͤhmteſten iſt die ſogenannte freye Puͤrſch in Schwaben. Ihr Urſprung ver- liert ſich in der Geſchichte der mittlern Zeiten; vielleicht erreicht er gar die alte deutſche Jagd-
freyheit.
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burg ſeinen Erbbeamten gehabt zu haben, wel-
ches der deutlichſte Beweis iſt, daß es ein Erz-
amt oder hohes Reichsamt war. Man wen-
de nicht ein, daß ſich Sachſen nicht davon ge-
ſchrieben. Es unterblieb unſtreitig deswegen,
weil es ſchon ein weit hoͤheres in ſeinem Titel
hatte. Auch ſcheint man nur die Aemter in
Titeln von je her genannt zu haben, wegen
deren man Lehn hatte, welches wegen der
Lehnsverfaſſung und Behauptung ſeiner Rech-
te auf die Lehne geſchahe. Auch ſcheint man
die Regel bey den Titulaturen befolgt zu ha-
ben, daß, wenn man mehrere Titel wegen ei-
nes Amts oder Landes hatte, man nur den
hoͤchſten nannte. Doch wir nahen uns mehr
unſerm Zwecke, indem wir ſeit dem ſechzehn-
ten Jahrhunderte die Geſchichte der Jagd
aufſuchen. Die Reichsſtaͤndte ſcheinen in
dieſem Regale, wo es als Regal behandelt
wird, ſonderlich ſeit dieſen Zeiten auch meh-
rere Geſetze ertheilet und mehr Einrichtun-
gen gemacht zu haben, ſeitdem ihnen Carl
V. durch ſeine Capitulation ihre Regalien und
Hoheitsrechte nachdruͤcklich beſtaͤtigte. Ob
aber gleich in vielen Landen die Jagd ſchon da-
mals ein Regal war, ſo finden ſich doch noch
freye Jagden in dieſen und folgenden Zeiten.
Am beruͤhmteſten iſt die ſogenannte freye
Puͤrſch in Schwaben. Ihr Urſprung ver-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/403>, abgerufen am 22.11.2024.
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