wurden zu Leipzig über die ökonomische Forst- botanik besondere Vorlesungen von Herrn D. Ludwig gehalten.
Ein Hauptverdienst bey Verbesserungen des Holzbaues, und der Vermehrung desselben, bestehet darinnen, daß man, wo der Holz- mangel drohet, auf solche Hölzer sehe, welche schnell eine vorzügliche Höhe erreichen. Man suchte dieses durch verschiedene Versuche, die man hier und da anstellte, näher zu bestim- men. Man machte unter andern zu Leipzig einen Versuch mit Pfropfung der italienischen Pappeln, welche sich durch ihren schnellen Wuchs auszeichnen, und deswegen in Frank- reich sehr angepflanzt werden, und es erschien deshalb im J. 1764 in deutscher Uebersetzung die Kunst, italienische Pappeln aufzuziehen, mit Anmerkungen über die Wahl und Einrich- tung der Baumschulen von Herrn de St. Mau- rice. Man pfropfte zu Leipzig dergleichen ita- lienische Pappelreißer auf einheimische schwar- ze Pappeln, theils in die Schale, theils in den Spalt; sie treiben sehr lange Schossen. Man machte den nämlichen Versuch auch in der Schweiz. Man bauete viele andere frem- de Holzarten an, und sahe vorzüglich auf die von schnellem Wuchs, welche meist nordame- rikanische sind.
Die Herren Grafen von Stollberg berei- cherten dadurch ihre Forste, und machten die-
selben
wurden zu Leipzig uͤber die oͤkonomiſche Forſt- botanik beſondere Vorleſungen von Herrn D. Ludwig gehalten.
Ein Hauptverdienſt bey Verbeſſerungen des Holzbaues, und der Vermehrung deſſelben, beſtehet darinnen, daß man, wo der Holz- mangel drohet, auf ſolche Hoͤlzer ſehe, welche ſchnell eine vorzuͤgliche Hoͤhe erreichen. Man ſuchte dieſes durch verſchiedene Verſuche, die man hier und da anſtellte, naͤher zu beſtim- men. Man machte unter andern zu Leipzig einen Verſuch mit Pfropfung der italieniſchen Pappeln, welche ſich durch ihren ſchnellen Wuchs auszeichnen, und deswegen in Frank- reich ſehr angepflanzt werden, und es erſchien deshalb im J. 1764 in deutſcher Ueberſetzung die Kunſt, italieniſche Pappeln aufzuziehen, mit Anmerkungen uͤber die Wahl und Einrich- tung der Baumſchulen von Herrn de St. Mau- rice. Man pfropfte zu Leipzig dergleichen ita- lieniſche Pappelreißer auf einheimiſche ſchwar- ze Pappeln, theils in die Schale, theils in den Spalt; ſie treiben ſehr lange Schoſſen. Man machte den naͤmlichen Verſuch auch in der Schweiz. Man bauete viele andere frem- de Holzarten an, und ſahe vorzuͤglich auf die von ſchnellem Wuchs, welche meiſt nordame- rikaniſche ſind.
Die Herren Grafen von Stollberg berei- cherten dadurch ihre Forſte, und machten die-
ſelben
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wurden zu Leipzig uͤber die oͤkonomiſche Forſt-
botanik beſondere Vorleſungen von Herrn D.
Ludwig gehalten.
Ein Hauptverdienſt bey Verbeſſerungen
des Holzbaues, und der Vermehrung deſſelben,
beſtehet darinnen, daß man, wo der Holz-
mangel drohet, auf ſolche Hoͤlzer ſehe, welche
ſchnell eine vorzuͤgliche Hoͤhe erreichen. Man
ſuchte dieſes durch verſchiedene Verſuche, die
man hier und da anſtellte, naͤher zu beſtim-
men. Man machte unter andern zu Leipzig
einen Verſuch mit Pfropfung der italieniſchen
Pappeln, welche ſich durch ihren ſchnellen
Wuchs auszeichnen, und deswegen in Frank-
reich ſehr angepflanzt werden, und es erſchien
deshalb im J. 1764 in deutſcher Ueberſetzung
die Kunſt, italieniſche Pappeln aufzuziehen,
mit Anmerkungen uͤber die Wahl und Einrich-
tung der Baumſchulen von Herrn de St. Mau-
rice. Man pfropfte zu Leipzig dergleichen ita-
lieniſche Pappelreißer auf einheimiſche ſchwar-
ze Pappeln, theils in die Schale, theils in
den Spalt; ſie treiben ſehr lange Schoſſen.
Man machte den naͤmlichen Verſuch auch in
der Schweiz. Man bauete viele andere frem-
de Holzarten an, und ſahe vorzuͤglich auf die
von ſchnellem Wuchs, welche meiſt nordame-
rikaniſche ſind.
Die Herren Grafen von Stollberg berei-
cherten dadurch ihre Forſte, und machten die-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/370>, abgerufen am 22.11.2024.
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