Die Letztern beschuldigten sie hauptsäch- lich, daß sie nicht zu Gebäuden brauchbar sey, indem sie sich werse. Vitruv, der sie sehr rühmt, erwähnt von diesem Fehler nichts, und einige Neuere haben sie dagegen verthei- diget, worunter der Herr von Zanthier der Vorzüglichste ist. Allein, wenn auch dieses ihr Fehler wäre, wie er es doch nicht ist, ist es nicht schon Vortheil genug, daß ihr Holz vorzüglich ist, und daß sie sehr schnell wächst? Doch die Zanthierischen Versuche und Erfah- rungen haben sie hinlänglich vertheidiget. Er giebt im 53sten Stück des Leipziger Intelli- genzblatts vom Jahre 1775 selbst Nachricht davon. Nach seinen Beobachtungen wächst die Lerche bis zum dreyßigsten, vierzigsten und funfzigsten Jahre schnell, sodann aber langsamer, die Ringe werden enger, das Holz fester und gedrungener, und ein Baum von hundert Jahren hält 24 Zoll im Durchschnit- te. Je älter der Baum, desto dauerhafter ist sein Holz, so lange er gesund bleibt. Ist er 150 Jahr alt, so kann man ihn zu allen Wasser- und Landbauen brauchen, und ihn der Eiche weit vorziehen. Er fand die Bal- ken und Schwellen von dergleichen Holze nach 150 Jahren noch sehr gut; und die Säulen eines Thurms, die von dergleichen Holze waren, nach 200 Jahren noch unschädlich. Das Holz ist an Farbe etwas röthlich, und das röthlichste ist das beste. Es liebt vorzüglich
bergichte
Die Letztern beſchuldigten ſie hauptſaͤch- lich, daß ſie nicht zu Gebaͤuden brauchbar ſey, indem ſie ſich werſe. Vitruv, der ſie ſehr ruͤhmt, erwaͤhnt von dieſem Fehler nichts, und einige Neuere haben ſie dagegen verthei- diget, worunter der Herr von Zanthier der Vorzuͤglichſte iſt. Allein, wenn auch dieſes ihr Fehler waͤre, wie er es doch nicht iſt, iſt es nicht ſchon Vortheil genug, daß ihr Holz vorzuͤglich iſt, und daß ſie ſehr ſchnell waͤchſt? Doch die Zanthieriſchen Verſuche und Erfah- rungen haben ſie hinlaͤnglich vertheidiget. Er giebt im 53ſten Stuͤck des Leipziger Intelli- genzblatts vom Jahre 1775 ſelbſt Nachricht davon. Nach ſeinen Beobachtungen waͤchſt die Lerche bis zum dreyßigſten, vierzigſten und funfzigſten Jahre ſchnell, ſodann aber langſamer, die Ringe werden enger, das Holz feſter und gedrungener, und ein Baum von hundert Jahren haͤlt 24 Zoll im Durchſchnit- te. Je aͤlter der Baum, deſto dauerhafter iſt ſein Holz, ſo lange er geſund bleibt. Iſt er 150 Jahr alt, ſo kann man ihn zu allen Waſſer- und Landbauen brauchen, und ihn der Eiche weit vorziehen. Er fand die Bal- ken und Schwellen von dergleichen Holze nach 150 Jahren noch ſehr gut; und die Saͤulen eines Thurms, die von dergleichen Holze waren, nach 200 Jahren noch unſchaͤdlich. Das Holz iſt an Farbe etwas roͤthlich, und das roͤthlichſte iſt das beſte. Es liebt vorzuͤglich
bergichte
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Die Letztern beſchuldigten ſie hauptſaͤch-
lich, daß ſie nicht zu Gebaͤuden brauchbar ſey,
indem ſie ſich werſe. Vitruv, der ſie ſehr
ruͤhmt, erwaͤhnt von dieſem Fehler nichts,
und einige Neuere haben ſie dagegen verthei-
diget, worunter der Herr von Zanthier der
Vorzuͤglichſte iſt. Allein, wenn auch dieſes
ihr Fehler waͤre, wie er es doch nicht iſt, iſt
es nicht ſchon Vortheil genug, daß ihr Holz
vorzuͤglich iſt, und daß ſie ſehr ſchnell waͤchſt?
Doch die Zanthieriſchen Verſuche und Erfah-
rungen haben ſie hinlaͤnglich vertheidiget. Er
giebt im 53ſten Stuͤck des Leipziger Intelli-
genzblatts vom Jahre 1775 ſelbſt Nachricht
davon. Nach ſeinen Beobachtungen waͤchſt
die Lerche bis zum dreyßigſten, vierzigſten
und funfzigſten Jahre ſchnell, ſodann aber
langſamer, die Ringe werden enger, das Holz
feſter und gedrungener, und ein Baum von
hundert Jahren haͤlt 24 Zoll im Durchſchnit-
te. Je aͤlter der Baum, deſto dauerhafter
iſt ſein Holz, ſo lange er geſund bleibt. Iſt
er 150 Jahr alt, ſo kann man ihn zu allen
Waſſer- und Landbauen brauchen, und ihn
der Eiche weit vorziehen. Er fand die Bal-
ken und Schwellen von dergleichen Holze nach
150 Jahren noch ſehr gut; und die Saͤulen
eines Thurms, die von dergleichen Holze waren,
nach 200 Jahren noch unſchaͤdlich. Das
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/350>, abgerufen am 22.11.2024.
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