so hatte man vielerley Kirschen, Cerasa Aproniana, rothe und weiße, Macedonia s. Merasia, die sauren, Aetia oder Aetiana, die schwarzen süßen auch Vogelkirschen genannt, weil sie so sehr darnach gehen; Caeciliana, auf der einen Seite roth und auf der andern weiß, oder rothe Vogelkirschen. Aus Un- gern brachte man die Duratina Cerasa, von Durach, wovon sie den Namen haben; man pfropfte sie auf unsere Kirschbäume, und rühmte ihre Ergiebigkeit. Es waren große weiße Kirschen. In dem Meißnischen und im Voigtlande zog man viele Kirschen, davon man die großen, welche schwarz werden, Ama- rellen hieß. Man zog auch Mandeln in den Weinbergen, ingleichen Castanien, und in dem Elsaß waren ganze Castanienwälder. Man kannte ferner Amarellen, Kriechen, welsche Nüsse, Haselnüsse, Johannisbeeren.
Die Obstcultur blühete damals sonderlich im Meißnischen und Voigtländischen, in Bö- heim, Schlesien und der Mark. Coler be- merkt, daß zu seinen Zeiten die Deutschen al- lerhand ausländische Bäume anzubauen, so wie auch Kräuter, Früchte, Wurzeln und Blumen der Ausländer mehr anzupflanzen gesucht, bemerkt aber, daß es nicht arten wollte. Er nennt vornehmlich den Feigen- baum b). Indessen wünscht er doch, daß
die
b) S. Coler l. c. p. 136.
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ſo hatte man vielerley Kirſchen, Ceraſa Aproniana, rothe und weiße, Macedonia ſ. Meraſia, die ſauren, Aetia oder Aetiana, die ſchwarzen ſuͤßen auch Vogelkirſchen genannt, weil ſie ſo ſehr darnach gehen; Caeciliana, auf der einen Seite roth und auf der andern weiß, oder rothe Vogelkirſchen. Aus Un- gern brachte man die Duratina Ceraſa, von Durach, wovon ſie den Namen haben; man pfropfte ſie auf unſere Kirſchbaͤume, und ruͤhmte ihre Ergiebigkeit. Es waren große weiße Kirſchen. In dem Meißniſchen und im Voigtlande zog man viele Kirſchen, davon man die großen, welche ſchwarz werden, Ama- rellen hieß. Man zog auch Mandeln in den Weinbergen, ingleichen Caſtanien, und in dem Elſaß waren ganze Caſtanienwaͤlder. Man kannte ferner Amarellen, Kriechen, welſche Nuͤſſe, Haſelnuͤſſe, Johannisbeeren.
Die Obſtcultur bluͤhete damals ſonderlich im Meißniſchen und Voigtlaͤndiſchen, in Boͤ- heim, Schleſien und der Mark. Coler be- merkt, daß zu ſeinen Zeiten die Deutſchen al- lerhand auslaͤndiſche Baͤume anzubauen, ſo wie auch Kraͤuter, Fruͤchte, Wurzeln und Blumen der Auslaͤnder mehr anzupflanzen geſucht, bemerkt aber, daß es nicht arten wollte. Er nennt vornehmlich den Feigen- baum b). Indeſſen wuͤnſcht er doch, daß
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ſo hatte man vielerley Kirſchen, Ceraſa
Aproniana, rothe und weiße, Macedonia ſ.
Meraſia, die ſauren, Aetia oder Aetiana, die
ſchwarzen ſuͤßen auch Vogelkirſchen genannt,
weil ſie ſo ſehr darnach gehen; Caeciliana,
auf der einen Seite roth und auf der andern
weiß, oder rothe Vogelkirſchen. Aus Un-
gern brachte man die Duratina Ceraſa, von
Durach, wovon ſie den Namen haben; man
pfropfte ſie auf unſere Kirſchbaͤume, und
ruͤhmte ihre Ergiebigkeit. Es waren große
weiße Kirſchen. In dem Meißniſchen und im
Voigtlande zog man viele Kirſchen, davon
man die großen, welche ſchwarz werden, Ama-
rellen hieß. Man zog auch Mandeln in den
Weinbergen, ingleichen Caſtanien, und in
dem Elſaß waren ganze Caſtanienwaͤlder. Man
kannte ferner Amarellen, Kriechen, welſche
Nuͤſſe, Haſelnuͤſſe, Johannisbeeren.
Die Obſtcultur bluͤhete damals ſonderlich
im Meißniſchen und Voigtlaͤndiſchen, in Boͤ-
heim, Schleſien und der Mark. Coler be-
merkt, daß zu ſeinen Zeiten die Deutſchen al-
lerhand auslaͤndiſche Baͤume anzubauen, ſo
wie auch Kraͤuter, Fruͤchte, Wurzeln und
Blumen der Auslaͤnder mehr anzupflanzen
geſucht, bemerkt aber, daß es nicht arten
wollte. Er nennt vornehmlich den Feigen-
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b) S. Coler l. c. p. 136.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/35>, abgerufen am 24.11.2024.
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