Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Uebrigens aber finden sich im sechzehnten
Jahrhunderte wenig und fast kein Schriftstel-
ler, der sich besonders mit dem Forstwesen in
Deutschland beschäftiget hätte. Die Ursache
liegt unstreitig darinnen, weil die damaligen
ökonomischen Schriftsteller meist nur die alten
Oekonomen, ich meyne die Griechen und Rö-
mer, benutzten und auszogen, für welche die
wilde Holzkultur, da sie in so warmen Län-
dern lebten, nicht so sehr angelegen war, da-
her sie selbige auch nicht so umständlich behan-
delten, außer, in so ferne sie etwa wilde Bäu-
me zu ihren Schattengängen oder Thiergär-
ten, oder für ihre Weinberge zogen; denn es
ist bekannt, daß die Römer sonderlich Ulmen
pflanzten, um die Weinstöcke an denselben in
die Höhe zu leiten, und deswegen ordentliche
Baumschulen und Pflanzgärten von derglei-
chen wilden Bäumen hatten. Eine andere
Ursache des Mangels der Schriftsteller in der
wilden Holzkultur in diesen Zeiten, ist wahr-
scheinlich die, daß man dieselbe nicht genug
achtete, bis die Polizey sich ihrer nachdrückli-
cher und ernstlicher annahm; und endlich, daß
man das Forstwesen zu sehr mit Jagd ver-
band, so, daß die letztere das Hauptgeschäft
zu seyn scheint, daher wir viele Schriften über
die Jagd finden, die auch zugleich das Forst-
wesen mit behandeln, aber nicht als das Haupt-
geschäft. Alle diese also gehören vorzüglich
auch hierher. Ich rechne hierher die Schrif-

ten

Uebrigens aber finden ſich im ſechzehnten
Jahrhunderte wenig und faſt kein Schriftſtel-
ler, der ſich beſonders mit dem Forſtweſen in
Deutſchland beſchaͤftiget haͤtte. Die Urſache
liegt unſtreitig darinnen, weil die damaligen
oͤkonomiſchen Schriftſteller meiſt nur die alten
Oekonomen, ich meyne die Griechen und Roͤ-
mer, benutzten und auszogen, fuͤr welche die
wilde Holzkultur, da ſie in ſo warmen Laͤn-
dern lebten, nicht ſo ſehr angelegen war, da-
her ſie ſelbige auch nicht ſo umſtaͤndlich behan-
delten, außer, in ſo ferne ſie etwa wilde Baͤu-
me zu ihren Schattengaͤngen oder Thiergaͤr-
ten, oder fuͤr ihre Weinberge zogen; denn es
iſt bekannt, daß die Roͤmer ſonderlich Ulmen
pflanzten, um die Weinſtoͤcke an denſelben in
die Hoͤhe zu leiten, und deswegen ordentliche
Baumſchulen und Pflanzgaͤrten von derglei-
chen wilden Baͤumen hatten. Eine andere
Urſache des Mangels der Schriftſteller in der
wilden Holzkultur in dieſen Zeiten, iſt wahr-
ſcheinlich die, daß man dieſelbe nicht genug
achtete, bis die Polizey ſich ihrer nachdruͤckli-
cher und ernſtlicher annahm; und endlich, daß
man das Forſtweſen zu ſehr mit Jagd ver-
band, ſo, daß die letztere das Hauptgeſchaͤft
zu ſeyn ſcheint, daher wir viele Schriften uͤber
die Jagd finden, die auch zugleich das Forſt-
weſen mit behandeln, aber nicht als das Haupt-
geſchaͤft. Alle dieſe alſo gehoͤren vorzuͤglich
auch hierher. Ich rechne hierher die Schrif-

ten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0288" n="278"/>
        <p>Uebrigens aber finden &#x017F;ich im &#x017F;echzehnten<lb/>
Jahrhunderte wenig und fa&#x017F;t kein Schrift&#x017F;tel-<lb/>
ler, der &#x017F;ich be&#x017F;onders mit dem For&#x017F;twe&#x017F;en in<lb/>
Deut&#x017F;chland be&#x017F;cha&#x0364;ftiget ha&#x0364;tte. Die Ur&#x017F;ache<lb/>
liegt un&#x017F;treitig darinnen, weil die damaligen<lb/>
o&#x0364;konomi&#x017F;chen Schrift&#x017F;teller mei&#x017F;t nur die alten<lb/>
Oekonomen, ich meyne die Griechen und Ro&#x0364;-<lb/>
mer, benutzten und auszogen, fu&#x0364;r welche die<lb/>
wilde Holzkultur, da &#x017F;ie in &#x017F;o warmen La&#x0364;n-<lb/>
dern lebten, nicht &#x017F;o &#x017F;ehr angelegen war, da-<lb/>
her &#x017F;ie &#x017F;elbige auch nicht &#x017F;o um&#x017F;ta&#x0364;ndlich behan-<lb/>
delten, außer, in &#x017F;o ferne &#x017F;ie etwa wilde Ba&#x0364;u-<lb/>
me zu ihren Schattenga&#x0364;ngen oder Thierga&#x0364;r-<lb/>
ten, oder fu&#x0364;r ihre Weinberge zogen; denn es<lb/>
i&#x017F;t bekannt, daß die Ro&#x0364;mer &#x017F;onderlich Ulmen<lb/>
pflanzten, um die Wein&#x017F;to&#x0364;cke an den&#x017F;elben in<lb/>
die Ho&#x0364;he zu leiten, und deswegen ordentliche<lb/>
Baum&#x017F;chulen und Pflanzga&#x0364;rten von derglei-<lb/>
chen wilden Ba&#x0364;umen hatten. Eine andere<lb/>
Ur&#x017F;ache des Mangels der Schrift&#x017F;teller in der<lb/>
wilden Holzkultur in die&#x017F;en Zeiten, i&#x017F;t wahr-<lb/>
&#x017F;cheinlich die, daß man die&#x017F;elbe nicht genug<lb/>
achtete, bis die Polizey &#x017F;ich ihrer nachdru&#x0364;ckli-<lb/>
cher und ern&#x017F;tlicher annahm; und endlich, daß<lb/>
man das For&#x017F;twe&#x017F;en zu &#x017F;ehr mit Jagd ver-<lb/>
band, &#x017F;o, daß die letztere das Hauptge&#x017F;cha&#x0364;ft<lb/>
zu &#x017F;eyn &#x017F;cheint, daher wir viele Schriften u&#x0364;ber<lb/>
die Jagd finden, die auch zugleich das For&#x017F;t-<lb/>
we&#x017F;en mit behandeln, aber nicht als das Haupt-<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;ft. Alle die&#x017F;e al&#x017F;o geho&#x0364;ren vorzu&#x0364;glich<lb/>
auch hierher. Ich rechne hierher die Schrif-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0288] Uebrigens aber finden ſich im ſechzehnten Jahrhunderte wenig und faſt kein Schriftſtel- ler, der ſich beſonders mit dem Forſtweſen in Deutſchland beſchaͤftiget haͤtte. Die Urſache liegt unſtreitig darinnen, weil die damaligen oͤkonomiſchen Schriftſteller meiſt nur die alten Oekonomen, ich meyne die Griechen und Roͤ- mer, benutzten und auszogen, fuͤr welche die wilde Holzkultur, da ſie in ſo warmen Laͤn- dern lebten, nicht ſo ſehr angelegen war, da- her ſie ſelbige auch nicht ſo umſtaͤndlich behan- delten, außer, in ſo ferne ſie etwa wilde Baͤu- me zu ihren Schattengaͤngen oder Thiergaͤr- ten, oder fuͤr ihre Weinberge zogen; denn es iſt bekannt, daß die Roͤmer ſonderlich Ulmen pflanzten, um die Weinſtoͤcke an denſelben in die Hoͤhe zu leiten, und deswegen ordentliche Baumſchulen und Pflanzgaͤrten von derglei- chen wilden Baͤumen hatten. Eine andere Urſache des Mangels der Schriftſteller in der wilden Holzkultur in dieſen Zeiten, iſt wahr- ſcheinlich die, daß man dieſelbe nicht genug achtete, bis die Polizey ſich ihrer nachdruͤckli- cher und ernſtlicher annahm; und endlich, daß man das Forſtweſen zu ſehr mit Jagd ver- band, ſo, daß die letztere das Hauptgeſchaͤft zu ſeyn ſcheint, daher wir viele Schriften uͤber die Jagd finden, die auch zugleich das Forſt- weſen mit behandeln, aber nicht als das Haupt- geſchaͤft. Alle dieſe alſo gehoͤren vorzuͤglich auch hierher. Ich rechne hierher die Schrif- ten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/288
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/288>, abgerufen am 22.11.2024.