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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

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im Niederlande, zu Zwickau und da umher
getrieben, wo die Niederlande es gegen Rocken,
Gerste, Erbsen, umtauschten. Zur Fort-
pflanzung der Tannen, Fichten und Birken,
ließ man bey dem Holzfällen Saamenbäume
stehen. Um Pötzkaw hatte man ganze Wäl-
der von rothem Eibenholz. Man hatte Ei-
chen-, Tannen-, Castanien-, Pappelwälder.
Man bauete das Hagebutzenholz, Hanbuchen,
Errlen, Linden, Ahorn, Eschen, Buxbaum,
dessen Geruch und Saamen man vor schädlich
erkannte, Weiden.

In den damaligen Zeiten scheint sonderlich
die lüneburgische und mecklenburgische Holz-
kultur in Ansehen gestanden zu haben; wie aus
dem Coler erhellet. Man verfuhr dabey also
bey Anlegung einer Holzung: Man säete die
Eicheln um den Tag Gallus auf das gedüng-
te und gepflügte Land mit Korne, machte das
Korn zur Erndtenzeit etwas hoch über den jun-
gen Schößlingen der Eicheln ab, und ließ nun
diese aufwachsen, und schützte sie vor Vieh und
Wildpret auf zehn Jahre durch einen Zaun.
Man verpflanzte sie hierauf im März, und
stutzte sie bis ungefähr sechs Schuh lang über
der Erde. Man schonte bey dem Ausziehen
sonderlich die Stammwurzeln; das Ausziehen
geschahe im März, das Verpflanzen im alten
Mond. Eben so mit dem Buchen im März,
welche man zwey Fuß tief in die Erde pflanz-
te und oben etwas abhauete; die Birken pflanz-

te
II. Theil. S

im Niederlande, zu Zwickau und da umher
getrieben, wo die Niederlande es gegen Rocken,
Gerſte, Erbſen, umtauſchten. Zur Fort-
pflanzung der Tannen, Fichten und Birken,
ließ man bey dem Holzfaͤllen Saamenbaͤume
ſtehen. Um Poͤtzkaw hatte man ganze Waͤl-
der von rothem Eibenholz. Man hatte Ei-
chen-, Tannen-, Caſtanien-, Pappelwaͤlder.
Man bauete das Hagebutzenholz, Hanbuchen,
Errlen, Linden, Ahorn, Eſchen, Buxbaum,
deſſen Geruch und Saamen man vor ſchaͤdlich
erkannte, Weiden.

In den damaligen Zeiten ſcheint ſonderlich
die luͤneburgiſche und mecklenburgiſche Holz-
kultur in Anſehen geſtanden zu haben; wie aus
dem Coler erhellet. Man verfuhr dabey alſo
bey Anlegung einer Holzung: Man ſaͤete die
Eicheln um den Tag Gallus auf das geduͤng-
te und gepfluͤgte Land mit Korne, machte das
Korn zur Erndtenzeit etwas hoch uͤber den jun-
gen Schoͤßlingen der Eicheln ab, und ließ nun
dieſe aufwachſen, und ſchuͤtzte ſie vor Vieh und
Wildpret auf zehn Jahre durch einen Zaun.
Man verpflanzte ſie hierauf im Maͤrz, und
ſtutzte ſie bis ungefaͤhr ſechs Schuh lang uͤber
der Erde. Man ſchonte bey dem Ausziehen
ſonderlich die Stammwurzeln; das Ausziehen
geſchahe im Maͤrz, das Verpflanzen im alten
Mond. Eben ſo mit dem Buchen im Maͤrz,
welche man zwey Fuß tief in die Erde pflanz-
te und oben etwas abhauete; die Birken pflanz-

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II. Theil. S
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[273/0283] im Niederlande, zu Zwickau und da umher getrieben, wo die Niederlande es gegen Rocken, Gerſte, Erbſen, umtauſchten. Zur Fort- pflanzung der Tannen, Fichten und Birken, ließ man bey dem Holzfaͤllen Saamenbaͤume ſtehen. Um Poͤtzkaw hatte man ganze Waͤl- der von rothem Eibenholz. Man hatte Ei- chen-, Tannen-, Caſtanien-, Pappelwaͤlder. Man bauete das Hagebutzenholz, Hanbuchen, Errlen, Linden, Ahorn, Eſchen, Buxbaum, deſſen Geruch und Saamen man vor ſchaͤdlich erkannte, Weiden. In den damaligen Zeiten ſcheint ſonderlich die luͤneburgiſche und mecklenburgiſche Holz- kultur in Anſehen geſtanden zu haben; wie aus dem Coler erhellet. Man verfuhr dabey alſo bey Anlegung einer Holzung: Man ſaͤete die Eicheln um den Tag Gallus auf das geduͤng- te und gepfluͤgte Land mit Korne, machte das Korn zur Erndtenzeit etwas hoch uͤber den jun- gen Schoͤßlingen der Eicheln ab, und ließ nun dieſe aufwachſen, und ſchuͤtzte ſie vor Vieh und Wildpret auf zehn Jahre durch einen Zaun. Man verpflanzte ſie hierauf im Maͤrz, und ſtutzte ſie bis ungefaͤhr ſechs Schuh lang uͤber der Erde. Man ſchonte bey dem Ausziehen ſonderlich die Stammwurzeln; das Ausziehen geſchahe im Maͤrz, das Verpflanzen im alten Mond. Eben ſo mit dem Buchen im Maͤrz, welche man zwey Fuß tief in die Erde pflanz- te und oben etwas abhauete; die Birken pflanz- te II. Theil. S

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/283>, abgerufen am 22.11.2024.