dem nördlichen Asien nach Deutschland, da sie Frankreich erst im Jahre 1615 durch Ba- chelier erhielt.
Unter die damals bekannten und häufig angebaueten Holzarten, gehört das Kienholz, welches man aus Saamen zog, den man aus den Kienäpfeln drosch; es wurde sonderlich in der Mark und im Mecklenburgischen auf dürrem sandigem Boden erbauet. Tannen wurden sonderlich im Meißnischen und im Voigtlande gezogen, auf bergichtem und star- kem Boden. Man wendete weiter keine große Wartung auf sie, sondern ließ den Saamen in den Tannenzapfen von sich selbst ausfallen, und sie also sich selbst säen und fortpflanzen. Man hielt viel auf die Birken, wegen ihres Safts, den man als eine Art Schminke brauchte, zur Verschönerung des Gesichts und zur Reinigung von allerhand Flecken, daher die Landleute sie häufig im März anbohrten, um ihn aufzu- fangen. Die Fichten werden stark gebauet, häufig auch aus dem Saamen der Zapfen, man sammelte von ihnen das Harz als einen Balsam, dessen sich die Wundärzte bedienten; noch mehr aber benutzte man sie zum Pech. Dergleichen Pechsiedereyen waren zu und um Auerbach, zu Großbitz, Falkenstein im Amte Schwarzberg, Grünenhayn, Schneeberg, Marienberg, Tannenberg, auf dem Geier, Adorf, Schleiz, Greiz, im Jochimsthal. Es wurde nach Colern sehr starker Handel damit
im
dem noͤrdlichen Aſien nach Deutſchland, da ſie Frankreich erſt im Jahre 1615 durch Ba- chelier erhielt.
Unter die damals bekannten und haͤufig angebaueten Holzarten, gehoͤrt das Kienholz, welches man aus Saamen zog, den man aus den Kienaͤpfeln droſch; es wurde ſonderlich in der Mark und im Mecklenburgiſchen auf duͤrrem ſandigem Boden erbauet. Tannen wurden ſonderlich im Meißniſchen und im Voigtlande gezogen, auf bergichtem und ſtar- kem Boden. Man wendete weiter keine große Wartung auf ſie, ſondern ließ den Saamen in den Tannenzapfen von ſich ſelbſt ausfallen, und ſie alſo ſich ſelbſt ſaͤen und fortpflanzen. Man hielt viel auf die Birken, wegen ihres Safts, den man als eine Art Schminke brauchte, zur Verſchoͤnerung des Geſichts und zur Reinigung von allerhand Flecken, daher die Landleute ſie haͤufig im Maͤrz anbohrten, um ihn aufzu- fangen. Die Fichten werden ſtark gebauet, haͤufig auch aus dem Saamen der Zapfen, man ſammelte von ihnen das Harz als einen Balſam, deſſen ſich die Wundaͤrzte bedienten; noch mehr aber benutzte man ſie zum Pech. Dergleichen Pechſiedereyen waren zu und um Auerbach, zu Großbitz, Falkenſtein im Amte Schwarzberg, Gruͤnenhayn, Schneeberg, Marienberg, Tannenberg, auf dem Geier, Adorf, Schleiz, Greiz, im Jochimsthal. Es wurde nach Colern ſehr ſtarker Handel damit
im
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dem noͤrdlichen Aſien nach Deutſchland, da
ſie Frankreich erſt im Jahre 1615 durch Ba-
chelier erhielt.
Unter die damals bekannten und haͤufig
angebaueten Holzarten, gehoͤrt das Kienholz,
welches man aus Saamen zog, den man aus
den Kienaͤpfeln droſch; es wurde ſonderlich
in der Mark und im Mecklenburgiſchen auf
duͤrrem ſandigem Boden erbauet. Tannen
wurden ſonderlich im Meißniſchen und im
Voigtlande gezogen, auf bergichtem und ſtar-
kem Boden. Man wendete weiter keine große
Wartung auf ſie, ſondern ließ den Saamen
in den Tannenzapfen von ſich ſelbſt ausfallen,
und ſie alſo ſich ſelbſt ſaͤen und fortpflanzen. Man
hielt viel auf die Birken, wegen ihres Safts,
den man als eine Art Schminke brauchte, zur
Verſchoͤnerung des Geſichts und zur Reinigung
von allerhand Flecken, daher die Landleute ſie
haͤufig im Maͤrz anbohrten, um ihn aufzu-
fangen. Die Fichten werden ſtark gebauet,
haͤufig auch aus dem Saamen der Zapfen,
man ſammelte von ihnen das Harz als einen
Balſam, deſſen ſich die Wundaͤrzte bedienten;
noch mehr aber benutzte man ſie zum Pech.
Dergleichen Pechſiedereyen waren zu und um
Auerbach, zu Großbitz, Falkenſtein im Amte
Schwarzberg, Gruͤnenhayn, Schneeberg,
Marienberg, Tannenberg, auf dem Geier,
Adorf, Schleiz, Greiz, im Jochimsthal. Es
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/282>, abgerufen am 22.11.2024.
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