bringt er dadurch das Land zum höchsten Er- trag. Auf diese beyde Erfahrungen gründet er den Hauptsatz seines Systems, den Acker so zu benutzen, daß er nicht nur seine Ober- fläche, sondern auch zugleich den tiefen Grund zu verschiedenen Pflanzen anwende, und Ge- legenheit habe, ihn zulänglich zu düngen, und hierdurch gleichsam dessen Grundfläche verdopple. Er verbreitet vorzüglich den Wie- sen- und Weinbau, und verwirft unter den Wiesengewächsen bey diesem System nur die, welche tiefe Wurzeln treiben, dergleichen Es- per und Luzerne sind, weil die Reben an sich schon ihre Wurzeln weit und tief verbreiten: auch müssen die, zwischen dem Weine wachsen- den Gewächse nicht zu hoch gehen, noch so viel Schatten geben, wie die Bohnen und Wälsch- korn. Die unschädlichsten Futterpflanzen sind in diesem Systeme neben den niedern Kü- chengewächsen die Deck- und Burgunder Rü- ben, auch gemeine Rüben, Bodenkohlraben und die Grundbirnen, doch so, daß noch ein bis zwey Fuß leerer Raum für den Weinstock übrig bleibe, wo man in der Ebene mit dem leich- ten Pfluge, und am Berge mit der Hacke wohl zukommen kann.
Das Rebwerk muß dabey an Gelenke gebunden werden, daß es nur gleichsam eine Wand ausmacht. Man kann zu dem Ende eichene Zäune stecken, von Ruthe zu Ruthe
in
O 4
bringt er dadurch das Land zum hoͤchſten Er- trag. Auf dieſe beyde Erfahrungen gruͤndet er den Hauptſatz ſeines Syſtems, den Acker ſo zu benutzen, daß er nicht nur ſeine Ober- flaͤche, ſondern auch zugleich den tiefen Grund zu verſchiedenen Pflanzen anwende, und Ge- legenheit habe, ihn zulaͤnglich zu duͤngen, und hierdurch gleichſam deſſen Grundflaͤche verdopple. Er verbreitet vorzuͤglich den Wie- ſen- und Weinbau, und verwirft unter den Wieſengewaͤchſen bey dieſem Syſtem nur die, welche tiefe Wurzeln treiben, dergleichen Eſ- per und Luzerne ſind, weil die Reben an ſich ſchon ihre Wurzeln weit und tief verbreiten: auch muͤſſen die, zwiſchen dem Weine wachſen- den Gewaͤchſe nicht zu hoch gehen, noch ſo viel Schatten geben, wie die Bohnen und Waͤlſch- korn. Die unſchaͤdlichſten Futterpflanzen ſind in dieſem Syſteme neben den niedern Kuͤ- chengewaͤchſen die Deck- und Burgunder Ruͤ- ben, auch gemeine Ruͤben, Bodenkohlraben und die Grundbirnen, doch ſo, daß noch ein bis zwey Fuß leerer Raum fuͤr den Weinſtock uͤbrig bleibe, wo man in der Ebene mit dem leich- ten Pfluge, und am Berge mit der Hacke wohl zukommen kann.
Das Rebwerk muß dabey an Gelenke gebunden werden, daß es nur gleichſam eine Wand ausmacht. Man kann zu dem Ende eichene Zaͤune ſtecken, von Ruthe zu Ruthe
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O 4
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[215/0225]
bringt er dadurch das Land zum hoͤchſten Er-
trag. Auf dieſe beyde Erfahrungen gruͤndet
er den Hauptſatz ſeines Syſtems, den Acker
ſo zu benutzen, daß er nicht nur ſeine Ober-
flaͤche, ſondern auch zugleich den tiefen Grund
zu verſchiedenen Pflanzen anwende, und Ge-
legenheit habe, ihn zulaͤnglich zu duͤngen,
und hierdurch gleichſam deſſen Grundflaͤche
verdopple. Er verbreitet vorzuͤglich den Wie-
ſen- und Weinbau, und verwirft unter den
Wieſengewaͤchſen bey dieſem Syſtem nur die,
welche tiefe Wurzeln treiben, dergleichen Eſ-
per und Luzerne ſind, weil die Reben an ſich
ſchon ihre Wurzeln weit und tief verbreiten:
auch muͤſſen die, zwiſchen dem Weine wachſen-
den Gewaͤchſe nicht zu hoch gehen, noch ſo viel
Schatten geben, wie die Bohnen und Waͤlſch-
korn. Die unſchaͤdlichſten Futterpflanzen
ſind in dieſem Syſteme neben den niedern Kuͤ-
chengewaͤchſen die Deck- und Burgunder Ruͤ-
ben, auch gemeine Ruͤben, Bodenkohlraben
und die Grundbirnen, doch ſo, daß noch ein bis
zwey Fuß leerer Raum fuͤr den Weinſtock uͤbrig
bleibe, wo man in der Ebene mit dem leich-
ten Pfluge, und am Berge mit der Hacke
wohl zukommen kann.
Das Rebwerk muß dabey an Gelenke
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/225>, abgerufen am 27.11.2024.
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