sodann ablöst, oder sie gleich anfangs abge- löst in die Erde setzt. Bey der ersten Art braucht man an vielen Orten das sogenannte Durchziehen der einzulegenden Rebe durch ei- nen Korb oder irdenes Geschirr, welches auch schon die Römer kannten, und wodurch man in Frankreich noch jetzt ganze Berge besetzt, weil man hierbey nicht Gefahr läuft, daß der Stock nicht anwachse. Man könnte hierin- nen einen andern vorzüglichen Gebrauch der Römer nachahmen, welche auf diese Art auch fruchtbare Reben ihrer Stöcke einlegten, wenn sie dieselben auch nicht als junge Stöcke be- nutzten, sondern als eine Ruthe, die Trauben getragen hatte, beym künftigen Beschneiden völlig wegschnitten und wegwarfen. Sie hat- ten dabey zweyerley Absichten, einmal die Trauben vollkommen zu machen, wenn diese Rebe nicht nur von ihrer Mutterwurzel, son- dern auch aus der Erde zugleich Saft bekäme, und also doppelte Nahrung empfienge. So- dann machte die in die Erde herabgebogene Ruthe nahe beym Stock einen Bogen, aus welchem nahe am Stock junges Holz wächst, und man bekommt allen Vortheil, den sonst die Bogen gewähren.
Herr Gaupp, in seinem verbesserten Wein- baue s), dachte schon darauf, alte Weinberge
zu
s) S. Gaupps verbesserten Weinbau; wie auch den Stutgarter Kalend. v. 1777.
M 5
ſodann abloͤſt, oder ſie gleich anfangs abge- loͤſt in die Erde ſetzt. Bey der erſten Art braucht man an vielen Orten das ſogenannte Durchziehen der einzulegenden Rebe durch ei- nen Korb oder irdenes Geſchirr, welches auch ſchon die Roͤmer kannten, und wodurch man in Frankreich noch jetzt ganze Berge beſetzt, weil man hierbey nicht Gefahr laͤuft, daß der Stock nicht anwachſe. Man koͤnnte hierin- nen einen andern vorzuͤglichen Gebrauch der Roͤmer nachahmen, welche auf dieſe Art auch fruchtbare Reben ihrer Stoͤcke einlegten, wenn ſie dieſelben auch nicht als junge Stoͤcke be- nutzten, ſondern als eine Ruthe, die Trauben getragen hatte, beym kuͤnftigen Beſchneiden voͤllig wegſchnitten und wegwarfen. Sie hat- ten dabey zweyerley Abſichten, einmal die Trauben vollkommen zu machen, wenn dieſe Rebe nicht nur von ihrer Mutterwurzel, ſon- dern auch aus der Erde zugleich Saft bekaͤme, und alſo doppelte Nahrung empfienge. So- dann machte die in die Erde herabgebogene Ruthe nahe beym Stock einen Bogen, aus welchem nahe am Stock junges Holz waͤchſt, und man bekommt allen Vortheil, den ſonſt die Bogen gewaͤhren.
Herr Gaupp, in ſeinem verbeſſerten Wein- baue s), dachte ſchon darauf, alte Weinberge
zu
s) S. Gaupps verbeſſerten Weinbau; wie auch den Stutgarter Kalend. v. 1777.
M 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0195"n="185"/>ſodann abloͤſt, oder ſie gleich anfangs abge-<lb/>
loͤſt in die Erde ſetzt. Bey der erſten Art<lb/>
braucht man an vielen Orten das ſogenannte<lb/>
Durchziehen der einzulegenden Rebe durch ei-<lb/>
nen Korb oder irdenes Geſchirr, welches auch<lb/>ſchon die Roͤmer kannten, und wodurch man<lb/>
in Frankreich noch jetzt ganze Berge beſetzt,<lb/>
weil man hierbey nicht Gefahr laͤuft, daß der<lb/>
Stock nicht anwachſe. Man koͤnnte hierin-<lb/>
nen einen andern vorzuͤglichen Gebrauch der<lb/>
Roͤmer nachahmen, welche auf dieſe Art auch<lb/>
fruchtbare Reben ihrer Stoͤcke einlegten, wenn<lb/>ſie dieſelben auch nicht als junge Stoͤcke be-<lb/>
nutzten, ſondern als eine Ruthe, die Trauben<lb/>
getragen hatte, beym kuͤnftigen Beſchneiden<lb/>
voͤllig wegſchnitten und wegwarfen. Sie hat-<lb/>
ten dabey zweyerley Abſichten, einmal die<lb/>
Trauben vollkommen zu machen, wenn dieſe<lb/>
Rebe nicht nur von ihrer Mutterwurzel, ſon-<lb/>
dern auch aus der Erde zugleich Saft bekaͤme,<lb/>
und alſo doppelte Nahrung empfienge. So-<lb/>
dann machte die in die Erde herabgebogene<lb/>
Ruthe nahe beym Stock einen Bogen, aus<lb/>
welchem nahe am Stock junges Holz waͤchſt,<lb/>
und man bekommt allen Vortheil, den ſonſt<lb/>
die Bogen gewaͤhren.</p><lb/><p>Herr Gaupp, in ſeinem verbeſſerten Wein-<lb/>
baue <noteplace="foot"n="s)">S. Gaupps verbeſſerten Weinbau; wie auch den<lb/>
Stutgarter Kalend. v. 1777.</note>, dachte ſchon darauf, alte Weinberge<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">zu</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[185/0195]
ſodann abloͤſt, oder ſie gleich anfangs abge-
loͤſt in die Erde ſetzt. Bey der erſten Art
braucht man an vielen Orten das ſogenannte
Durchziehen der einzulegenden Rebe durch ei-
nen Korb oder irdenes Geſchirr, welches auch
ſchon die Roͤmer kannten, und wodurch man
in Frankreich noch jetzt ganze Berge beſetzt,
weil man hierbey nicht Gefahr laͤuft, daß der
Stock nicht anwachſe. Man koͤnnte hierin-
nen einen andern vorzuͤglichen Gebrauch der
Roͤmer nachahmen, welche auf dieſe Art auch
fruchtbare Reben ihrer Stoͤcke einlegten, wenn
ſie dieſelben auch nicht als junge Stoͤcke be-
nutzten, ſondern als eine Ruthe, die Trauben
getragen hatte, beym kuͤnftigen Beſchneiden
voͤllig wegſchnitten und wegwarfen. Sie hat-
ten dabey zweyerley Abſichten, einmal die
Trauben vollkommen zu machen, wenn dieſe
Rebe nicht nur von ihrer Mutterwurzel, ſon-
dern auch aus der Erde zugleich Saft bekaͤme,
und alſo doppelte Nahrung empfienge. So-
dann machte die in die Erde herabgebogene
Ruthe nahe beym Stock einen Bogen, aus
welchem nahe am Stock junges Holz waͤchſt,
und man bekommt allen Vortheil, den ſonſt
die Bogen gewaͤhren.
Herr Gaupp, in ſeinem verbeſſerten Wein-
baue s), dachte ſchon darauf, alte Weinberge
zu
s) S. Gaupps verbeſſerten Weinbau; wie auch den
Stutgarter Kalend. v. 1777.
M 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/195>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.