In dem Rheingaue i) fällt in diese Zei- ten die Einführung der Kleinberger Trauben: man führte sie vornehmlich deswegen ein, da- mit man den hitzigen Kieß und Leimboden nu- tzen konnte, wo die Rißlinge nicht gut fort- zubringen waren. Die Rißlinge also, mit Kleinberger Trauben vermischt, waren schon damals in dem Rheingau die allgemeinen Trauben, wie sie heut zu tage noch sind.
Um Augsburg herum pflanzten die Fug- ger im 16ten Jahrhundert viele Weine an. Aber auch schon in den damaligen Zeiten fin- den sich häufige Spuren von Weinverfäl- schung, daß schon 1497 sich Kaiserliche Ver- ordnungen und Reichsabschiede finden, die die schärfste Strafe auf Weinverfälschungen setzen, und die Zufälle, die von dergleichen Verfälschungen schon damals entstanden und bemerkt werden, und welche denen, so von mit Bley verfälschten Weinen entstehen, sind die deutlichsten Beweise, daß man schon da- mals diese schädliche Kunst verstanden.
Was die Schriftsteller über den Weinbau in diesem Jahrhunderte betrifft, so finden sich zwar nicht so häufig solche, die ihn beson- ders behandelt hätten, allein fast alle oben an-
geführ-
i) S. den Rheingauer Weinbau, p. 111.
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auch aus dem Palladius noch andere Wein- kuͤnſte.
In dem Rheingaue i) faͤllt in dieſe Zei- ten die Einfuͤhrung der Kleinberger Trauben: man fuͤhrte ſie vornehmlich deswegen ein, da- mit man den hitzigen Kieß und Leimboden nu- tzen konnte, wo die Rißlinge nicht gut fort- zubringen waren. Die Rißlinge alſo, mit Kleinberger Trauben vermiſcht, waren ſchon damals in dem Rheingau die allgemeinen Trauben, wie ſie heut zu tage noch ſind.
Um Augsburg herum pflanzten die Fug- ger im 16ten Jahrhundert viele Weine an. Aber auch ſchon in den damaligen Zeiten fin- den ſich haͤufige Spuren von Weinverfaͤl- ſchung, daß ſchon 1497 ſich Kaiſerliche Ver- ordnungen und Reichsabſchiede finden, die die ſchaͤrfſte Strafe auf Weinverfaͤlſchungen ſetzen, und die Zufaͤlle, die von dergleichen Verfaͤlſchungen ſchon damals entſtanden und bemerkt werden, und welche denen, ſo von mit Bley verfaͤlſchten Weinen entſtehen, ſind die deutlichſten Beweiſe, daß man ſchon da- mals dieſe ſchaͤdliche Kunſt verſtanden.
Was die Schriftſteller uͤber den Weinbau in dieſem Jahrhunderte betrifft, ſo finden ſich zwar nicht ſo haͤufig ſolche, die ihn beſon- ders behandelt haͤtten, allein faſt alle oben an-
gefuͤhr-
i) S. den Rheingauer Weinbau, p. 111.
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auch aus dem Palladius noch andere Wein-
kuͤnſte.
In dem Rheingaue i) faͤllt in dieſe Zei-
ten die Einfuͤhrung der Kleinberger Trauben:
man fuͤhrte ſie vornehmlich deswegen ein, da-
mit man den hitzigen Kieß und Leimboden nu-
tzen konnte, wo die Rißlinge nicht gut fort-
zubringen waren. Die Rißlinge alſo, mit
Kleinberger Trauben vermiſcht, waren ſchon
damals in dem Rheingau die allgemeinen
Trauben, wie ſie heut zu tage noch ſind.
Um Augsburg herum pflanzten die Fug-
ger im 16ten Jahrhundert viele Weine an.
Aber auch ſchon in den damaligen Zeiten fin-
den ſich haͤufige Spuren von Weinverfaͤl-
ſchung, daß ſchon 1497 ſich Kaiſerliche Ver-
ordnungen und Reichsabſchiede finden, die
die ſchaͤrfſte Strafe auf Weinverfaͤlſchungen
ſetzen, und die Zufaͤlle, die von dergleichen
Verfaͤlſchungen ſchon damals entſtanden und
bemerkt werden, und welche denen, ſo von
mit Bley verfaͤlſchten Weinen entſtehen, ſind
die deutlichſten Beweiſe, daß man ſchon da-
mals dieſe ſchaͤdliche Kunſt verſtanden.
Was die Schriftſteller uͤber den Weinbau
in dieſem Jahrhunderte betrifft, ſo finden
ſich zwar nicht ſo haͤufig ſolche, die ihn beſon-
ders behandelt haͤtten, allein faſt alle oben an-
gefuͤhr-
i) S. den Rheingauer Weinbau, p. 111.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/173>, abgerufen am 24.11.2024.
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