nisches Gehege, und wird neben dem in der Hof Lößnitz für den vorzüglichsten an Güte, Dauer und Geschmack unter den churfürst- lichen Bergen gehalten; nach ihnen folgen die Cossabauder, Siptitzer, Zadler und Belgeri- schen Berge, und endlich die Wittenberger und Senftenberger. Der Berg Röglitz bey Mer- seburg, dessen Anlage in das 16te Jahrhun- dert fällt, ist wegen seiner medicinischen Wir- kung bekannt. Er soll häufig mit ungarischen Früchten beflanzt seyn, und ist zuweilen sehr ergiebig. Sein Inhalt ist 23 und ein halber Acker, welche in den schlechtesten Jahren we- nigstens 100 Eymer Most geben, in guten hingegen 300, in dem Jahre 1775 gar 500 gaben.
Die sächsischen Weine wurden im 16ten Jahrhunderte häufig nach Magdeburg und Hamburg verführt, und an dem letztern Orte durch die Kunst häufig in ausländische süße verwandelt. Christian 1. machte sich sonder- lich durch seine Weinbergsordnung vom J. 1588 um den sächsischen Weinbau verdient. Er sucht darinnen allen Unordnungen in den Weinbergen zu steuern, und giebt den Amtleu- ten, Pächtern, Voigten, die gemessensten Vorschriften. Er benennt die Arbeiten in den Weinbergen genau, und setzt sie auf 24, und man siehet daraus das damalige System des Weinbaues. Als Arbeiten werden folgen- de angegeben: Aufziehen, Räumen, Schnei-
den,
niſches Gehege, und wird neben dem in der Hof Loͤßnitz fuͤr den vorzuͤglichſten an Guͤte, Dauer und Geſchmack unter den churfuͤrſt- lichen Bergen gehalten; nach ihnen folgen die Coſſabauder, Siptitzer, Zadler und Belgeri- ſchen Berge, und endlich die Wittenberger und Senftenberger. Der Berg Roͤglitz bey Mer- ſeburg, deſſen Anlage in das 16te Jahrhun- dert faͤllt, iſt wegen ſeiner mediciniſchen Wir- kung bekannt. Er ſoll haͤufig mit ungariſchen Fruͤchten beflanzt ſeyn, und iſt zuweilen ſehr ergiebig. Sein Inhalt iſt 23 und ein halber Acker, welche in den ſchlechteſten Jahren we- nigſtens 100 Eymer Moſt geben, in guten hingegen 300, in dem Jahre 1775 gar 500 gaben.
Die ſaͤchſiſchen Weine wurden im 16ten Jahrhunderte haͤufig nach Magdeburg und Hamburg verfuͤhrt, und an dem letztern Orte durch die Kunſt haͤufig in auslaͤndiſche ſuͤße verwandelt. Chriſtian 1. machte ſich ſonder- lich durch ſeine Weinbergsordnung vom J. 1588 um den ſaͤchſiſchen Weinbau verdient. Er ſucht darinnen allen Unordnungen in den Weinbergen zu ſteuern, und giebt den Amtleu- ten, Paͤchtern, Voigten, die gemeſſenſten Vorſchriften. Er benennt die Arbeiten in den Weinbergen genau, und ſetzt ſie auf 24, und man ſiehet daraus das damalige Syſtem des Weinbaues. Als Arbeiten werden folgen- de angegeben: Aufziehen, Raͤumen, Schnei-
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niſches Gehege, und wird neben dem in der
Hof Loͤßnitz fuͤr den vorzuͤglichſten an Guͤte,
Dauer und Geſchmack unter den churfuͤrſt-
lichen Bergen gehalten; nach ihnen folgen die
Coſſabauder, Siptitzer, Zadler und Belgeri-
ſchen Berge, und endlich die Wittenberger und
Senftenberger. Der Berg Roͤglitz bey Mer-
ſeburg, deſſen Anlage in das 16te Jahrhun-
dert faͤllt, iſt wegen ſeiner mediciniſchen Wir-
kung bekannt. Er ſoll haͤufig mit ungariſchen
Fruͤchten beflanzt ſeyn, und iſt zuweilen ſehr
ergiebig. Sein Inhalt iſt 23 und ein halber
Acker, welche in den ſchlechteſten Jahren we-
nigſtens 100 Eymer Moſt geben, in guten
hingegen 300, in dem Jahre 1775 gar 500
gaben.
Die ſaͤchſiſchen Weine wurden im 16ten
Jahrhunderte haͤufig nach Magdeburg und
Hamburg verfuͤhrt, und an dem letztern Orte
durch die Kunſt haͤufig in auslaͤndiſche ſuͤße
verwandelt. Chriſtian 1. machte ſich ſonder-
lich durch ſeine Weinbergsordnung vom J.
1588 um den ſaͤchſiſchen Weinbau verdient.
Er ſucht darinnen allen Unordnungen in den
Weinbergen zu ſteuern, und giebt den Amtleu-
ten, Paͤchtern, Voigten, die gemeſſenſten
Vorſchriften. Er benennt die Arbeiten in
den Weinbergen genau, und ſetzt ſie auf 24,
und man ſiehet daraus das damalige Syſtem
des Weinbaues. Als Arbeiten werden folgen-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/166>, abgerufen am 24.11.2024.
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