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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

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Ruhm und Unsterblichkeit, mit den sichern so-
gleich gegenwärtigen Belohnungen des Vater-
landes: so stieg vornehmlich die Beredsamkeit,
Poesie, Bildhauerkunst. Die Anlage der Gär-
ten aber erforderte eine Denkungsart, die der
heroischen entgegen war, die Ruhe der Lei-
denschaften, die Liebe der Stille und des länd-
lichen Vergnügens". Es ist nicht zu läugnen,
daß hierinnen etwas liege; allein ich glaube,
daß eine Hauptursache auch darinnen zu su-
chen sey: weil die Gartenkunst die Vollkom-
menheit der andern, vornehmlich bildenden
Künste veraussetzt. Kommt großer Reich-
thum der Nation, ruhiger sanfter Charakter,
Vollkommenheit der übrigen schönen und bil-
denden Künste zusammen, so ist dieses unstrei-
tig die Epoche des Entstehens einer guten Gar-
tenkunst. Aber dann neigt sich auch meist die
Nation ihrem Falle. Die ganze Geschichte
bestätiget es, daß die Gartenkunst immer als-
dann bey einer Nation blühete, wenn sie an-
fieng zu verschwenden, wenn sie ihrem Falle
nahe war u). Ich verbitte es sehr, hieraus zu
folgern, als ob ich den Aufwand auf Gärten
zur Verschwendung rechnete. Wer so schlies-
sen wollte, würde den Geschmack der Nation,
der eine Zeit lang dauert und modisch ist, und
für so viele Zwang wird, mit dem Vergnü-

gen
u) Dieses lehret vornehmlich das Beyspiel der Ba-
bylonier, und der Römer unter den Kaisern.
J 3

Ruhm und Unſterblichkeit, mit den ſichern ſo-
gleich gegenwaͤrtigen Belohnungen des Vater-
landes: ſo ſtieg vornehmlich die Beredſamkeit,
Poeſie, Bildhauerkunſt. Die Anlage der Gaͤr-
ten aber erforderte eine Denkungsart, die der
heroiſchen entgegen war, die Ruhe der Lei-
denſchaften, die Liebe der Stille und des laͤnd-
lichen Vergnuͤgens“. Es iſt nicht zu laͤugnen,
daß hierinnen etwas liege; allein ich glaube,
daß eine Haupturſache auch darinnen zu ſu-
chen ſey: weil die Gartenkunſt die Vollkom-
menheit der andern, vornehmlich bildenden
Kuͤnſte verausſetzt. Kommt großer Reich-
thum der Nation, ruhiger ſanfter Charakter,
Vollkommenheit der uͤbrigen ſchoͤnen und bil-
denden Kuͤnſte zuſammen, ſo iſt dieſes unſtrei-
tig die Epoche des Entſtehens einer guten Gar-
tenkunſt. Aber dann neigt ſich auch meiſt die
Nation ihrem Falle. Die ganze Geſchichte
beſtaͤtiget es, daß die Gartenkunſt immer als-
dann bey einer Nation bluͤhete, wenn ſie an-
fieng zu verſchwenden, wenn ſie ihrem Falle
nahe war u). Ich verbitte es ſehr, hieraus zu
folgern, als ob ich den Aufwand auf Gaͤrten
zur Verſchwendung rechnete. Wer ſo ſchlieſ-
ſen wollte, wuͤrde den Geſchmack der Nation,
der eine Zeit lang dauert und modiſch iſt, und
fuͤr ſo viele Zwang wird, mit dem Vergnuͤ-

gen
u) Dieſes lehret vornehmlich das Beyſpiel der Ba-
bylonier, und der Roͤmer unter den Kaiſern.
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[133/0143] Ruhm und Unſterblichkeit, mit den ſichern ſo- gleich gegenwaͤrtigen Belohnungen des Vater- landes: ſo ſtieg vornehmlich die Beredſamkeit, Poeſie, Bildhauerkunſt. Die Anlage der Gaͤr- ten aber erforderte eine Denkungsart, die der heroiſchen entgegen war, die Ruhe der Lei- denſchaften, die Liebe der Stille und des laͤnd- lichen Vergnuͤgens“. Es iſt nicht zu laͤugnen, daß hierinnen etwas liege; allein ich glaube, daß eine Haupturſache auch darinnen zu ſu- chen ſey: weil die Gartenkunſt die Vollkom- menheit der andern, vornehmlich bildenden Kuͤnſte verausſetzt. Kommt großer Reich- thum der Nation, ruhiger ſanfter Charakter, Vollkommenheit der uͤbrigen ſchoͤnen und bil- denden Kuͤnſte zuſammen, ſo iſt dieſes unſtrei- tig die Epoche des Entſtehens einer guten Gar- tenkunſt. Aber dann neigt ſich auch meiſt die Nation ihrem Falle. Die ganze Geſchichte beſtaͤtiget es, daß die Gartenkunſt immer als- dann bey einer Nation bluͤhete, wenn ſie an- fieng zu verſchwenden, wenn ſie ihrem Falle nahe war u). Ich verbitte es ſehr, hieraus zu folgern, als ob ich den Aufwand auf Gaͤrten zur Verſchwendung rechnete. Wer ſo ſchlieſ- ſen wollte, wuͤrde den Geſchmack der Nation, der eine Zeit lang dauert und modiſch iſt, und fuͤr ſo viele Zwang wird, mit dem Vergnuͤ- gen u) Dieſes lehret vornehmlich das Beyſpiel der Ba- bylonier, und der Roͤmer unter den Kaiſern. J 3

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/143>, abgerufen am 22.11.2024.