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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

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dern sanft und fortschreitend sind; die lichtern
Farben müssen sich mit den dunkeln freund-
schaftlich zusammengesellen. Ich füge noch
hinzu, daß man auf den verschiedenen Charak-
ter der Blumenmalerey im Garten sehen
kann: bald kann die Scene melancholisch,
bald fröhlich und heiter, bald gleichgültig seyn.
Bey allen diesen werden sich die Farben anders
zeigen müssen: bald kann eine einzelne Blu-
me, sich durch ihre Pracht und Wuchs aus-
zeichnend, unsere Aufmerksamkeit fesseln,
bald Gruppe und Haufen uns vergnügen. Um
also den Zustand der heutigen Gärten zu
übersehen, so verdient hier vornehmlich folgen-
des bemerkt zu werden. Wir bauen darinnen
Kohlgewächse (olera), deren Blätter und zar-
te Stengel zur Speise dienen, und vornehm-
lich in dieser Absicht gebauet werden, Wur-
zelgewächse (radices), deren Wurzeln eßbar
sind, Zwiebelgewächse (bulbosae), welche eß-
bare Zwiebeln haben. Sallatgewächse (ace-
taria),
deren Blätter häufig ungekocht gegessen
werden. Hülsenfrüchte (Legumina) welche
eßbare Saamen in Hülsentragen, Aepfelkräu-
ter (Cucurbitaceae), die eßbare Aepfel haben;
Spargelkräuter (turiones), deren zuerst her-
vorkeimende Wurzelsprossen genossen werden;
Blumenfrüchte, deren Blumenboden (rece-
ptacula)
eßbar sind, Beerenfrüchte (bacci-
ferae),
welche der Beeren wegen gezogen wer-
den, Gewürzpflanzen, die zur Würzung der

Spei-

dern ſanft und fortſchreitend ſind; die lichtern
Farben muͤſſen ſich mit den dunkeln freund-
ſchaftlich zuſammengeſellen. Ich fuͤge noch
hinzu, daß man auf den verſchiedenen Charak-
ter der Blumenmalerey im Garten ſehen
kann: bald kann die Scene melancholiſch,
bald froͤhlich und heiter, bald gleichguͤltig ſeyn.
Bey allen dieſen werden ſich die Farben anders
zeigen muͤſſen: bald kann eine einzelne Blu-
me, ſich durch ihre Pracht und Wuchs aus-
zeichnend, unſere Aufmerkſamkeit feſſeln,
bald Gruppe und Haufen uns vergnuͤgen. Um
alſo den Zuſtand der heutigen Gaͤrten zu
uͤberſehen, ſo verdient hier vornehmlich folgen-
des bemerkt zu werden. Wir bauen darinnen
Kohlgewaͤchſe (olera), deren Blaͤtter und zar-
te Stengel zur Speiſe dienen, und vornehm-
lich in dieſer Abſicht gebauet werden, Wur-
zelgewaͤchſe (radices), deren Wurzeln eßbar
ſind, Zwiebelgewaͤchſe (bulboſae), welche eß-
bare Zwiebeln haben. Sallatgewaͤchſe (ace-
taria),
deren Blaͤtter haͤufig ungekocht gegeſſen
werden. Huͤlſenfruͤchte (Legumina) welche
eßbare Saamen in Huͤlſentragen, Aepfelkraͤu-
ter (Cucurbitaceae), die eßbare Aepfel haben;
Spargelkraͤuter (turiones), deren zuerſt her-
vorkeimende Wurzelſproſſen genoſſen werden;
Blumenfruͤchte, deren Blumenboden (rece-
ptacula)
eßbar ſind, Beerenfruͤchte (bacci-
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welche der Beeren wegen gezogen wer-
den, Gewuͤrzpflanzen, die zur Wuͤrzung der

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[100/0110] dern ſanft und fortſchreitend ſind; die lichtern Farben muͤſſen ſich mit den dunkeln freund- ſchaftlich zuſammengeſellen. Ich fuͤge noch hinzu, daß man auf den verſchiedenen Charak- ter der Blumenmalerey im Garten ſehen kann: bald kann die Scene melancholiſch, bald froͤhlich und heiter, bald gleichguͤltig ſeyn. Bey allen dieſen werden ſich die Farben anders zeigen muͤſſen: bald kann eine einzelne Blu- me, ſich durch ihre Pracht und Wuchs aus- zeichnend, unſere Aufmerkſamkeit feſſeln, bald Gruppe und Haufen uns vergnuͤgen. Um alſo den Zuſtand der heutigen Gaͤrten zu uͤberſehen, ſo verdient hier vornehmlich folgen- des bemerkt zu werden. Wir bauen darinnen Kohlgewaͤchſe (olera), deren Blaͤtter und zar- te Stengel zur Speiſe dienen, und vornehm- lich in dieſer Abſicht gebauet werden, Wur- zelgewaͤchſe (radices), deren Wurzeln eßbar ſind, Zwiebelgewaͤchſe (bulboſae), welche eß- bare Zwiebeln haben. Sallatgewaͤchſe (ace- taria), deren Blaͤtter haͤufig ungekocht gegeſſen werden. Huͤlſenfruͤchte (Legumina) welche eßbare Saamen in Huͤlſentragen, Aepfelkraͤu- ter (Cucurbitaceae), die eßbare Aepfel haben; Spargelkraͤuter (turiones), deren zuerſt her- vorkeimende Wurzelſproſſen genoſſen werden; Blumenfruͤchte, deren Blumenboden (rece- ptacula) eßbar ſind, Beerenfruͤchte (bacci- ferae), welche der Beeren wegen gezogen wer- den, Gewuͤrzpflanzen, die zur Wuͤrzung der Spei-

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/110>, abgerufen am 22.11.2024.