Eine der berühmtesten Orangerien ist die auf den Gütern des H. v. Münchhausen, der daher auch in seinem Hausvater y) der wichtigste Lehrer über diese Art der Cultur ist. Er be- saß einen Garten, worinnen man seit dem An- fange dieses Jahrhunderts reiche Sammlun- gen der Agrumen, worunter man nach der Eintheilung der Alten die Orangen, Limonen und Citronaten rechnete, die der Ritter Linne unter einen Geschlechtsnahmen Citrus verei- niget begriff, zu machen angefangen, und welcher schon im Jahr 1714 aus 49 Arten Orangen, 133 Limonen und 38 Citronaten bestand. Nicht weniger sind berühmt die Oran- gerien zu Dresden, Weimar, Berlin, etc.
Eben so nahm der verschwenderische Auf- wand in Blumen ab, den das siebenzehnte Jahrhundert, und der Anfang des itzigen noch sehr liebte. Man fieng an, mehr die wahre Bestimmung der Blumen aufzusuchen, da sie nämlich den Plätzen das Oede benehmen, rings um sich her durch Schönheit, Abwechselung und Mannichfaltigkeit der Farben, die der ei- fersüchtigen Kunst unerreichbar sind, bezaubern, und viele durch Anmuth des Geruchs begeistern. Man fieng an, ihre Pflanzungen zu schönen Malereyen durch die Stellung der Farben nach gewissen Uebergängen zu benutzen, und die symmetrischen und mannichfaltig gezirkelten
Bee-
y) Theil 3.
Eine der beruͤhmteſten Orangerien iſt die auf den Guͤtern des H. v. Muͤnchhauſen, der daher auch in ſeinem Hausvater y) der wichtigſte Lehrer uͤber dieſe Art der Cultur iſt. Er be- ſaß einen Garten, worinnen man ſeit dem An- fange dieſes Jahrhunderts reiche Sammlun- gen der Agrumen, worunter man nach der Eintheilung der Alten die Orangen, Limonen und Citronaten rechnete, die der Ritter Linné unter einen Geſchlechtsnahmen Citrus verei- niget begriff, zu machen angefangen, und welcher ſchon im Jahr 1714 aus 49 Arten Orangen, 133 Limonen und 38 Citronaten beſtand. Nicht weniger ſind beruͤhmt die Oran- gerien zu Dresden, Weimar, Berlin, ꝛc.
Eben ſo nahm der verſchwenderiſche Auf- wand in Blumen ab, den das ſiebenzehnte Jahrhundert, und der Anfang des itzigen noch ſehr liebte. Man fieng an, mehr die wahre Beſtimmung der Blumen aufzuſuchen, da ſie naͤmlich den Plaͤtzen das Oede benehmen, rings um ſich her durch Schoͤnheit, Abwechſelung und Mannichfaltigkeit der Farben, die der ei- ferſuͤchtigen Kunſt unerreichbar ſind, bezaubern, und viele durch Anmuth des Geruchs begeiſtern. Man fieng an, ihre Pflanzungen zu ſchoͤnen Malereyen durch die Stellung der Farben nach gewiſſen Uebergaͤngen zu benutzen, und die ſymmetriſchen und mannichfaltig gezirkelten
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y) Theil 3.
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Eine der beruͤhmteſten Orangerien iſt die auf den
Guͤtern des H. v. Muͤnchhauſen, der daher
auch in ſeinem Hausvater y) der wichtigſte
Lehrer uͤber dieſe Art der Cultur iſt. Er be-
ſaß einen Garten, worinnen man ſeit dem An-
fange dieſes Jahrhunderts reiche Sammlun-
gen der Agrumen, worunter man nach der
Eintheilung der Alten die Orangen, Limonen
und Citronaten rechnete, die der Ritter Linné
unter einen Geſchlechtsnahmen Citrus verei-
niget begriff, zu machen angefangen, und
welcher ſchon im Jahr 1714 aus 49 Arten
Orangen, 133 Limonen und 38 Citronaten
beſtand. Nicht weniger ſind beruͤhmt die Oran-
gerien zu Dresden, Weimar, Berlin, ꝛc.
Eben ſo nahm der verſchwenderiſche Auf-
wand in Blumen ab, den das ſiebenzehnte
Jahrhundert, und der Anfang des itzigen noch
ſehr liebte. Man fieng an, mehr die wahre
Beſtimmung der Blumen aufzuſuchen, da ſie
naͤmlich den Plaͤtzen das Oede benehmen, rings
um ſich her durch Schoͤnheit, Abwechſelung
und Mannichfaltigkeit der Farben, die der ei-
ferſuͤchtigen Kunſt unerreichbar ſind, bezaubern,
und viele durch Anmuth des Geruchs begeiſtern.
Man fieng an, ihre Pflanzungen zu ſchoͤnen
Malereyen durch die Stellung der Farben
nach gewiſſen Uebergaͤngen zu benutzen, und
die ſymmetriſchen und mannichfaltig gezirkelten
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/108>, abgerufen am 27.11.2024.
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