macht; es gehören hierher vornehmlich die west- phälischen Länder und Pommern, deren Gänse berühmter seyn, als die Gänse des Capitols.
In einigen andern, vornehmlich österreichi- schen Ländern, wenn sie auch nicht zu Deutschland gehören, ist die Entenzucht wichtig, worunter sich sonderlich Ungarn und Slavonien auszeichnet, und da selbst dem Hrn. von Taube in seiner Be- schreibung von Slavonien dieses entgangen ist, so verdient es hier um desto eher einer Erwäh- nung. Es werden in Slavonien jährlich auf 1 Million wilde Enten gefangen. Die Hälfte da- von giebt allein der Fluß Trebeß, auch die Illo- wa und der Saustrom ist damit sehr versehen. Am ergiebigsten ist der Fang, wenn viel Eicheln sind, denn man findet bey der Eröffnung dieselben häufig bey ihnen. Wo der Fluß nahe an einem Walde vorbeyströmt, stellt man ein großes Netz an das entgegengesetzte Ufer. In einiger Ent- fernung davon verbergen sich ein paar Männer, die, wenn ein Flug solcher Enten sich auf das Wasser setzt, und dem Netz gerade gegenüber schwimmt, solche schnell auftreiben, sie fliegen alsdenn dem Walde zu, und es bleiben an 3 bis 400 in den Netzen hangen. In verschiedenen Orten müssen die Bauern der Herrschaft für je- den Fang eine gewisse Abgabe erlegen. Am wichtigsten ist er in der Herrschaft Kutma. Man bewahrt sie auch auf durch Einsalzen. Sie kom- men aus der Türkey, wo sie im Ueberflusse sind,
weil
macht; es gehoͤren hierher vornehmlich die weſt- phaͤliſchen Laͤnder und Pommern, deren Gaͤnſe beruͤhmter ſeyn, als die Gaͤnſe des Capitols.
In einigen andern, vornehmlich oͤſterreichi- ſchen Laͤndern, wenn ſie auch nicht zu Deutſchland gehoͤren, iſt die Entenzucht wichtig, worunter ſich ſonderlich Ungarn und Slavonien auszeichnet, und da ſelbſt dem Hrn. von Taube in ſeiner Be- ſchreibung von Slavonien dieſes entgangen iſt, ſo verdient es hier um deſto eher einer Erwaͤh- nung. Es werden in Slavonien jaͤhrlich auf 1 Million wilde Enten gefangen. Die Haͤlfte da- von giebt allein der Fluß Trebeß, auch die Illo- wa und der Sauſtrom iſt damit ſehr verſehen. Am ergiebigſten iſt der Fang, wenn viel Eicheln ſind, denn man findet bey der Eroͤffnung dieſelben haͤufig bey ihnen. Wo der Fluß nahe an einem Walde vorbeyſtroͤmt, ſtellt man ein großes Netz an das entgegengeſetzte Ufer. In einiger Ent- fernung davon verbergen ſich ein paar Maͤnner, die, wenn ein Flug ſolcher Enten ſich auf das Waſſer ſetzt, und dem Netz gerade gegenuͤber ſchwimmt, ſolche ſchnell auftreiben, ſie fliegen alsdenn dem Walde zu, und es bleiben an 3 bis 400 in den Netzen hangen. In verſchiedenen Orten muͤſſen die Bauern der Herrſchaft fuͤr je- den Fang eine gewiſſe Abgabe erlegen. Am wichtigſten iſt er in der Herrſchaft Kutma. Man bewahrt ſie auch auf durch Einſalzen. Sie kom- men aus der Tuͤrkey, wo ſie im Ueberfluſſe ſind,
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macht; es gehoͤren hierher vornehmlich die weſt-
phaͤliſchen Laͤnder und Pommern, deren Gaͤnſe
beruͤhmter ſeyn, als die Gaͤnſe des Capitols.
In einigen andern, vornehmlich oͤſterreichi-
ſchen Laͤndern, wenn ſie auch nicht zu Deutſchland
gehoͤren, iſt die Entenzucht wichtig, worunter ſich
ſonderlich Ungarn und Slavonien auszeichnet,
und da ſelbſt dem Hrn. von Taube in ſeiner Be-
ſchreibung von Slavonien dieſes entgangen iſt,
ſo verdient es hier um deſto eher einer Erwaͤh-
nung. Es werden in Slavonien jaͤhrlich auf 1
Million wilde Enten gefangen. Die Haͤlfte da-
von giebt allein der Fluß Trebeß, auch die Illo-
wa und der Sauſtrom iſt damit ſehr verſehen.
Am ergiebigſten iſt der Fang, wenn viel Eicheln
ſind, denn man findet bey der Eroͤffnung dieſelben
haͤufig bey ihnen. Wo der Fluß nahe an einem
Walde vorbeyſtroͤmt, ſtellt man ein großes Netz
an das entgegengeſetzte Ufer. In einiger Ent-
fernung davon verbergen ſich ein paar Maͤnner,
die, wenn ein Flug ſolcher Enten ſich auf das
Waſſer ſetzt, und dem Netz gerade gegenuͤber
ſchwimmt, ſolche ſchnell auftreiben, ſie fliegen
alsdenn dem Walde zu, und es bleiben an 3 bis
400 in den Netzen hangen. In verſchiedenen
Orten muͤſſen die Bauern der Herrſchaft fuͤr je-
den Fang eine gewiſſe Abgabe erlegen. Am
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bewahrt ſie auch auf durch Einſalzen. Sie kom-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/504>, abgerufen am 23.11.2024.
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