Winterfutter ist, angaben, waren vornehmlich folgende: abgesottener und geschäumter Zucker, süsses ungehopftes Bier, Syrup, der ihnen aber schädlich ist, und den sie gar nicht anneh- men, Rahm von süsser Milch, Wacholdersaft, Rübensaft, Pflaumensaft, Maulbeersaft, Bir- kensaft, Möhrensaft, mit welchem man, wie mit dem Syrup, fruchtlose und kostbare Ver- suche angestellt. Man versuchte auch nach dem Vorschlage des Hrn. Pf. Kalms klar geriebe- nes Küchensalz, und andere vegetabilische Sal- ze. Zucker allein und lange zur Fütterung ge- braucht, ist völlig ungesund und schädlich, weil die kalkiche Lauge, die ihm fest macht, ihre Eingeweide zernagt, und eine Schärfe verur- sacht. Indeß kann man doch diese Art zu füt- tern dadurch verbessern, daß man Hamburger Zucker statt des Berliner nimmt, und zwar auf 2 Pf. 1 Dresdner Kanne Wasser, läßt es 1/4 Stunde aufsieden, nimmt den Schaum ab, und thut das Weisse von einem frischen Ey hinein, welches den Kalk an sich zieht. Zwey Pfund solchen Zuckers geben 2 Kannen Bienenfutter. Einige thun wöchentlich 1 Löffel guten spa- nischen Wein in die Fütterung, andere thun Fenchel hinein, wodurch die Bienen noch mehr angereizt worden. Der Cammerherr von Ro- dewitz vermuthet nicht ohne Grund, daß man weißen Zuckercandi noch sicherer brauchen könne, weil ihm die vielen schädlichen kalkartigen Thei- le fehlen. Hr. Schlacht erhielt seine Bienen
mit
Winterfutter iſt, angaben, waren vornehmlich folgende: abgeſottener und geſchaͤumter Zucker, ſuͤſſes ungehopftes Bier, Syrup, der ihnen aber ſchaͤdlich iſt, und den ſie gar nicht anneh- men, Rahm von ſuͤſſer Milch, Wacholderſaft, Ruͤbenſaft, Pflaumenſaft, Maulbeerſaft, Bir- kenſaft, Moͤhrenſaft, mit welchem man, wie mit dem Syrup, fruchtloſe und koſtbare Ver- ſuche angeſtellt. Man verſuchte auch nach dem Vorſchlage des Hrn. Pf. Kalms klar geriebe- nes Kuͤchenſalz, und andere vegetabiliſche Sal- ze. Zucker allein und lange zur Fuͤtterung ge- braucht, iſt voͤllig ungeſund und ſchaͤdlich, weil die kalkiche Lauge, die ihm feſt macht, ihre Eingeweide zernagt, und eine Schaͤrfe verur- ſacht. Indeß kann man doch dieſe Art zu fuͤt- tern dadurch verbeſſern, daß man Hamburger Zucker ſtatt des Berliner nimmt, und zwar auf 2 Pf. 1 Dresdner Kanne Waſſer, laͤßt es ¼ Stunde aufſieden, nimmt den Schaum ab, und thut das Weiſſe von einem friſchen Ey hinein, welches den Kalk an ſich zieht. Zwey Pfund ſolchen Zuckers geben 2 Kannen Bienenfutter. Einige thun woͤchentlich 1 Loͤffel guten ſpa- niſchen Wein in die Fuͤtterung, andere thun Fenchel hinein, wodurch die Bienen noch mehr angereizt worden. Der Cammerherr von Ro- dewitz vermuthet nicht ohne Grund, daß man weißen Zuckercandi noch ſicherer brauchen koͤnne, weil ihm die vielen ſchaͤdlichen kalkartigen Thei- le fehlen. Hr. Schlacht erhielt ſeine Bienen
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Winterfutter iſt, angaben, waren vornehmlich
folgende: abgeſottener und geſchaͤumter Zucker,
ſuͤſſes ungehopftes Bier, Syrup, der ihnen
aber ſchaͤdlich iſt, und den ſie gar nicht anneh-
men, Rahm von ſuͤſſer Milch, Wacholderſaft,
Ruͤbenſaft, Pflaumenſaft, Maulbeerſaft, Bir-
kenſaft, Moͤhrenſaft, mit welchem man, wie
mit dem Syrup, fruchtloſe und koſtbare Ver-
ſuche angeſtellt. Man verſuchte auch nach dem
Vorſchlage des Hrn. Pf. Kalms klar geriebe-
nes Kuͤchenſalz, und andere vegetabiliſche Sal-
ze. Zucker allein und lange zur Fuͤtterung ge-
braucht, iſt voͤllig ungeſund und ſchaͤdlich, weil
die kalkiche Lauge, die ihm feſt macht, ihre
Eingeweide zernagt, und eine Schaͤrfe verur-
ſacht. Indeß kann man doch dieſe Art zu fuͤt-
tern dadurch verbeſſern, daß man Hamburger
Zucker ſtatt des Berliner nimmt, und zwar auf
2 Pf. 1 Dresdner Kanne Waſſer, laͤßt es ¼
Stunde aufſieden, nimmt den Schaum ab, und
thut das Weiſſe von einem friſchen Ey hinein,
welches den Kalk an ſich zieht. Zwey Pfund
ſolchen Zuckers geben 2 Kannen Bienenfutter.
Einige thun woͤchentlich 1 Loͤffel guten ſpa-
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Fenchel hinein, wodurch die Bienen noch mehr
angereizt worden. Der Cammerherr von Ro-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/464>, abgerufen am 25.11.2024.
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