Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Beuten werden in Bäume, welche da-
zu bequem, und die behörige Stärke haben,
eingehauen, und sind von verschiedener Größe
im Lichten. Meistentheils sind sie vier Fuß
lang oder hoch, anderthalb Fuß tief, und ei-
nen Fuß drey Zoll breit. Die Höhe von der Er-
de an gerechnet, in welcher sie in die Stämme
einhauen werden, beträgt ordentlicher Weise
10 bis 12 Fuß. In einen einzigen Stamm
werden oft 1, 2, 3, Beuten über einander oder
auch wohl neben einander gemacht. Dem
Baume schaden inzwischen an seinem Wachs-
thum diese Beuten nicht. Die Oeffnung wird
sodann mit einem Bretchen zugesetzt, doch so,
daß auf einer Seite noch ein Ritz bleibet, aus
dem die Bienen aus- und einfliegen können.
Man hauet auch wohl neben das Flugbret ein
Loch in den Baum, welches den Bienen an-
statt des Flugloches dienet. Dieses Bret wird
überdies noch, wenn die Beute leer ist, mit
grünen Reisern umwunden, damit die Bienen
bey dem Schwärmen desto mehr Lust kriegen
hineinzuziehen; sind sie nun drinnen, so nimmt
man die Reiser wieder weg. Die Anzahl sol-
cher Beuten, die die Zeidlergesellschaft in hiesi-
ger Herrschaft zusammen besitzt, wird sich im-
mer auf 7000 Stück belaufen; diese aber sind
nicht alle mit Bienen besetzt. Die ganzen
Waldungen, in welchen sich solche Beuten be-
finden, werden in besondere Districte, die man
die Zeidelheiden nennt, eingetheilet, und diese

füh-

Die Beuten werden in Baͤume, welche da-
zu bequem, und die behoͤrige Staͤrke haben,
eingehauen, und ſind von verſchiedener Groͤße
im Lichten. Meiſtentheils ſind ſie vier Fuß
lang oder hoch, anderthalb Fuß tief, und ei-
nen Fuß drey Zoll breit. Die Hoͤhe von der Er-
de an gerechnet, in welcher ſie in die Staͤmme
einhauen werden, betraͤgt ordentlicher Weiſe
10 bis 12 Fuß. In einen einzigen Stamm
werden oft 1, 2, 3, Beuten uͤber einander oder
auch wohl neben einander gemacht. Dem
Baume ſchaden inzwiſchen an ſeinem Wachs-
thum dieſe Beuten nicht. Die Oeffnung wird
ſodann mit einem Bretchen zugeſetzt, doch ſo,
daß auf einer Seite noch ein Ritz bleibet, aus
dem die Bienen aus- und einfliegen koͤnnen.
Man hauet auch wohl neben das Flugbret ein
Loch in den Baum, welches den Bienen an-
ſtatt des Flugloches dienet. Dieſes Bret wird
uͤberdies noch, wenn die Beute leer iſt, mit
gruͤnen Reiſern umwunden, damit die Bienen
bey dem Schwaͤrmen deſto mehr Luſt kriegen
hineinzuziehen; ſind ſie nun drinnen, ſo nimmt
man die Reiſer wieder weg. Die Anzahl ſol-
cher Beuten, die die Zeidlergeſellſchaft in hieſi-
ger Herrſchaft zuſammen beſitzt, wird ſich im-
mer auf 7000 Stuͤck belaufen; dieſe aber ſind
nicht alle mit Bienen beſetzt. Die ganzen
Waldungen, in welchen ſich ſolche Beuten be-
finden, werden in beſondere Diſtricte, die man
die Zeidelheiden nennt, eingetheilet, und dieſe

fuͤh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0374" n="348"/>
          <p>Die Beuten werden in Ba&#x0364;ume, welche da-<lb/>
zu bequem, und die beho&#x0364;rige Sta&#x0364;rke haben,<lb/>
eingehauen, und &#x017F;ind von ver&#x017F;chiedener Gro&#x0364;ße<lb/>
im Lichten. Mei&#x017F;tentheils &#x017F;ind &#x017F;ie vier Fuß<lb/>
lang oder hoch, anderthalb Fuß tief, und ei-<lb/>
nen Fuß drey Zoll breit. Die Ho&#x0364;he von der Er-<lb/>
de an gerechnet, in welcher &#x017F;ie in die Sta&#x0364;mme<lb/>
einhauen werden, betra&#x0364;gt ordentlicher Wei&#x017F;e<lb/>
10 bis 12 Fuß. In einen einzigen Stamm<lb/>
werden oft 1, 2, 3, Beuten u&#x0364;ber einander oder<lb/>
auch wohl neben einander gemacht. Dem<lb/>
Baume &#x017F;chaden inzwi&#x017F;chen an &#x017F;einem Wachs-<lb/>
thum die&#x017F;e Beuten nicht. Die Oeffnung wird<lb/>
&#x017F;odann mit einem Bretchen zuge&#x017F;etzt, doch &#x017F;o,<lb/>
daß auf einer Seite noch ein Ritz bleibet, aus<lb/>
dem die Bienen aus- und einfliegen ko&#x0364;nnen.<lb/>
Man hauet auch wohl neben das Flugbret ein<lb/>
Loch in den Baum, welches den Bienen an-<lb/>
&#x017F;tatt des Flugloches dienet. Die&#x017F;es Bret wird<lb/>
u&#x0364;berdies noch, wenn die Beute leer i&#x017F;t, mit<lb/>
gru&#x0364;nen Rei&#x017F;ern umwunden, damit die Bienen<lb/>
bey dem Schwa&#x0364;rmen de&#x017F;to mehr Lu&#x017F;t kriegen<lb/>
hineinzuziehen; &#x017F;ind &#x017F;ie nun drinnen, &#x017F;o nimmt<lb/>
man die Rei&#x017F;er wieder weg. Die Anzahl &#x017F;ol-<lb/>
cher Beuten, die die Zeidlerge&#x017F;ell&#x017F;chaft in hie&#x017F;i-<lb/>
ger Herr&#x017F;chaft zu&#x017F;ammen be&#x017F;itzt, wird &#x017F;ich im-<lb/>
mer auf 7000 Stu&#x0364;ck belaufen; die&#x017F;e aber &#x017F;ind<lb/>
nicht alle mit Bienen be&#x017F;etzt. Die ganzen<lb/>
Waldungen, in welchen &#x017F;ich &#x017F;olche Beuten be-<lb/>
finden, werden in be&#x017F;ondere Di&#x017F;tricte, die man<lb/>
die Zeidelheiden nennt, eingetheilet, und die&#x017F;e<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fu&#x0364;h-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[348/0374] Die Beuten werden in Baͤume, welche da- zu bequem, und die behoͤrige Staͤrke haben, eingehauen, und ſind von verſchiedener Groͤße im Lichten. Meiſtentheils ſind ſie vier Fuß lang oder hoch, anderthalb Fuß tief, und ei- nen Fuß drey Zoll breit. Die Hoͤhe von der Er- de an gerechnet, in welcher ſie in die Staͤmme einhauen werden, betraͤgt ordentlicher Weiſe 10 bis 12 Fuß. In einen einzigen Stamm werden oft 1, 2, 3, Beuten uͤber einander oder auch wohl neben einander gemacht. Dem Baume ſchaden inzwiſchen an ſeinem Wachs- thum dieſe Beuten nicht. Die Oeffnung wird ſodann mit einem Bretchen zugeſetzt, doch ſo, daß auf einer Seite noch ein Ritz bleibet, aus dem die Bienen aus- und einfliegen koͤnnen. Man hauet auch wohl neben das Flugbret ein Loch in den Baum, welches den Bienen an- ſtatt des Flugloches dienet. Dieſes Bret wird uͤberdies noch, wenn die Beute leer iſt, mit gruͤnen Reiſern umwunden, damit die Bienen bey dem Schwaͤrmen deſto mehr Luſt kriegen hineinzuziehen; ſind ſie nun drinnen, ſo nimmt man die Reiſer wieder weg. Die Anzahl ſol- cher Beuten, die die Zeidlergeſellſchaft in hieſi- ger Herrſchaft zuſammen beſitzt, wird ſich im- mer auf 7000 Stuͤck belaufen; dieſe aber ſind nicht alle mit Bienen beſetzt. Die ganzen Waldungen, in welchen ſich ſolche Beuten be- finden, werden in beſondere Diſtricte, die man die Zeidelheiden nennt, eingetheilet, und dieſe fuͤh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/374
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/374>, abgerufen am 22.11.2024.