Kirchhöfe und Gottesäcker, wo sie an die Mauern gestellet werden. Er verwirft dieses aus Gründen, daß wir ihn nicht ohne allen Beyfall anhören können. Denn da die Grab- stellen der Mauer immer näher kommen, und die Bäume ihrer Wurzeln beraubt werden, werden sie nicht in kurzer Zeit vertrocknen müs- sen, weil sie der Canäle beraubt sind, die ih- nen Nahrungssaft zuführen? Er beruft sich auf die Erfahrung, welche dieses bey der aller- ersten Anlage der Maulbeerplantagen unter des Königs von Preußen Majestät 1720 gezeiget, wovon kaum der zehnte Theil blieb. Er findet einen andern Grund in dem Mangel der War- tung der jungen Bäume, und bey der Ver- pflanzung, daß die meisten der auf den Kirch- höfen gepflanzten zu sehr im Schatten der dar- an angränzenden hohen andern Bäume auf den Bauergütern stünden; und endlich könnten, da meistentheils dergleichen Orte von Städten ab- gelegen sind, die Blätter nicht so gut benutzt werden. Er verwirft ferner die Einrichtung, daß man dieses Geschäft den Landgeistlichen und Küstern, und überhaupt den Landleuten vorzüg- lich überlassen wollte, weil es diesen häufig an Raum fehle, und sie den Ackerbau darüber ver- säumen müßten; der Seidenbau falle überdieß bey dem Landmanne in die Bestellung der Som- mersaat und der Heuärndte. Im zweyten Abschnitte theilt er seinen Entwurf mit, welcher darinne bestehet, daß er erstlich einen Fond ver-
langet,
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Kirchhoͤfe und Gottesaͤcker, wo ſie an die Mauern geſtellet werden. Er verwirft dieſes aus Gruͤnden, daß wir ihn nicht ohne allen Beyfall anhoͤren koͤnnen. Denn da die Grab- ſtellen der Mauer immer naͤher kommen, und die Baͤume ihrer Wurzeln beraubt werden, werden ſie nicht in kurzer Zeit vertrocknen muͤſ- ſen, weil ſie der Canaͤle beraubt ſind, die ih- nen Nahrungsſaft zufuͤhren? Er beruft ſich auf die Erfahrung, welche dieſes bey der aller- erſten Anlage der Maulbeerplantagen unter des Koͤnigs von Preußen Majeſtaͤt 1720 gezeiget, wovon kaum der zehnte Theil blieb. Er findet einen andern Grund in dem Mangel der War- tung der jungen Baͤume, und bey der Ver- pflanzung, daß die meiſten der auf den Kirch- hoͤfen gepflanzten zu ſehr im Schatten der dar- an angraͤnzenden hohen andern Baͤume auf den Bauerguͤtern ſtuͤnden; und endlich koͤnnten, da meiſtentheils dergleichen Orte von Staͤdten ab- gelegen ſind, die Blaͤtter nicht ſo gut benutzt werden. Er verwirft ferner die Einrichtung, daß man dieſes Geſchaͤft den Landgeiſtlichen und Kuͤſtern, und uͤberhaupt den Landleuten vorzuͤg- lich uͤberlaſſen wollte, weil es dieſen haͤufig an Raum fehle, und ſie den Ackerbau daruͤber ver- ſaͤumen muͤßten; der Seidenbau falle uͤberdieß bey dem Landmanne in die Beſtellung der Som- merſaat und der Heuaͤrndte. Im zweyten Abſchnitte theilt er ſeinen Entwurf mit, welcher darinne beſtehet, daß er erſtlich einen Fond ver-
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Kirchhoͤfe und Gottesaͤcker, wo ſie an die
Mauern geſtellet werden. Er verwirft dieſes
aus Gruͤnden, daß wir ihn nicht ohne allen
Beyfall anhoͤren koͤnnen. Denn da die Grab-
ſtellen der Mauer immer naͤher kommen, und
die Baͤume ihrer Wurzeln beraubt werden,
werden ſie nicht in kurzer Zeit vertrocknen muͤſ-
ſen, weil ſie der Canaͤle beraubt ſind, die ih-
nen Nahrungsſaft zufuͤhren? Er beruft ſich
auf die Erfahrung, welche dieſes bey der aller-
erſten Anlage der Maulbeerplantagen unter des
Koͤnigs von Preußen Majeſtaͤt 1720 gezeiget,
wovon kaum der zehnte Theil blieb. Er findet
einen andern Grund in dem Mangel der War-
tung der jungen Baͤume, und bey der Ver-
pflanzung, daß die meiſten der auf den Kirch-
hoͤfen gepflanzten zu ſehr im Schatten der dar-
an angraͤnzenden hohen andern Baͤume auf den
Bauerguͤtern ſtuͤnden; und endlich koͤnnten, da
meiſtentheils dergleichen Orte von Staͤdten ab-
gelegen ſind, die Blaͤtter nicht ſo gut benutzt
werden. Er verwirft ferner die Einrichtung,
daß man dieſes Geſchaͤft den Landgeiſtlichen und
Kuͤſtern, und uͤberhaupt den Landleuten vorzuͤg-
lich uͤberlaſſen wollte, weil es dieſen haͤufig an
Raum fehle, und ſie den Ackerbau daruͤber ver-
ſaͤumen muͤßten; der Seidenbau falle uͤberdieß
bey dem Landmanne in die Beſtellung der Som-
merſaat und der Heuaͤrndte. Im zweyten
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/337>, abgerufen am 25.11.2024.
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