gebreitet, ohne daß die nicht genug reiche Cam- mer Vorschüsse und Ausgaben darauf zu wen- den braucht. Auch ist ja das so gefürchtete Monopolium auf gewisse Jahre eingeschränkt, und die Regierung kann bey der Errichtung desselben das allgemeine Bestestets vor Augen ha- ben, und darnach die Gränzen und den Umfang desselben bestimmen. Die erste Seidenfabrik wurde unter der jetzigen Regierung nach dem Bericht des Hrn. Geh. R. von Fontanesi, des Chefs der Fabrik- und Manufacturcommißion, 1766. zu Manheim errichtet, allein wegen der theuren Lebensart von da 1770 nach Franken- hausen, den vorzüglichsten Pfälzischen Fabrik- ort, verlegt. Die Seidenstrumpffabrik arbeitet seit 1771. Der Churfürst unterhält zum Behuf aller und vorzüglich auch der Seidenmanufac- turen eine Woll- und Seidenfärberey.
In den Oesterreichischen Landen, wo man schon in den ältern Zeiten, wie ich oben bemerkt habe, dergleichen Pflanzungen hatte, welche auch zum Theil noch dauern, wendete man in unsern Zeiten desto mehrere Aufmerksamkeit dar- auf, da verschiedene Länder dieses Hauses eine so vorzügliche Lage dazu haben, und man sich es zum Gesetz gemacht zu haben scheint, die schon längst vergessenen guten Plane jetzt erst zum Be- sten des Volks und der Regierung auszuführen. Ich werde hier zugleich von allen unter Oester- reich stehenden Landen reden, wenn sie auch nicht zu Deutschland gehören, da sich keine be-
queme-
gebreitet, ohne daß die nicht genug reiche Cam- mer Vorſchuͤſſe und Ausgaben darauf zu wen- den braucht. Auch iſt ja das ſo gefuͤrchtete Monopolium auf gewiſſe Jahre eingeſchraͤnkt, und die Regierung kann bey der Errichtung deſſelben das allgemeine Beſteſtets vor Augen ha- ben, und darnach die Graͤnzen und den Umfang deſſelben beſtimmen. Die erſte Seidenfabrik wurde unter der jetzigen Regierung nach dem Bericht des Hrn. Geh. R. von Fontaneſi, des Chefs der Fabrik- und Manufacturcommißion, 1766. zu Manheim errichtet, allein wegen der theuren Lebensart von da 1770 nach Franken- hauſen, den vorzuͤglichſten Pfaͤlziſchen Fabrik- ort, verlegt. Die Seidenſtrumpffabrik arbeitet ſeit 1771. Der Churfuͤrſt unterhaͤlt zum Behuf aller und vorzuͤglich auch der Seidenmanufac- turen eine Woll- und Seidenfaͤrberey.
In den Oeſterreichiſchen Landen, wo man ſchon in den aͤltern Zeiten, wie ich oben bemerkt habe, dergleichen Pflanzungen hatte, welche auch zum Theil noch dauern, wendete man in unſern Zeiten deſto mehrere Aufmerkſamkeit dar- auf, da verſchiedene Laͤnder dieſes Hauſes eine ſo vorzuͤgliche Lage dazu haben, und man ſich es zum Geſetz gemacht zu haben ſcheint, die ſchon laͤngſt vergeſſenen guten Plane jetzt erſt zum Be- ſten des Volks und der Regierung auszufuͤhren. Ich werde hier zugleich von allen unter Oeſter- reich ſtehenden Landen reden, wenn ſie auch nicht zu Deutſchland gehoͤren, da ſich keine be-
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gebreitet, ohne daß die nicht genug reiche Cam-
mer Vorſchuͤſſe und Ausgaben darauf zu wen-
den braucht. Auch iſt ja das ſo gefuͤrchtete
Monopolium auf gewiſſe Jahre eingeſchraͤnkt,
und die Regierung kann bey der Errichtung
deſſelben das allgemeine Beſteſtets vor Augen ha-
ben, und darnach die Graͤnzen und den Umfang
deſſelben beſtimmen. Die erſte Seidenfabrik
wurde unter der jetzigen Regierung nach dem
Bericht des Hrn. Geh. R. von Fontaneſi, des
Chefs der Fabrik- und Manufacturcommißion,
1766. zu Manheim errichtet, allein wegen der
theuren Lebensart von da 1770 nach Franken-
hauſen, den vorzuͤglichſten Pfaͤlziſchen Fabrik-
ort, verlegt. Die Seidenſtrumpffabrik arbeitet
ſeit 1771. Der Churfuͤrſt unterhaͤlt zum Behuf
aller und vorzuͤglich auch der Seidenmanufac-
turen eine Woll- und Seidenfaͤrberey.
In den Oeſterreichiſchen Landen, wo man
ſchon in den aͤltern Zeiten, wie ich oben bemerkt
habe, dergleichen Pflanzungen hatte, welche
auch zum Theil noch dauern, wendete man in
unſern Zeiten deſto mehrere Aufmerkſamkeit dar-
auf, da verſchiedene Laͤnder dieſes Hauſes eine
ſo vorzuͤgliche Lage dazu haben, und man ſich es
zum Geſetz gemacht zu haben ſcheint, die ſchon
laͤngſt vergeſſenen guten Plane jetzt erſt zum Be-
ſten des Volks und der Regierung auszufuͤhren.
Ich werde hier zugleich von allen unter Oeſter-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/330>, abgerufen am 24.11.2024.
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