wonnen. Den guten Fortgang dieses Ge- schäfts haben die Brandenburgischen Lande un- streitig unter andern auch der Einrichtung zu danken, daß man sonderlich die Landgeistlichen dazu nahm, indem diese am meisten fähig sind, Unterricht anzunehmen, und den andern mit- zutheilen; sie haben unter den Landleuten das meiste Ansehen, und die beste Gelegenheit, dergleichen Kenntnisse immer mehr auszubrei- ten. Bis zum J. 1766 bekamen 5 Prediger, die die meiste Seide gezogen hatten, Belohnungen; jetzo aber alle Unterthanen, welche mehr als im vorhergehenden Jahre gewinnen, für jedes Pf. 12 Groschen.
Auf diesen so glücklichen Seidenbau in dem Brandenburgischen gründen sich die vielen und vorzüglichen Seidenmanufacturen, welche sich unter der Regierung des jetzigen großen und wei- sen Friedrichs so ansehnlich vermehrt haben, daß vom 1 Junius 1774 bis May 1775 den Seidenmanufacturiers über 58000 Thl. blos auf ganz seidene Waaren vergütet worden. Noch 1766. ließ derselbige ein besonderes Re- glement für die Seidenmanufacturen ergehen, worinne die Länge, Breite und Güte der Waa- ren bestimmt wird. Nach H Nikolai in seiner Beschreibung der Residenzstadt Berlin und Potsdam waren im J. 1777, zu Berlin 865 Stühle, zu Frankfurt an der Oder 77, und zu Köpenik 27; so nennt er auch die vorzüglichsten Seidenmanufacturiers im 1ten Th. S. 378.
deren
wonnen. Den guten Fortgang dieſes Ge- ſchaͤfts haben die Brandenburgiſchen Lande un- ſtreitig unter andern auch der Einrichtung zu danken, daß man ſonderlich die Landgeiſtlichen dazu nahm, indem dieſe am meiſten faͤhig ſind, Unterricht anzunehmen, und den andern mit- zutheilen; ſie haben unter den Landleuten das meiſte Anſehen, und die beſte Gelegenheit, dergleichen Kenntniſſe immer mehr auszubrei- ten. Bis zum J. 1766 bekamen 5 Prediger, die die meiſte Seide gezogen hatten, Belohnungen; jetzo aber alle Unterthanen, welche mehr als im vorhergehenden Jahre gewinnen, fuͤr jedes Pf. 12 Groſchen.
Auf dieſen ſo gluͤcklichen Seidenbau in dem Brandenburgiſchen gruͤnden ſich die vielen und vorzuͤglichen Seidenmanufacturen, welche ſich unter der Regierung des jetzigen großen und wei- ſen Friedrichs ſo anſehnlich vermehrt haben, daß vom 1 Junius 1774 bis May 1775 den Seidenmanufacturiers uͤber 58000 Thl. blos auf ganz ſeidene Waaren verguͤtet worden. Noch 1766. ließ derſelbige ein beſonderes Re- glement fuͤr die Seidenmanufacturen ergehen, worinne die Laͤnge, Breite und Guͤte der Waa- ren beſtimmt wird. Nach H Nikolai in ſeiner Beſchreibung der Reſidenzſtadt Berlin und Potsdam waren im J. 1777, zu Berlin 865 Stuͤhle, zu Frankfurt an der Oder 77, und zu Koͤpenik 27; ſo nennt er auch die vorzuͤglichſten Seidenmanufacturiers im 1ten Th. S. 378.
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wonnen. Den guten Fortgang dieſes Ge-
ſchaͤfts haben die Brandenburgiſchen Lande un-
ſtreitig unter andern auch der Einrichtung zu
danken, daß man ſonderlich die Landgeiſtlichen
dazu nahm, indem dieſe am meiſten faͤhig ſind,
Unterricht anzunehmen, und den andern mit-
zutheilen; ſie haben unter den Landleuten das
meiſte Anſehen, und die beſte Gelegenheit,
dergleichen Kenntniſſe immer mehr auszubrei-
ten. Bis zum J. 1766 bekamen 5 Prediger, die
die meiſte Seide gezogen hatten, Belohnungen;
jetzo aber alle Unterthanen, welche mehr als im
vorhergehenden Jahre gewinnen, fuͤr jedes Pf.
12 Groſchen.
Auf dieſen ſo gluͤcklichen Seidenbau in dem
Brandenburgiſchen gruͤnden ſich die vielen und
vorzuͤglichen Seidenmanufacturen, welche ſich
unter der Regierung des jetzigen großen und wei-
ſen Friedrichs ſo anſehnlich vermehrt haben,
daß vom 1 Junius 1774 bis May 1775 den
Seidenmanufacturiers uͤber 58000 Thl. blos
auf ganz ſeidene Waaren verguͤtet worden.
Noch 1766. ließ derſelbige ein beſonderes Re-
glement fuͤr die Seidenmanufacturen ergehen,
worinne die Laͤnge, Breite und Guͤte der Waa-
ren beſtimmt wird. Nach H Nikolai in ſeiner
Beſchreibung der Reſidenzſtadt Berlin und
Potsdam waren im J. 1777, zu Berlin 865
Stuͤhle, zu Frankfurt an der Oder 77, und zu
Koͤpenik 27; ſo nennt er auch die vorzuͤglichſten
Seidenmanufacturiers im 1ten Th. S. 378.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/318>, abgerufen am 24.11.2024.
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