stalten wurden auch in dem Würzburgischen bey Würzburg gemacht. Diese neue Cultur ver- breitete sich bald weiter. Der Herzog von Würtemberg, Friedrich, legte bey Neustadt eine Plantage an, und brachte es in kurzem zu einer ziemlichen Vollkommenheit, wie über- haupt in den damaligen Zeiten der Oekonomie- zustand dieses Landes blühete. Man errichtete ein Haus zu Seidenmanufacturen, in welchem die Seide abgewunden, gesponnen und gewebt wurde, und verfertigte allein auf 24 Stühlen seidene Strümpfe. Dennoch konnte man es nicht so weit bringen, daß es ein auswärtiger Handelsartikel wurde. Die Manufacturen die- ser Art waren in Frankreich schon zu gut einge- richtet, und diesen neuen Anstalten noch zu wenig in Verbindung und Gang, die Arbeiter nicht so häufig, und dadurch der Arbeitslohn höher, als daß sie durch gleiche Wohlfeilheit den auswärtigen hätte das Gleichgewichte hal- ten können; daher sich jene immer erhielte und diese Manufacturen wieder vernichtete: indes- sen kam der Seidenbau in diesem Lande doch unter dem Herzog Carl wieder in Aufnahme. Im Oesterreichischen wetteiferte man ziemlich frühzeitig. In Sachsen that gegen Ende des siebenzehnten Jahrhunderts im J. 1676. ein gewisser Daniel Kraft Vorstellung wegen einer Seidenmanufactur. Er zeigte, wie unser Cli- ma für den Maulbeerbaum gar nicht nachthei- lig sey, und daß dieser Baum dem Froste weit
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ſtalten wurden auch in dem Wuͤrzburgiſchen bey Wuͤrzburg gemacht. Dieſe neue Cultur ver- breitete ſich bald weiter. Der Herzog von Wuͤrtemberg, Friedrich, legte bey Neuſtadt eine Plantage an, und brachte es in kurzem zu einer ziemlichen Vollkommenheit, wie uͤber- haupt in den damaligen Zeiten der Oekonomie- zuſtand dieſes Landes bluͤhete. Man errichtete ein Haus zu Seidenmanufacturen, in welchem die Seide abgewunden, geſponnen und gewebt wurde, und verfertigte allein auf 24 Stuͤhlen ſeidene Struͤmpfe. Dennoch konnte man es nicht ſo weit bringen, daß es ein auswaͤrtiger Handelsartikel wurde. Die Manufacturen die- ſer Art waren in Frankreich ſchon zu gut einge- richtet, und dieſen neuen Anſtalten noch zu wenig in Verbindung und Gang, die Arbeiter nicht ſo haͤufig, und dadurch der Arbeitslohn hoͤher, als daß ſie durch gleiche Wohlfeilheit den auswaͤrtigen haͤtte das Gleichgewichte hal- ten koͤnnen; daher ſich jene immer erhielte und dieſe Manufacturen wieder vernichtete: indeſ- ſen kam der Seidenbau in dieſem Lande doch unter dem Herzog Carl wieder in Aufnahme. Im Oeſterreichiſchen wetteiferte man ziemlich fruͤhzeitig. In Sachſen that gegen Ende des ſiebenzehnten Jahrhunderts im J. 1676. ein gewiſſer Daniel Kraft Vorſtellung wegen einer Seidenmanufactur. Er zeigte, wie unſer Cli- ma fuͤr den Maulbeerbaum gar nicht nachthei- lig ſey, und daß dieſer Baum dem Froſte weit
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ſtalten wurden auch in dem Wuͤrzburgiſchen bey
Wuͤrzburg gemacht. Dieſe neue Cultur ver-
breitete ſich bald weiter. Der Herzog von
Wuͤrtemberg, Friedrich, legte bey Neuſtadt
eine Plantage an, und brachte es in kurzem zu
einer ziemlichen Vollkommenheit, wie uͤber-
haupt in den damaligen Zeiten der Oekonomie-
zuſtand dieſes Landes bluͤhete. Man errichtete
ein Haus zu Seidenmanufacturen, in welchem
die Seide abgewunden, geſponnen und gewebt
wurde, und verfertigte allein auf 24 Stuͤhlen
ſeidene Struͤmpfe. Dennoch konnte man es
nicht ſo weit bringen, daß es ein auswaͤrtiger
Handelsartikel wurde. Die Manufacturen die-
ſer Art waren in Frankreich ſchon zu gut einge-
richtet, und dieſen neuen Anſtalten noch zu
wenig in Verbindung und Gang, die Arbeiter
nicht ſo haͤufig, und dadurch der Arbeitslohn
hoͤher, als daß ſie durch gleiche Wohlfeilheit
den auswaͤrtigen haͤtte das Gleichgewichte hal-
ten koͤnnen; daher ſich jene immer erhielte und
dieſe Manufacturen wieder vernichtete: indeſ-
ſen kam der Seidenbau in dieſem Lande doch
unter dem Herzog Carl wieder in Aufnahme.
Im Oeſterreichiſchen wetteiferte man ziemlich
fruͤhzeitig. In Sachſen that gegen Ende des
ſiebenzehnten Jahrhunderts im J. 1676. ein
gewiſſer Daniel Kraft Vorſtellung wegen einer
Seidenmanufactur. Er zeigte, wie unſer Cli-
ma fuͤr den Maulbeerbaum gar nicht nachthei-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/310>, abgerufen am 23.11.2024.
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