tags und Abends, erhalten die Schaafe Heu, Erbsen oder andern Stroh, alle 10, 12, 14 Tage, so lang sie eingestellt sind, Salz ohne Zusatz an Kräutern. Im Sommer hingegen bey trockner Witterung wöchentlich zwey bis dreymal. Im Stalle muß beständig fcische Luft seyn; man treibt die Schaafe so lang es die Witterung zuläßt, und der Erdboden im Winter nicht mit Schnee bedeckt ist, des Tags 3 bis 4 Stunden aus, im Frühjahr länger; selbst die jungen Lämmer von 8 Tagen. Man rauft den Schaafen nicht die Wolle um das Ey- ter aus. Man läßt die erste Milch durch die Lämmer aussaugen, wodurch sie zwar einen Durchfall erhalten, der aber zu ihrer Reini- gung dient. Zwar verbieten es die ältern und neuern Lehrer der Schaafzucht fast alle, die Spanier ausgenommen, die neugebohrnen Läm- mer die erste Milch nach der Geburt z) saugen zu lassen. Allein die Natur scheint sie ihnen selbst zu ihrer Reinigung vorgeschrieben zu haben a), und daher ist unstreitig dieser Grundsaz der spani- schen Schäfer richtig und mit Recht auch in Sach- sen bey dieser Schäferey beybehalten worden.
Bey anhaltenden Regen, Nebel, Thau, wird im Sommer nicht ausgetrieben. Man schwemmt die Schaafe vor der Wollschur nicht. So machte man auch im J. 1766 einen Ver- such mit Lämmern, die man nicht schor, um
zu
z) Sie beißt Colostrum.
a)Linn. amocnit accad. IV, p. 175.
Q 3
tags und Abends, erhalten die Schaafe Heu, Erbſen oder andern Stroh, alle 10, 12, 14 Tage, ſo lang ſie eingeſtellt ſind, Salz ohne Zuſatz an Kraͤutern. Im Sommer hingegen bey trockner Witterung woͤchentlich zwey bis dreymal. Im Stalle muß beſtaͤndig fciſche Luft ſeyn; man treibt die Schaafe ſo lang es die Witterung zulaͤßt, und der Erdboden im Winter nicht mit Schnee bedeckt iſt, des Tags 3 bis 4 Stunden aus, im Fruͤhjahr laͤnger; ſelbſt die jungen Laͤmmer von 8 Tagen. Man rauft den Schaafen nicht die Wolle um das Ey- ter aus. Man laͤßt die erſte Milch durch die Laͤmmer ausſaugen, wodurch ſie zwar einen Durchfall erhalten, der aber zu ihrer Reini- gung dient. Zwar verbieten es die aͤltern und neuern Lehrer der Schaafzucht faſt alle, die Spanier ausgenommen, die neugebohrnen Laͤm- mer die erſte Milch nach der Geburt z) ſaugen zu laſſen. Allein die Natur ſcheint ſie ihnen ſelbſt zu ihrer Reinigung vorgeſchrieben zu haben a), und daher iſt unſtreitig dieſer Grundſaz der ſpani- ſchen Schaͤfer richtig und mit Recht auch in Sach- ſen bey dieſer Schaͤferey beybehalten worden.
Bey anhaltenden Regen, Nebel, Thau, wird im Sommer nicht ausgetrieben. Man ſchwemmt die Schaafe vor der Wollſchur nicht. So machte man auch im J. 1766 einen Ver- ſuch mit Laͤmmern, die man nicht ſchor, um
zu
z) Sie beißt Coloſtrum.
a)Linn. amocnit accad. IV, p. 175.
Q 3
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tags und Abends, erhalten die Schaafe Heu,
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Tage, ſo lang ſie eingeſtellt ſind, Salz ohne
Zuſatz an Kraͤutern. Im Sommer hingegen
bey trockner Witterung woͤchentlich zwey bis
dreymal. Im Stalle muß beſtaͤndig fciſche
Luft ſeyn; man treibt die Schaafe ſo lang es
die Witterung zulaͤßt, und der Erdboden im
Winter nicht mit Schnee bedeckt iſt, des Tags
3 bis 4 Stunden aus, im Fruͤhjahr laͤnger;
ſelbſt die jungen Laͤmmer von 8 Tagen. Man
rauft den Schaafen nicht die Wolle um das Ey-
ter aus. Man laͤßt die erſte Milch durch die
Laͤmmer ausſaugen, wodurch ſie zwar einen
Durchfall erhalten, der aber zu ihrer Reini-
gung dient. Zwar verbieten es die aͤltern und
neuern Lehrer der Schaafzucht faſt alle, die
Spanier ausgenommen, die neugebohrnen Laͤm-
mer die erſte Milch nach der Geburt z) ſaugen zu
laſſen. Allein die Natur ſcheint ſie ihnen ſelbſt zu
ihrer Reinigung vorgeſchrieben zu haben a), und
daher iſt unſtreitig dieſer Grundſaz der ſpani-
ſchen Schaͤfer richtig und mit Recht auch in Sach-
ſen bey dieſer Schaͤferey beybehalten worden.
Bey anhaltenden Regen, Nebel, Thau,
wird im Sommer nicht ausgetrieben. Man
ſchwemmt die Schaafe vor der Wollſchur nicht.
So machte man auch im J. 1766 einen Ver-
ſuch mit Laͤmmern, die man nicht ſchor, um
zu
z) Sie beißt Coloſtrum.
a) Linn. amocnit accad. IV, p. 175.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/271>, abgerufen am 22.11.2024.
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