berühmt. Allein es verfiel auch um die Mitte dieses Jahrhunderts, bis auf 24 Beschäler, worunter die meisten alt und unbrauchbar wur- den. Es waren nur noch 23 Stuten, von denen man 6 Fohlen bekam. Auch mit die- sem war ein Landgestütte verbunden, und eben um deswillen noch so viele Beschäler, da für das gräfliche Gestütte nach dem Verhältniß der Stuten weit weniger zureichend waren, gehal- ten. Die Aufsicht darüber hat ein Oberforst- meister. Beyde sonst so berühmte Gestütte fie- len nicht etwa in den Zeitraum eines Jahrhun- derts, sondern binnen 12 bis 15 Jahren, durch Nachläßigkeit. Man hielt viel Hengste um- sonst, und verließ die alten guten Beschälord- nungen und Einrichtungen vorzüglich des erstern Gestüttes. Im Jahr 1747 fand Hr. Zehent- ner noch prächtige und schöne Ueberreste von dem ehemaligen durch ganz Europa bekannten Ruhm desselben Im Holsteinischen, wo die Pferdezucht in dem 16ten und 17ten Jahrhun- derte so vorzüglich blühete, und selbst noch zu Anfange des itzigen ansehnlich war, ist sie auch in Abnahme, so daß noch kaum 12 ansehnliche Stuttereyen nach Zehentners Bericht daselbst zu finden sind. Das Wahrscheinliche ist hier die Ur- sache, daß die übrigen deutschen Länder, wel- chen Holstein bis in dieses Jahrhundert alle ih- re Pferde lieferte, anfiengen, selbst an diesen Vortheil zu denken, und eine eigene Landes- Pferdezucht mit weniger oder mehrerm Glück
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beruͤhmt. Allein es verfiel auch um die Mitte dieſes Jahrhunderts, bis auf 24 Beſchaͤler, worunter die meiſten alt und unbrauchbar wur- den. Es waren nur noch 23 Stuten, von denen man 6 Fohlen bekam. Auch mit die- ſem war ein Landgeſtuͤtte verbunden, und eben um deswillen noch ſo viele Beſchaͤler, da fuͤr das graͤfliche Geſtuͤtte nach dem Verhaͤltniß der Stuten weit weniger zureichend waren, gehal- ten. Die Aufſicht daruͤber hat ein Oberforſt- meiſter. Beyde ſonſt ſo beruͤhmte Geſtuͤtte fie- len nicht etwa in den Zeitraum eines Jahrhun- derts, ſondern binnen 12 bis 15 Jahren, durch Nachlaͤßigkeit. Man hielt viel Hengſte um- ſonſt, und verließ die alten guten Beſchaͤlord- nungen und Einrichtungen vorzuͤglich des erſtern Geſtuͤttes. Im Jahr 1747 fand Hr. Zehent- ner noch praͤchtige und ſchoͤne Ueberreſte von dem ehemaligen durch ganz Europa bekannten Ruhm deſſelben Im Holſteiniſchen, wo die Pferdezucht in dem 16ten und 17ten Jahrhun- derte ſo vorzuͤglich bluͤhete, und ſelbſt noch zu Anfange des itzigen anſehnlich war, iſt ſie auch in Abnahme, ſo daß noch kaum 12 anſehnliche Stuttereyen nach Zehentners Bericht daſelbſt zu finden ſind. Das Wahrſcheinliche iſt hier die Ur- ſache, daß die uͤbrigen deutſchen Laͤnder, wel- chen Holſtein bis in dieſes Jahrhundert alle ih- re Pferde lieferte, anfiengen, ſelbſt an dieſen Vortheil zu denken, und eine eigene Landes- Pferdezucht mit weniger oder mehrerm Gluͤck
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beruͤhmt. Allein es verfiel auch um die Mitte
dieſes Jahrhunderts, bis auf 24 Beſchaͤler,
worunter die meiſten alt und unbrauchbar wur-
den. Es waren nur noch 23 Stuten, von
denen man 6 Fohlen bekam. Auch mit die-
ſem war ein Landgeſtuͤtte verbunden, und eben
um deswillen noch ſo viele Beſchaͤler, da fuͤr
das graͤfliche Geſtuͤtte nach dem Verhaͤltniß der
Stuten weit weniger zureichend waren, gehal-
ten. Die Aufſicht daruͤber hat ein Oberforſt-
meiſter. Beyde ſonſt ſo beruͤhmte Geſtuͤtte fie-
len nicht etwa in den Zeitraum eines Jahrhun-
derts, ſondern binnen 12 bis 15 Jahren, durch
Nachlaͤßigkeit. Man hielt viel Hengſte um-
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nungen und Einrichtungen vorzuͤglich des erſtern
Geſtuͤttes. Im Jahr 1747 fand Hr. Zehent-
ner noch praͤchtige und ſchoͤne Ueberreſte von dem
ehemaligen durch ganz Europa bekannten
Ruhm deſſelben Im Holſteiniſchen, wo die
Pferdezucht in dem 16ten und 17ten Jahrhun-
derte ſo vorzuͤglich bluͤhete, und ſelbſt noch zu
Anfange des itzigen anſehnlich war, iſt ſie auch
in Abnahme, ſo daß noch kaum 12 anſehnliche
Stuttereyen nach Zehentners Bericht daſelbſt zu
finden ſind. Das Wahrſcheinliche iſt hier die Ur-
ſache, daß die uͤbrigen deutſchen Laͤnder, wel-
chen Holſtein bis in dieſes Jahrhundert alle ih-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/253>, abgerufen am 22.11.2024.
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