dern allein der Kopf für den vordern Leib und Brust hinaus stehen. Der Hals soll seinen Bug am obersten und schmälsten Orte kurz nehmen, der übrige aber gleich aufrecht stehen. Gleich unter demselben sollen die vordern Schenkel auf der Erde stehen. Also sollen auch Nase und Stirn eine gleiche Perpendicularlinie machen.
Im achtzehnten Jahrhundert.
Man hat, vorzüglich in den neuern Zeiten, vielerley Arten von Gestütten. Das erste ist ein Landgestütte, wenn nämlich der Landmann seine zum Ackerbau zu brauchenden Stutten durch Beschäler, welche auf herrschaftliche oder Landeskosten erhalten werden, bedecken läßt und Füllen ziehet. Der Endzweck und die Vorthei- le solcher Gestütte sind, daß der Landmann seine Füllen selbst erziehet und nicht nöthig hat, das Geld aus dem Lande zu geben, daß er gesunde und schöne Pferde ziehet, und daß der Landes- herr seine Reuterey aus diesem Gestütte beritten machen kann. q) Die zweyte Art der Gestütte ist diese, daß man auf den Vorwerken anstatt anderer Arbeitspferde bey der Wirthschaft Stut- ten hielte, welche also ihr Futter selbst verdienen. Man könnte dieses auch als eine Art von Land- gestütten ansehen: allein da sie auf die Cam- mervorwerke sich erstrecken, können sie besser
Cam-
q) Ausführlich handelt davon Prizelius in seiner vollständigen Pferdewissenschaft, S. 255. und Zehentner im kurzen und gründlichen Unterricht von der Pferdezucht. S. 98.
dern allein der Kopf fuͤr den vordern Leib und Bruſt hinaus ſtehen. Der Hals ſoll ſeinen Bug am oberſten und ſchmaͤlſten Orte kurz nehmen, der uͤbrige aber gleich aufrecht ſtehen. Gleich unter demſelben ſollen die vordern Schenkel auf der Erde ſtehen. Alſo ſollen auch Naſe und Stirn eine gleiche Perpendicularlinie machen.
Im achtzehnten Jahrhundert.
Man hat, vorzuͤglich in den neuern Zeiten, vielerley Arten von Geſtuͤtten. Das erſte iſt ein Landgeſtuͤtte, wenn naͤmlich der Landmann ſeine zum Ackerbau zu brauchenden Stutten durch Beſchaͤler, welche auf herrſchaftliche oder Landeskoſten erhalten werden, bedecken laͤßt und Fuͤllen ziehet. Der Endzweck und die Vorthei- le ſolcher Geſtuͤtte ſind, daß der Landmann ſeine Fuͤllen ſelbſt erziehet und nicht noͤthig hat, das Geld aus dem Lande zu geben, daß er geſunde und ſchoͤne Pferde ziehet, und daß der Landes- herr ſeine Reuterey aus dieſem Geſtuͤtte beritten machen kann. q) Die zweyte Art der Geſtuͤtte iſt dieſe, daß man auf den Vorwerken anſtatt anderer Arbeitspferde bey der Wirthſchaft Stut- ten hielte, welche alſo ihr Futter ſelbſt verdienen. Man koͤnnte dieſes auch als eine Art von Land- geſtuͤtten anſehen: allein da ſie auf die Cam- mervorwerke ſich erſtrecken, koͤnnen ſie beſſer
Cam-
q) Ausfuͤhrlich handelt davon Prizelius in ſeiner vollſtaͤndigen Pferdewiſſenſchaft, S. 255. und Zehentner im kurzen und gruͤndlichen Unterricht von der Pferdezucht. S. 98.
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dern allein der Kopf fuͤr den vordern Leib und
Bruſt hinaus ſtehen. Der Hals ſoll ſeinen Bug
am oberſten und ſchmaͤlſten Orte kurz nehmen,
der uͤbrige aber gleich aufrecht ſtehen. Gleich
unter demſelben ſollen die vordern Schenkel auf
der Erde ſtehen. Alſo ſollen auch Naſe und
Stirn eine gleiche Perpendicularlinie machen.
Im achtzehnten Jahrhundert.
Man hat, vorzuͤglich in den neuern Zeiten,
vielerley Arten von Geſtuͤtten. Das erſte iſt
ein Landgeſtuͤtte, wenn naͤmlich der Landmann
ſeine zum Ackerbau zu brauchenden Stutten
durch Beſchaͤler, welche auf herrſchaftliche oder
Landeskoſten erhalten werden, bedecken laͤßt und
Fuͤllen ziehet. Der Endzweck und die Vorthei-
le ſolcher Geſtuͤtte ſind, daß der Landmann ſeine
Fuͤllen ſelbſt erziehet und nicht noͤthig hat, das
Geld aus dem Lande zu geben, daß er geſunde
und ſchoͤne Pferde ziehet, und daß der Landes-
herr ſeine Reuterey aus dieſem Geſtuͤtte beritten
machen kann. q) Die zweyte Art der Geſtuͤtte
iſt dieſe, daß man auf den Vorwerken anſtatt
anderer Arbeitspferde bey der Wirthſchaft Stut-
ten hielte, welche alſo ihr Futter ſelbſt verdienen.
Man koͤnnte dieſes auch als eine Art von Land-
geſtuͤtten anſehen: allein da ſie auf die Cam-
mervorwerke ſich erſtrecken, koͤnnen ſie beſſer
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q) Ausfuͤhrlich handelt davon Prizelius in ſeiner
vollſtaͤndigen Pferdewiſſenſchaft, S. 255. und
Zehentner im kurzen und gruͤndlichen Unterricht
von der Pferdezucht. S. 98.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/244>, abgerufen am 22.11.2024.
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