miezustand ihrer Güter zu bessern, düngen daher das Land in der Brache und pflügen zwey- mal; die Einwohner bepflanzen es mit Erdtof- feln, halten es von Unkraut rein und bekommen dafür die Hälfte. Zwar ist das letztere Ver- düngen um die Hälfte kein allgemein anzura- thendes Mittel, am wenigsten in schon cultivir- ten Landen: allein hier, wo meistens erst Cultur und Wohlstand bewirkt werden soll, und diese Art durch die Gewohnheit schon begünstiget ist, wird es desto wirksamer seyn, den Endzweck zu erreichen.
In dem Oesterreichischen bemühete man sich den Ackerbau der einzelnen Länder durch fremde Colonien zu bessern: ein Mittel, dessen man in Sachsen schon vor einigen Jahrhunderten sich bediente. Man suchte vorzüglich die Flämische Wirthschaft einzuführen, und ließ zu dieser Ab- sicht viele Landleute aus der Gegend zwischen Ostende und Brügge in das Mährische kommen, wo sie nach und nach viele Mährische Bauern unter sich bekamen, um dieselben die Flämische Wirthschaft zu lehren, welche sich auch in kurzer Zeit sehr ausgebreitet. Die Fläminger selbst bearbeiteten zwar nicht viel mehr als tausend Morgen Landes; allein weit ausgebreiteter ist ihre Wirthschaftsart, indem sich dieselbe schon auf funzehn Meilen weit erstreckt. Es wurde hierdurch sonderlich der Kleebau eingeführt; man macht ihn zu einer Vorbereitung zur Waizen- saat, daß man in diesen Gegenden schon nicht
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miezuſtand ihrer Guͤter zu beſſern, duͤngen daher das Land in der Brache und pfluͤgen zwey- mal; die Einwohner bepflanzen es mit Erdtof- feln, halten es von Unkraut rein und bekommen dafuͤr die Haͤlfte. Zwar iſt das letztere Ver- duͤngen um die Haͤlfte kein allgemein anzura- thendes Mittel, am wenigſten in ſchon cultivir- ten Landen: allein hier, wo meiſtens erſt Cultur und Wohlſtand bewirkt werden ſoll, und dieſe Art durch die Gewohnheit ſchon beguͤnſtiget iſt, wird es deſto wirkſamer ſeyn, den Endzweck zu erreichen.
In dem Oeſterreichiſchen bemuͤhete man ſich den Ackerbau der einzelnen Laͤnder durch fremde Colonien zu beſſern: ein Mittel, deſſen man in Sachſen ſchon vor einigen Jahrhunderten ſich bediente. Man ſuchte vorzuͤglich die Flaͤmiſche Wirthſchaft einzufuͤhren, und ließ zu dieſer Ab- ſicht viele Landleute aus der Gegend zwiſchen Oſtende und Bruͤgge in das Maͤhriſche kommen, wo ſie nach und nach viele Maͤhriſche Bauern unter ſich bekamen, um dieſelben die Flaͤmiſche Wirthſchaft zu lehren, welche ſich auch in kurzer Zeit ſehr ausgebreitet. Die Flaͤminger ſelbſt bearbeiteten zwar nicht viel mehr als tauſend Morgen Landes; allein weit ausgebreiteter iſt ihre Wirthſchaftsart, indem ſich dieſelbe ſchon auf funzehn Meilen weit erſtreckt. Es wurde hierdurch ſonderlich der Kleebau eingefuͤhrt; man macht ihn zu einer Vorbereitung zur Waizen- ſaat, daß man in dieſen Gegenden ſchon nicht
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miezuſtand ihrer Guͤter zu beſſern, duͤngen
daher das Land in der Brache und pfluͤgen zwey-
mal; die Einwohner bepflanzen es mit Erdtof-
feln, halten es von Unkraut rein und bekommen
dafuͤr die Haͤlfte. Zwar iſt das letztere Ver-
duͤngen um die Haͤlfte kein allgemein anzura-
thendes Mittel, am wenigſten in ſchon cultivir-
ten Landen: allein hier, wo meiſtens erſt Cultur
und Wohlſtand bewirkt werden ſoll, und dieſe
Art durch die Gewohnheit ſchon beguͤnſtiget iſt,
wird es deſto wirkſamer ſeyn, den Endzweck zu
erreichen.
In dem Oeſterreichiſchen bemuͤhete man ſich
den Ackerbau der einzelnen Laͤnder durch fremde
Colonien zu beſſern: ein Mittel, deſſen man in
Sachſen ſchon vor einigen Jahrhunderten ſich
bediente. Man ſuchte vorzuͤglich die Flaͤmiſche
Wirthſchaft einzufuͤhren, und ließ zu dieſer Ab-
ſicht viele Landleute aus der Gegend zwiſchen
Oſtende und Bruͤgge in das Maͤhriſche kommen,
wo ſie nach und nach viele Maͤhriſche Bauern
unter ſich bekamen, um dieſelben die Flaͤmiſche
Wirthſchaft zu lehren, welche ſich auch in kurzer
Zeit ſehr ausgebreitet. Die Flaͤminger ſelbſt
bearbeiteten zwar nicht viel mehr als tauſend
Morgen Landes; allein weit ausgebreiteter iſt
ihre Wirthſchaftsart, indem ſich dieſelbe ſchon
auf funzehn Meilen weit erſtreckt. Es wurde
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macht ihn zu einer Vorbereitung zur Waizen-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/180>, abgerufen am 22.11.2024.
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