hitzten, dumpfig gewordenen Getraide liege, und daß dieses Gelegenheit zur Erzeugung des Brandes gebe. Jedoch wenn man ihm auch zugiebt, daß dieses Anlaß zum Brande geben kann, so ist damit doch noch nicht die wahre Ur- sache erwiesen. Allein es finden sich auch noch viele Schwierigkeiten, die dieses unwahrschein- lich machen. Denn da der Keim des Samens von dem Korn eine gleichartige von der Natur für ihn bereitete Nahrung verlangt, kann er diese von einen nicht ganz zur Reife ge- kommenen Saamen erlangen, weil in diesen die gehörige Mischung und Vertheilung der Säfte noch nicht geschehen ist? eben so wenig wird er diese aus dem nämlichen Grunde von einem verdorbenen erhalten. Daß aber das Brandkorn nicht die Ursache von neuem Brand- korn sey, wird vornehmlich durch die Versuche des Hrn. Spitlers widerlegt, welche er angestellet, und in den Bemerkungen der Oek. physikal. Ge- sellschaft zu Lautern bekannt gemacht hat. s) "Ich steckte, sagt er, brandige Körner, die nämlich in der Spreu ein schwärzliches Ansehen, als ein Kennzeichen des geschlossenen Brandes hatten; sie waren leichter als die gesunden, die Spreu stand an denselben gerade in die Höhe; allein sie giengen gar nicht auf. Der Brandstaub ist also blos ein lebloser Körper t), welcher weder
Thier-
s) Bemerkungen der Oek. Phys. Gesellschaft zu Lautern vom J. 1777. S. 143 und 144.
t)Caput mortuum.
hitzten, dumpfig gewordenen Getraide liege, und daß dieſes Gelegenheit zur Erzeugung des Brandes gebe. Jedoch wenn man ihm auch zugiebt, daß dieſes Anlaß zum Brande geben kann, ſo iſt damit doch noch nicht die wahre Ur- ſache erwieſen. Allein es finden ſich auch noch viele Schwierigkeiten, die dieſes unwahrſchein- lich machen. Denn da der Keim des Samens von dem Korn eine gleichartige von der Natur fuͤr ihn bereitete Nahrung verlangt, kann er dieſe von einen nicht ganz zur Reife ge- kommenen Saamen erlangen, weil in dieſen die gehoͤrige Miſchung und Vertheilung der Saͤfte noch nicht geſchehen iſt? eben ſo wenig wird er dieſe aus dem naͤmlichen Grunde von einem verdorbenen erhalten. Daß aber das Brandkorn nicht die Urſache von neuem Brand- korn ſey, wird vornehmlich durch die Verſuche des Hrn. Spitlers widerlegt, welche er angeſtellet, und in den Bemerkungen der Oek. phyſikal. Ge- ſellſchaft zu Lautern bekannt gemacht hat. s) „Ich ſteckte, ſagt er, brandige Koͤrner, die naͤmlich in der Spreu ein ſchwaͤrzliches Anſehen, als ein Kennzeichen des geſchloſſenen Brandes hatten; ſie waren leichter als die geſunden, die Spreu ſtand an denſelben gerade in die Hoͤhe; allein ſie giengen gar nicht auf. Der Brandſtaub iſt alſo blos ein lebloſer Koͤrper t), welcher weder
Thier-
s) Bemerkungen der Oek. Phyſ. Geſellſchaft zu Lautern vom J. 1777. S. 143 und 144.
t)Caput mortuum.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0166"n="140"/>
hitzten, dumpfig gewordenen Getraide liege,<lb/>
und daß dieſes Gelegenheit zur Erzeugung des<lb/>
Brandes gebe. Jedoch wenn man ihm auch<lb/>
zugiebt, daß dieſes Anlaß zum Brande geben<lb/>
kann, ſo iſt damit doch noch nicht die wahre Ur-<lb/>ſache erwieſen. Allein es finden ſich auch noch<lb/>
viele Schwierigkeiten, die dieſes unwahrſchein-<lb/>
lich machen. Denn da der Keim des Samens<lb/>
von dem Korn eine gleichartige von der<lb/>
Natur fuͤr ihn bereitete Nahrung verlangt,<lb/>
kann er dieſe von einen nicht ganz zur Reife ge-<lb/>
kommenen Saamen erlangen, weil in dieſen<lb/>
die gehoͤrige Miſchung und Vertheilung der<lb/>
Saͤfte noch nicht geſchehen iſt? eben ſo wenig<lb/>
wird er dieſe aus dem naͤmlichen Grunde von<lb/>
einem verdorbenen erhalten. Daß aber das<lb/>
Brandkorn nicht die Urſache von neuem Brand-<lb/>
korn ſey, wird vornehmlich durch die Verſuche des<lb/>
Hrn. Spitlers widerlegt, welche er angeſtellet,<lb/>
und in den Bemerkungen der Oek. phyſikal. Ge-<lb/>ſellſchaft zu Lautern bekannt gemacht hat. <noteplace="foot"n="s)">Bemerkungen der Oek. Phyſ. Geſellſchaft zu<lb/>
Lautern vom J. 1777. S. 143 und 144.</note>„Ich<lb/>ſteckte, ſagt er, brandige Koͤrner, die naͤmlich<lb/>
in der Spreu ein ſchwaͤrzliches Anſehen, als ein<lb/>
Kennzeichen des geſchloſſenen Brandes hatten;<lb/>ſie waren leichter als die geſunden, die Spreu<lb/>ſtand an denſelben gerade in die Hoͤhe; allein<lb/>ſie giengen gar nicht auf. Der Brandſtaub<lb/>
iſt alſo blos ein lebloſer Koͤrper <noteplace="foot"n="t)"><hirendition="#aq">Caput mortuum.</hi></note>, welcher weder<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Thier-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[140/0166]
hitzten, dumpfig gewordenen Getraide liege,
und daß dieſes Gelegenheit zur Erzeugung des
Brandes gebe. Jedoch wenn man ihm auch
zugiebt, daß dieſes Anlaß zum Brande geben
kann, ſo iſt damit doch noch nicht die wahre Ur-
ſache erwieſen. Allein es finden ſich auch noch
viele Schwierigkeiten, die dieſes unwahrſchein-
lich machen. Denn da der Keim des Samens
von dem Korn eine gleichartige von der
Natur fuͤr ihn bereitete Nahrung verlangt,
kann er dieſe von einen nicht ganz zur Reife ge-
kommenen Saamen erlangen, weil in dieſen
die gehoͤrige Miſchung und Vertheilung der
Saͤfte noch nicht geſchehen iſt? eben ſo wenig
wird er dieſe aus dem naͤmlichen Grunde von
einem verdorbenen erhalten. Daß aber das
Brandkorn nicht die Urſache von neuem Brand-
korn ſey, wird vornehmlich durch die Verſuche des
Hrn. Spitlers widerlegt, welche er angeſtellet,
und in den Bemerkungen der Oek. phyſikal. Ge-
ſellſchaft zu Lautern bekannt gemacht hat. s) „Ich
ſteckte, ſagt er, brandige Koͤrner, die naͤmlich
in der Spreu ein ſchwaͤrzliches Anſehen, als ein
Kennzeichen des geſchloſſenen Brandes hatten;
ſie waren leichter als die geſunden, die Spreu
ſtand an denſelben gerade in die Hoͤhe; allein
ſie giengen gar nicht auf. Der Brandſtaub
iſt alſo blos ein lebloſer Koͤrper t), welcher weder
Thier-
s) Bemerkungen der Oek. Phyſ. Geſellſchaft zu
Lautern vom J. 1777. S. 143 und 144.
t) Caput mortuum.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/166>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.