theilhaft die Einrichtung für dieselbe sey. Aber man bestimme für das Vieh die nöthigen Wiesen, so kann der Ackerbau getrieben werden, ohne ihn mit dem Wiesenbaue zu seinem Nachtheile zu ver- mengen. Zudem ist diese Art nur bey volkarmen Ländern möglich, und keine geringe Hinderniß der Bevölkerung; denn in bevölkerten Gegenden, wo gleichgroße Ländereyen weit mehr Menschen er- nähren müssen, als in den entgegengesetzten, sind so große Stücken für den Kornbau nicht so lange entbehrlich, wie sie es nach dieser Wirthschaftsart zu seyn pflegen. Und wenn diese Einrichtung den Ackerbau und Viehzucht zu begünstigen scheint, so hat vielleicht ihr Land und die Lage desselben daran großen Antheil, welches bey einer unglücklichen Nachahmung verloren gehen würde. Auch müssen die Wirthschaften in diesen Ländern auf sehr viele Gegenstände ihr Augenmerk richten, wenn sie ei- nigermaßen erwünschte Vortheile haben wollen. Vorzüglich müssen sie sehen auf Situation, Art und Quantität der Aecker, ob sie bessere Winter- als Sommerfrüchte tragen, ob solche viel Gras tragen, und solches zum Futter auf einige Jahr zureiche und tauglich sey? auch daß, wo möglich, sich alle Koppel nach dem Dorfe oder Hofe ziehen, damit man die Düngung nicht in jedem Jahre gleich weit zu fahren habe, und mit dem Viehe desto bequemer dahin treiben könne. Auch in Sachsen machte ein Landwirth Versuche mit die- ser mecklenburgischen Wirtschaft, und beschreibt den Erfolg davon, so wie die Behandlung und
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theilhaft die Einrichtung fuͤr dieſelbe ſey. Aber man beſtimme fuͤr das Vieh die noͤthigen Wieſen, ſo kann der Ackerbau getrieben werden, ohne ihn mit dem Wieſenbaue zu ſeinem Nachtheile zu ver- mengen. Zudem iſt dieſe Art nur bey volkarmen Laͤndern moͤglich, und keine geringe Hinderniß der Bevoͤlkerung; denn in bevoͤlkerten Gegenden, wo gleichgroße Laͤndereyen weit mehr Menſchen er- naͤhren muͤſſen, als in den entgegengeſetzten, ſind ſo große Stuͤcken fuͤr den Kornbau nicht ſo lange entbehrlich, wie ſie es nach dieſer Wirthſchaftsart zu ſeyn pflegen. Und wenn dieſe Einrichtung den Ackerbau und Viehzucht zu beguͤnſtigen ſcheint, ſo hat vielleicht ihr Land und die Lage deſſelben daran großen Antheil, welches bey einer ungluͤcklichen Nachahmung verloren gehen wuͤrde. Auch muͤſſen die Wirthſchaften in dieſen Laͤndern auf ſehr viele Gegenſtaͤnde ihr Augenmerk richten, wenn ſie ei- nigermaßen erwuͤnſchte Vortheile haben wollen. Vorzuͤglich muͤſſen ſie ſehen auf Situation, Art und Quantitaͤt der Aecker, ob ſie beſſere Winter- als Sommerfruͤchte tragen, ob ſolche viel Gras tragen, und ſolches zum Futter auf einige Jahr zureiche und tauglich ſey? auch daß, wo moͤglich, ſich alle Koppel nach dem Dorfe oder Hofe ziehen, damit man die Duͤngung nicht in jedem Jahre gleich weit zu fahren habe, und mit dem Viehe deſto bequemer dahin treiben koͤnne. Auch in Sachſen machte ein Landwirth Verſuche mit die- ſer mecklenburgiſchen Wirtſchaft, und beſchreibt den Erfolg davon, ſo wie die Behandlung und
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theilhaft die Einrichtung fuͤr dieſelbe ſey. Aber
man beſtimme fuͤr das Vieh die noͤthigen Wieſen,
ſo kann der Ackerbau getrieben werden, ohne ihn
mit dem Wieſenbaue zu ſeinem Nachtheile zu ver-
mengen. Zudem iſt dieſe Art nur bey volkarmen
Laͤndern moͤglich, und keine geringe Hinderniß der
Bevoͤlkerung; denn in bevoͤlkerten Gegenden, wo
gleichgroße Laͤndereyen weit mehr Menſchen er-
naͤhren muͤſſen, als in den entgegengeſetzten, ſind
ſo große Stuͤcken fuͤr den Kornbau nicht ſo lange
entbehrlich, wie ſie es nach dieſer Wirthſchaftsart
zu ſeyn pflegen. Und wenn dieſe Einrichtung den
Ackerbau und Viehzucht zu beguͤnſtigen ſcheint, ſo
hat vielleicht ihr Land und die Lage deſſelben daran
großen Antheil, welches bey einer ungluͤcklichen
Nachahmung verloren gehen wuͤrde. Auch muͤſſen
die Wirthſchaften in dieſen Laͤndern auf ſehr viele
Gegenſtaͤnde ihr Augenmerk richten, wenn ſie ei-
nigermaßen erwuͤnſchte Vortheile haben wollen.
Vorzuͤglich muͤſſen ſie ſehen auf Situation, Art
und Quantitaͤt der Aecker, ob ſie beſſere Winter-
als Sommerfruͤchte tragen, ob ſolche viel Gras
tragen, und ſolches zum Futter auf einige Jahr
zureiche und tauglich ſey? auch daß, wo moͤglich,
ſich alle Koppel nach dem Dorfe oder Hofe ziehen,
damit man die Duͤngung nicht in jedem Jahre
gleich weit zu fahren habe, und mit dem Viehe
deſto bequemer dahin treiben koͤnne. Auch in
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/147>, abgerufen am 22.11.2024.
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