gern von Lissa für 10000 Gulden, machte aus einem dabey gelegenen Spital einen Meyerhof, und versetzte die Spitalleute anderswohin; er trocknete den Moor aus durch Gräben, die die Feuchtigkeiten ab und in die Elbe führten. Die- ser Moor bestand aus einer stark bewurzelten Torf- erde, die bis vier Schuh tief gieng; nahe dabey war eine Kieferholzung von zartsandigem Boden. Man hob einen Theil der Torferde aus, und über- zog das Land mit zartsandiger Erde, worauf nun der schönste Weizen wuchs.
Ich kann nicht umhin, zugleich auch die Ein- richtungen zu erwähnen, welche das österreichische Haus in einigen seiner andern Lande, welche nicht zum deutschen Reiche gehören, gemacht hat. Es gehören hieher vorzüglich verschiedene Theile von Ungarn, und mehrentheils der Temeswarer Ban- nat, von welchem uns Hr. Franz Griselini einen Versuch einer politischen und natürlichen Geschichte geliefert. Es gediehe dieser Landstrich in dem Passarowitzer Frieden an das Haus Oesterreich, vor diesen Zeiten war er unfruchtbar und voller wilder Thiere. Allein dem ersten Kaiserl. Gou- verneur und Feldmarschall, Franz Mercy, dankt er seine bessere Einrichtung; er theilte es in 12 Distrikte, richtete das Cameral- und Justizwesen ein, zog Deutsche, Italiäner und Spanier zur An- legung der Manufakturen und Beförderung des Ackerbaues hinein. Er brachte sonderlich die vor- hin wild wachsende Färberröthe und Waid, wie auch den Kohlrübenbau, ingleichen Wein- und
Maul-
gern von Liſſa fuͤr 10000 Gulden, machte aus einem dabey gelegenen Spital einen Meyerhof, und verſetzte die Spitalleute anderswohin; er trocknete den Moor aus durch Graͤben, die die Feuchtigkeiten ab und in die Elbe fuͤhrten. Die- ſer Moor beſtand aus einer ſtark bewurzelten Torf- erde, die bis vier Schuh tief gieng; nahe dabey war eine Kieferholzung von zartſandigem Boden. Man hob einen Theil der Torferde aus, und uͤber- zog das Land mit zartſandiger Erde, worauf nun der ſchoͤnſte Weizen wuchs.
Ich kann nicht umhin, zugleich auch die Ein- richtungen zu erwaͤhnen, welche das oͤſterreichiſche Haus in einigen ſeiner andern Lande, welche nicht zum deutſchen Reiche gehoͤren, gemacht hat. Es gehoͤren hieher vorzuͤglich verſchiedene Theile von Ungarn, und mehrentheils der Temeswarer Ban- nat, von welchem uns Hr. Franz Griſelini einen Verſuch einer politiſchen und natuͤrlichen Geſchichte geliefert. Es gediehe dieſer Landſtrich in dem Paſſarowitzer Frieden an das Haus Oeſterreich, vor dieſen Zeiten war er unfruchtbar und voller wilder Thiere. Allein dem erſten Kaiſerl. Gou- verneur und Feldmarſchall, Franz Mercy, dankt er ſeine beſſere Einrichtung; er theilte es in 12 Diſtrikte, richtete das Cameral- und Juſtizweſen ein, zog Deutſche, Italiaͤner und Spanier zur An- legung der Manufakturen und Befoͤrderung des Ackerbaues hinein. Er brachte ſonderlich die vor- hin wild wachſende Faͤrberroͤthe und Waid, wie auch den Kohlruͤbenbau, ingleichen Wein- und
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gern von Liſſa fuͤr 10000 Gulden, machte aus
einem dabey gelegenen Spital einen Meyerhof,
und verſetzte die Spitalleute anderswohin; er
trocknete den Moor aus durch Graͤben, die die
Feuchtigkeiten ab und in die Elbe fuͤhrten. Die-
ſer Moor beſtand aus einer ſtark bewurzelten Torf-
erde, die bis vier Schuh tief gieng; nahe dabey
war eine Kieferholzung von zartſandigem Boden.
Man hob einen Theil der Torferde aus, und uͤber-
zog das Land mit zartſandiger Erde, worauf nun
der ſchoͤnſte Weizen wuchs.
Ich kann nicht umhin, zugleich auch die Ein-
richtungen zu erwaͤhnen, welche das oͤſterreichiſche
Haus in einigen ſeiner andern Lande, welche nicht
zum deutſchen Reiche gehoͤren, gemacht hat. Es
gehoͤren hieher vorzuͤglich verſchiedene Theile von
Ungarn, und mehrentheils der Temeswarer Ban-
nat, von welchem uns Hr. Franz Griſelini einen
Verſuch einer politiſchen und natuͤrlichen Geſchichte
geliefert. Es gediehe dieſer Landſtrich in dem
Paſſarowitzer Frieden an das Haus Oeſterreich,
vor dieſen Zeiten war er unfruchtbar und voller
wilder Thiere. Allein dem erſten Kaiſerl. Gou-
verneur und Feldmarſchall, Franz Mercy, dankt
er ſeine beſſere Einrichtung; er theilte es in 12
Diſtrikte, richtete das Cameral- und Juſtizweſen
ein, zog Deutſche, Italiaͤner und Spanier zur An-
legung der Manufakturen und Befoͤrderung des
Ackerbaues hinein. Er brachte ſonderlich die vor-
hin wild wachſende Faͤrberroͤthe und Waid, wie
auch den Kohlruͤbenbau, ingleichen Wein- und
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/110>, abgerufen am 25.11.2024.
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