Sein Tod und dieses rasch verbreitete und geglaubte Ge- rücht, regten begreiflich die öffentliche Meinung nicht nur in Kleinpolen, sondern fast in der gesamten Republik gegen die "Familie" aufs furchtbarste auf. Vielfach erwartete man, daß die Potocki und die Tarlo Rache nehmen würden; man sprach von einer Conföderation, allein die Potocki erhoben sich nicht, und der alte Tarlo beschränkte sich auf eine gerichtliche Klage. Von der andern Seite strengten die Czartoryski bei dem Tri- bunal von 1745 einen Proceß gegen Anhänger der Tarlo wegen Verbreitung von Pasquillen an, welche die Ehre ihres Hauses verletzten, und erreichten deren Verurtheilung. Durch Brühl setzten sie es selbst durch, daß der König dem jungen Poniatowski den Orden des weißen Adler verlieh.
Immer aber hatte diese Sache ihre ganze Stellung er- schüttert. In Lithauen regten sich die Radzivil, Sapieha, Oginski gegen sie lebendiger als früher, indem sie ihnen bei jeder Gelegenheit in den Weg traten. Am Hofe aber fing da- mals bereits Georg Wandalin Mniszek, seit 1742 Hofmar- schall, in der Stille und sehr vorsichtig an, sie aus der Gunst Brühls zu verdrängen, und um sich selbst eine neue Parthei für den Hof zu bilden.
Zunächst freilich überstanden sie den Sturm, zumal unter all ihren zahlreichen Gegner kein Mann war, der sich in Ta- lent und Thatkraft mit ihnen hätte vergleichen können. Auf den Reichstagen sich der Angriffe der Gegner zu erwehren, waren in letzter Instanz die Einlegung des liberum veto irgend eines Landboten oder das Verzögern der Unterschrift der gefaßten Beschlüsse bis zum letzten Augenblick der gesetz- lichen Dauer des Reichstages die immer bereiten und wirk- samen Mittel. Der Reichstag des Jahres 1746, auf welchem die Potocki die Wahl eines ihrer Partheigänger zum Marschall durchsetzten, ging unfruchtbar auseinander, weil, als in später Abendstunde die Beschlüsse unterschrieben werden sollten, deren Gegner hartnäckig protestirten, daß dazu Lichter in den Saal gebracht würden. Die einen löschten die Lichter aus, die andern zündeten sie wieder an. König und Senat warteten daneben
Sein Tod und dieſes raſch verbreitete und geglaubte Ge- rücht, regten begreiflich die öffentliche Meinung nicht nur in Kleinpolen, ſondern faſt in der geſamten Republik gegen die „Familie“ aufs furchtbarſte auf. Vielfach erwartete man, daß die Potocki und die Tarlo Rache nehmen würden; man ſprach von einer Conföderation, allein die Potocki erhoben ſich nicht, und der alte Tarlo beſchränkte ſich auf eine gerichtliche Klage. Von der andern Seite ſtrengten die Czartoryski bei dem Tri- bunal von 1745 einen Proceß gegen Anhänger der Tarlo wegen Verbreitung von Pasquillen an, welche die Ehre ihres Hauſes verletzten, und erreichten deren Verurtheilung. Durch Brühl ſetzten ſie es ſelbſt durch, daß der König dem jungen Poniatowski den Orden des weißen Adler verlieh.
Immer aber hatte dieſe Sache ihre ganze Stellung er- ſchüttert. In Lithauen regten ſich die Radzivil, Sapieha, Oginski gegen ſie lebendiger als früher, indem ſie ihnen bei jeder Gelegenheit in den Weg traten. Am Hofe aber fing da- mals bereits Georg Wandalin Mniszek, ſeit 1742 Hofmar- ſchall, in der Stille und ſehr vorſichtig an, ſie aus der Gunſt Brühls zu verdrängen, und um ſich ſelbſt eine neue Parthei für den Hof zu bilden.
Zunächſt freilich überſtanden ſie den Sturm, zumal unter all ihren zahlreichen Gegner kein Mann war, der ſich in Ta- lent und Thatkraft mit ihnen hätte vergleichen können. Auf den Reichstagen ſich der Angriffe der Gegner zu erwehren, waren in letzter Inſtanz die Einlegung des liberum veto irgend eines Landboten oder das Verzögern der Unterſchrift der gefaßten Beſchlüſſe bis zum letzten Augenblick der geſetz- lichen Dauer des Reichstages die immer bereiten und wirk- ſamen Mittel. Der Reichstag des Jahres 1746, auf welchem die Potocki die Wahl eines ihrer Partheigänger zum Marſchall durchſetzten, ging unfruchtbar auseinander, weil, als in ſpäter Abendſtunde die Beſchlüſſe unterſchrieben werden ſollten, deren Gegner hartnäckig proteſtirten, daß dazu Lichter in den Saal gebracht würden. Die einen löſchten die Lichter aus, die andern zündeten ſie wieder an. König und Senat warteten daneben
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Sein Tod und dieſes raſch verbreitete und geglaubte Ge-
rücht, regten begreiflich die öffentliche Meinung nicht nur in
Kleinpolen, ſondern faſt in der geſamten Republik gegen die
„Familie“ aufs furchtbarſte auf. Vielfach erwartete man, daß
die Potocki und die Tarlo Rache nehmen würden; man ſprach
von einer Conföderation, allein die Potocki erhoben ſich nicht,
und der alte Tarlo beſchränkte ſich auf eine gerichtliche Klage.
Von der andern Seite ſtrengten die Czartoryski bei dem Tri-
bunal von 1745 einen Proceß gegen Anhänger der Tarlo
wegen Verbreitung von Pasquillen an, welche die Ehre ihres
Hauſes verletzten, und erreichten deren Verurtheilung. Durch
Brühl ſetzten ſie es ſelbſt durch, daß der König dem jungen
Poniatowski den Orden des weißen Adler verlieh.
Immer aber hatte dieſe Sache ihre ganze Stellung er-
ſchüttert. In Lithauen regten ſich die Radzivil, Sapieha,
Oginski gegen ſie lebendiger als früher, indem ſie ihnen bei
jeder Gelegenheit in den Weg traten. Am Hofe aber fing da-
mals bereits Georg Wandalin Mniszek, ſeit 1742 Hofmar-
ſchall, in der Stille und ſehr vorſichtig an, ſie aus der Gunſt
Brühls zu verdrängen, und um ſich ſelbſt eine neue Parthei
für den Hof zu bilden.
Zunächſt freilich überſtanden ſie den Sturm, zumal unter
all ihren zahlreichen Gegner kein Mann war, der ſich in Ta-
lent und Thatkraft mit ihnen hätte vergleichen können. Auf
den Reichstagen ſich der Angriffe der Gegner zu erwehren,
waren in letzter Inſtanz die Einlegung des liberum veto
irgend eines Landboten oder das Verzögern der Unterſchrift
der gefaßten Beſchlüſſe bis zum letzten Augenblick der geſetz-
lichen Dauer des Reichstages die immer bereiten und wirk-
ſamen Mittel. Der Reichstag des Jahres 1746, auf welchem
die Potocki die Wahl eines ihrer Partheigänger zum Marſchall
durchſetzten, ging unfruchtbar auseinander, weil, als in ſpäter
Abendſtunde die Beſchlüſſe unterſchrieben werden ſollten, deren
Gegner hartnäckig proteſtirten, daß dazu Lichter in den Saal
gebracht würden. Die einen löſchten die Lichter aus, die andern
zündeten ſie wieder an. König und Senat warteten daneben
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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/90>, abgerufen am 23.07.2024.
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