Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.im Großen, weder in dem Augenblick, in welchem sie erschienen, Erst als ein jüngeres Geschlecht aufwuchs, fanden ihre Können wir nun auch nicht nachweisen, daß jene Schriften 1) Vgl. K. Kozmian, Pam. I, p. 119. 2) Die Glos wolny soll, wie in dem neuen Krakauer Abdruck von 1858 mitgetheilt wird, im Jahre 1790 von einem gewissen Bukara wieder abgedruckt worden sein. Karwicki und Jablonowski sind erst vor einigen Jahren von neuem gedruckt. Garczynski ist meines Wissens auch jetzt nur in dem höchst seltenen ersten Druck vorhanden. 3) Karwicki, De ordinanda republica, p. 5.
im Großen, weder in dem Augenblick, in welchem ſie erſchienen, Erſt als ein jüngeres Geſchlecht aufwuchs, fanden ihre Können wir nun auch nicht nachweiſen, daß jene Schriften 1) Vgl. K. Koz̀mian, Pam. I, p. 119. 2) Die Glos wolny ſoll, wie in dem neuen Krakauer Abdruck von 1858 mitgetheilt wird, im Jahre 1790 von einem gewiſſen Bukara wieder abgedruckt worden ſein. Karwicki und Jablonowski ſind erſt vor einigen Jahren von neuem gedruckt. Garczynski iſt meines Wiſſens auch jetzt nur in dem höchſt ſeltenen erſten Druck vorhanden. 3) Karwicki, De ordinanda republica, p. 5.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0043" n="29"/> im Großen, weder in dem Augenblick, in welchem ſie erſchienen,<lb/> noch Jahre lang nachher eine beſondere Wirkung gehabt. Die<lb/> Maſſe des Adels las damals, und ſelbſt noch in den erſten<lb/> Jahrzehnten der Regierung Stanislaw Auguſts überhaupt ſo<lb/> gut wie gar nicht<note place="foot" n="1)">Vgl. <hi rendition="#aq">K. <hi rendition="#g">Koz̀mian</hi>, Pam. I, p.</hi> 119.</note>, und es erklärt ſich hieraus ſchon allein,<lb/> daß jene Schriften ſehr bald nach ihrem Erſcheinen in Ver-<lb/> geſſenheit kamen<note place="foot" n="2)">Die <hi rendition="#aq">Glos wolny</hi> ſoll, wie in dem neuen Krakauer Abdruck von<lb/> 1858 mitgetheilt wird, im Jahre 1790 von einem gewiſſen Bukara<lb/> wieder abgedruckt worden ſein. Karwicki und Jablonowski ſind erſt vor<lb/> einigen Jahren von neuem gedruckt. Garczynski iſt meines Wiſſens auch<lb/> jetzt nur in dem höchſt ſeltenen erſten Druck vorhanden.</note>.</p><lb/> <p>Erſt als ein jüngeres Geſchlecht aufwuchs, fanden ihre<lb/> Ideen, zunächſt auch nur bei wenigen, einen Anklang. Der<lb/> reißende Fortſchritt des inneren Verfalls der Republik, ihre<lb/> immer ſich ſteigernde Abhängigkeit von Rußland öffneten doch<lb/> manchem die Augen. Die Reiſen der jüngeren „Herren“ ins<lb/> Ausland; der längere Aufenthalt, welchen mehrere am Hofe<lb/> Leszczynski’s in Lüneville und Nancy nahmen, der eine Pflanz-<lb/> ſchule höherer Bildung für dieſe Jugend ward; die Vergleichung<lb/> der Zuſtände anderer Nationen mit den heimiſchen; endlich<lb/> der neue Geiſt der Aufklärung, welcher gegen die Mitte des<lb/> Jahrhunderts ſich überall in Europa Bahn zu brechen begann:<lb/> das alles ſchärfte allmählig den Blick für die tiefen Schäden,<lb/> an welchen die Republik krankte, für die Gefahren, welche<lb/> hieraus ihr drohten, und führte zugleich zu der Einſicht, daß<lb/> Polen ohne tiefgreifende innere Reformen ſeinem Untergange<lb/> entgegeneile. Schon Karwicki hatte gemahnt: die Nation müſſe<lb/> nur nicht ſelbſt ſich verlaſſen und nicht müßig erwarten, was<lb/> das Geſchick über ſie verhänge, ſondern vielmehr zu handeln<lb/> ſich entſchließen, und nicht dem Zufall überlaſſen, was durch<lb/> entſchloſſene Weisheit verbeſſert werden könne<note place="foot" n="3)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Karwicki</hi>, De ordinanda republica, p.</hi> 5.</note>.</p><lb/> <p>Können wir nun auch nicht nachweiſen, daß jene Schriften<lb/> auf dies jüngere Geſchlecht unmittelbar eingewirkt haben, ſo<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0043]
im Großen, weder in dem Augenblick, in welchem ſie erſchienen,
noch Jahre lang nachher eine beſondere Wirkung gehabt. Die
Maſſe des Adels las damals, und ſelbſt noch in den erſten
Jahrzehnten der Regierung Stanislaw Auguſts überhaupt ſo
gut wie gar nicht 1), und es erklärt ſich hieraus ſchon allein,
daß jene Schriften ſehr bald nach ihrem Erſcheinen in Ver-
geſſenheit kamen 2).
Erſt als ein jüngeres Geſchlecht aufwuchs, fanden ihre
Ideen, zunächſt auch nur bei wenigen, einen Anklang. Der
reißende Fortſchritt des inneren Verfalls der Republik, ihre
immer ſich ſteigernde Abhängigkeit von Rußland öffneten doch
manchem die Augen. Die Reiſen der jüngeren „Herren“ ins
Ausland; der längere Aufenthalt, welchen mehrere am Hofe
Leszczynski’s in Lüneville und Nancy nahmen, der eine Pflanz-
ſchule höherer Bildung für dieſe Jugend ward; die Vergleichung
der Zuſtände anderer Nationen mit den heimiſchen; endlich
der neue Geiſt der Aufklärung, welcher gegen die Mitte des
Jahrhunderts ſich überall in Europa Bahn zu brechen begann:
das alles ſchärfte allmählig den Blick für die tiefen Schäden,
an welchen die Republik krankte, für die Gefahren, welche
hieraus ihr drohten, und führte zugleich zu der Einſicht, daß
Polen ohne tiefgreifende innere Reformen ſeinem Untergange
entgegeneile. Schon Karwicki hatte gemahnt: die Nation müſſe
nur nicht ſelbſt ſich verlaſſen und nicht müßig erwarten, was
das Geſchick über ſie verhänge, ſondern vielmehr zu handeln
ſich entſchließen, und nicht dem Zufall überlaſſen, was durch
entſchloſſene Weisheit verbeſſert werden könne 3).
Können wir nun auch nicht nachweiſen, daß jene Schriften
auf dies jüngere Geſchlecht unmittelbar eingewirkt haben, ſo
1) Vgl. K. Koz̀mian, Pam. I, p. 119.
2) Die Glos wolny ſoll, wie in dem neuen Krakauer Abdruck von
1858 mitgetheilt wird, im Jahre 1790 von einem gewiſſen Bukara
wieder abgedruckt worden ſein. Karwicki und Jablonowski ſind erſt vor
einigen Jahren von neuem gedruckt. Garczynski iſt meines Wiſſens auch
jetzt nur in dem höchſt ſeltenen erſten Druck vorhanden.
3) Karwicki, De ordinanda republica, p. 5.
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