Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.tocki nicht Marschall des Tribunals werden lassen, du bildest tocki nicht Marſchall des Tribunals werden laſſen, du bildeſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0247" n="233"/> tocki nicht Marſchall des Tribunals werden laſſen, du bildeſt<lb/> dir ein, daß du ein ‚Herr’ biſt, ich werde dir auf deine Koſten<lb/> zeigen, daß es nichts damit iſt.‘ Während des ſchrie ein gewiſſer<lb/> Komorowski, der Stallmeiſter der Kaſtellanin von Kaminiec, der<lb/> Schweſter des Staroſten von Tlomacz, war, daſſelbe auf der<lb/> rechten Seite des Großkammerherrn, während ein Bruder von<lb/> jenem, ein Offizier in der Artillerie, über einige Bänke hinweg-<lb/> ſpringend, ſich mit zur Hälfte gezogenem Säbel hinter den<lb/> Kammerherrn ſtellte. Dies bemerkte der Kronmundſchenk der Krone<lb/> Gozdzki, ſpäter Woiwode von Podlachien, der zu keiner Parthei ge-<lb/> hörte, indem er ſich zufällig umdrehte, und rief entrüſtet dem Offizier<lb/> zu, wozu er den Säbel zöge. Komorowski, in Verwirrung ge-<lb/> bracht, antwortete: zur Vertheidigung. In dem Fall, entgegnete<lb/> Gozdzki, konnteſt du an deinem Ort bleiben, und nöthigte ihn,<lb/> indem er ihn zurückſtieß, ſeinen Säbel wieder in die Scheide zu<lb/> ſtecken. Gleichzeitig ergriff mein Bruder die Hände ſeiner Nach-<lb/> barn, der Staroſten von Tlomacz und Auſchwitz, legte ſie auf die<lb/> Taſchen ſeines Rockes und ſagte: ‚Fühlt nur, ihr Herren, ihr<lb/> ſeht, ich habe zwei Piſtolen bei mir die für euch beſtimmt ſind,<lb/> wenn ihr nicht im Augenblick euren Schreiern und Soldaten be-<lb/> fehlt Ruhe zu halten und die Säbel einzuſtecken; ich habe von<lb/> eurer Abſicht gewußt, ich hätte mich mit dem Adel, der zu mir<lb/> hält, auch ſchlagfertig machen können, aber ich habe ſolche Sünde<lb/> nicht auf mich nehmen wollen; ich ſetzte mich abſichtlich in eure<lb/> Mitte, damit für den Fall, daß ihr es auf mein Leben abge-<lb/> ſehen hättet, ihr mir Geſellſchaft leiſtetet.‘ Während er dies<lb/> ſprach, warf ſich der Oberſt Bledowski, ohne den Säbel zu ziehen,<lb/> mitten unter die Tartaren und rief: ‚Brüder, erinnert euch eures<lb/> alten Führers, denkt daran, ich ſage euch dies, daß ſie euch zum<lb/> Böſen mißbrauchen.‘ Dies hielt ſie in Schranken. Der General<lb/> Mokranowski, ein ſehr populärer Mann, hielt, ohne den Säbel<lb/> zu ziehen, die Maſſe des Adels der Potocki dadurch in Schranken,<lb/> daß er ihnen das Schreckliche der That, zu der ſie gedrängt<lb/> wurden, vorſtellte. Malachowski und Potocki ſahen jetzt, daß der<lb/> erſte Rauſch des Haufens vorüber war, und wagten nach der<lb/> Drohung meines Bruders es nicht mehr laut den Ihrigen neuen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [233/0247]
tocki nicht Marſchall des Tribunals werden laſſen, du bildeſt
dir ein, daß du ein ‚Herr’ biſt, ich werde dir auf deine Koſten
zeigen, daß es nichts damit iſt.‘ Während des ſchrie ein gewiſſer
Komorowski, der Stallmeiſter der Kaſtellanin von Kaminiec, der
Schweſter des Staroſten von Tlomacz, war, daſſelbe auf der
rechten Seite des Großkammerherrn, während ein Bruder von
jenem, ein Offizier in der Artillerie, über einige Bänke hinweg-
ſpringend, ſich mit zur Hälfte gezogenem Säbel hinter den
Kammerherrn ſtellte. Dies bemerkte der Kronmundſchenk der Krone
Gozdzki, ſpäter Woiwode von Podlachien, der zu keiner Parthei ge-
hörte, indem er ſich zufällig umdrehte, und rief entrüſtet dem Offizier
zu, wozu er den Säbel zöge. Komorowski, in Verwirrung ge-
bracht, antwortete: zur Vertheidigung. In dem Fall, entgegnete
Gozdzki, konnteſt du an deinem Ort bleiben, und nöthigte ihn,
indem er ihn zurückſtieß, ſeinen Säbel wieder in die Scheide zu
ſtecken. Gleichzeitig ergriff mein Bruder die Hände ſeiner Nach-
barn, der Staroſten von Tlomacz und Auſchwitz, legte ſie auf die
Taſchen ſeines Rockes und ſagte: ‚Fühlt nur, ihr Herren, ihr
ſeht, ich habe zwei Piſtolen bei mir die für euch beſtimmt ſind,
wenn ihr nicht im Augenblick euren Schreiern und Soldaten be-
fehlt Ruhe zu halten und die Säbel einzuſtecken; ich habe von
eurer Abſicht gewußt, ich hätte mich mit dem Adel, der zu mir
hält, auch ſchlagfertig machen können, aber ich habe ſolche Sünde
nicht auf mich nehmen wollen; ich ſetzte mich abſichtlich in eure
Mitte, damit für den Fall, daß ihr es auf mein Leben abge-
ſehen hättet, ihr mir Geſellſchaft leiſtetet.‘ Während er dies
ſprach, warf ſich der Oberſt Bledowski, ohne den Säbel zu ziehen,
mitten unter die Tartaren und rief: ‚Brüder, erinnert euch eures
alten Führers, denkt daran, ich ſage euch dies, daß ſie euch zum
Böſen mißbrauchen.‘ Dies hielt ſie in Schranken. Der General
Mokranowski, ein ſehr populärer Mann, hielt, ohne den Säbel
zu ziehen, die Maſſe des Adels der Potocki dadurch in Schranken,
daß er ihnen das Schreckliche der That, zu der ſie gedrängt
wurden, vorſtellte. Malachowski und Potocki ſahen jetzt, daß der
erſte Rauſch des Haufens vorüber war, und wagten nach der
Drohung meines Bruders es nicht mehr laut den Ihrigen neuen
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