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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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Angelegenheiten hervorgebracht hat, aber das weiß ich, daß
der König von Preußen vor dem Tode des Königs von Polen
keine Conföderation will und daß der Graf Solms hierüber
Vorstellungen gemacht hat." 1)

Diese Wendung in Petersburg erfolgte kurz nach der Mitte
des Juli, wenn auch der letzte Entschluß etwas später gefaßt
sein mag. Denn bereits am 26. Juli übergab Katharina eine
Declaration an den sächsischen Geschäftsführer Prasse, in welcher
sie den Wunsch aussprach, sich mit seinem Könige friedlich zu
verständigen, und ihre Beschwerden in 3 Punkte zusammenfaßte.
Unter diesen war auch die Zurücksetzung ihrer Freunde in

1) Beide Briefe bei Schmitt, S. 363. 371. Auch Rulhiere II,
88 ist der Ansicht, daß Friedrichs Widerspruch gegen die Conföderation
ein Hauptmotiv der Entschließung Katharina's gewesen. -- Nabielac
erzählt in seinem Aufsatz über Branicki in der Biblioteka Ossol. V,
41,
daß, als die russischen Truppen in Lithauen unter Soltykow ein-
rückten, Friedrich auf die Nachricht hiervon den russischen Gesandten habe
zu sich rufen und auch seinerseits einige Truppen in Lithauen über die
Gränze gehen lassen. Zu dem Gesandten aber habe er gesagt, er wolle
Bundesgenosse Rußlands sein, aber ruhig könne er nicht zusehen, wenn
dieses ein fremdes Reich überfalle. Der Gesandte möge hievon seinem Hofe
Mittheilung machen und zugleich, daß den Ereignissen in Lithauen eine
andre Wendung gegeben werde. Er habe mit großer Verwunderung
von dem Verfahren der Russen gehört, und wünsche nicht in die Noth-
wendigkeit versetzt zu werden, sich nochmals darüber zu beklagen. Katha-
rina habe aus dem Tone ersehen, daß sie ihre Absichten auf Polen auf
eine gelegnere Zeit verschieben müsse, und den Abzug der Truppen be-
fohlen. -- Eine Quelle für diese an sich nicht sehr wahrscheinliche Er-
zählung führt Nabielac nicht an. -- -- Poniatowski schreibt in seinen
Memoires (Posner Ausg. von 1862, S. 79) die Umstimmung Katha-
rina's wesentlich der Eifersucht Panins gegen Keyserling zu, welchem letztere
sie ohne Panin Kenntniß von ihren Absichten in Polen zu geben un-
mittelbar ihre Aufträge sandte. Panin habe ihr über diese Pläne die
stärksten Vorstellungen gemacht, welche um so mehr auf sie gewirkt hätten,
als sie gerade damals von Moskau zurückgekommen wäre, und noch unter
dem frischen Eindruck gestanden hätte, welchen sowohl die während der
Krankheit ihres Sohnes stattgehabten meuterischen Bewegungen als auch
das Auftreten Woronzows, Razumoffski's u. a. gegen ihre von ihr beab-
sichtigte Heirath mit Orlow auf sie gemacht hätten.

Angelegenheiten hervorgebracht hat, aber das weiß ich, daß
der König von Preußen vor dem Tode des Königs von Polen
keine Conföderation will und daß der Graf Solms hierüber
Vorſtellungen gemacht hat.“ 1)

Dieſe Wendung in Petersburg erfolgte kurz nach der Mitte
des Juli, wenn auch der letzte Entſchluß etwas ſpäter gefaßt
ſein mag. Denn bereits am 26. Juli übergab Katharina eine
Declaration an den ſächſiſchen Geſchäftsführer Praſſe, in welcher
ſie den Wunſch ausſprach, ſich mit ſeinem Könige friedlich zu
verſtändigen, und ihre Beſchwerden in 3 Punkte zuſammenfaßte.
Unter dieſen war auch die Zurückſetzung ihrer Freunde in

1) Beide Briefe bei Schmitt, S. 363. 371. Auch Rulhiere II,
88 iſt der Anſicht, daß Friedrichs Widerſpruch gegen die Conföderation
ein Hauptmotiv der Entſchließung Katharina’s geweſen. — Nabielac
erzählt in ſeinem Aufſatz über Branicki in der Biblioteka Ossol. V,
41,
daß, als die ruſſiſchen Truppen in Lithauen unter Soltykow ein-
rückten, Friedrich auf die Nachricht hiervon den ruſſiſchen Geſandten habe
zu ſich rufen und auch ſeinerſeits einige Truppen in Lithauen über die
Gränze gehen laſſen. Zu dem Geſandten aber habe er geſagt, er wolle
Bundesgenoſſe Rußlands ſein, aber ruhig könne er nicht zuſehen, wenn
dieſes ein fremdes Reich überfalle. Der Geſandte möge hievon ſeinem Hofe
Mittheilung machen und zugleich, daß den Ereigniſſen in Lithauen eine
andre Wendung gegeben werde. Er habe mit großer Verwunderung
von dem Verfahren der Ruſſen gehört, und wünſche nicht in die Noth-
wendigkeit verſetzt zu werden, ſich nochmals darüber zu beklagen. Katha-
rina habe aus dem Tone erſehen, daß ſie ihre Abſichten auf Polen auf
eine gelegnere Zeit verſchieben müſſe, und den Abzug der Truppen be-
fohlen. — Eine Quelle für dieſe an ſich nicht ſehr wahrſcheinliche Er-
zählung führt Nabielac nicht an. — — Poniatowski ſchreibt in ſeinen
Mémoires (Posner Ausg. von 1862, S. 79) die Umſtimmung Katha-
rina’s weſentlich der Eiferſucht Panins gegen Keyſerling zu, welchem letztere
ſie ohne Panin Kenntniß von ihren Abſichten in Polen zu geben un-
mittelbar ihre Aufträge ſandte. Panin habe ihr über dieſe Pläne die
ſtärkſten Vorſtellungen gemacht, welche um ſo mehr auf ſie gewirkt hätten,
als ſie gerade damals von Moskau zurückgekommen wäre, und noch unter
dem friſchen Eindruck geſtanden hätte, welchen ſowohl die während der
Krankheit ihres Sohnes ſtattgehabten meuteriſchen Bewegungen als auch
das Auftreten Woronzows, Razumoffski’s u. a. gegen ihre von ihr beab-
ſichtigte Heirath mit Orlow auf ſie gemacht hätten.
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[194/0208] Angelegenheiten hervorgebracht hat, aber das weiß ich, daß der König von Preußen vor dem Tode des Königs von Polen keine Conföderation will und daß der Graf Solms hierüber Vorſtellungen gemacht hat.“ 1) Dieſe Wendung in Petersburg erfolgte kurz nach der Mitte des Juli, wenn auch der letzte Entſchluß etwas ſpäter gefaßt ſein mag. Denn bereits am 26. Juli übergab Katharina eine Declaration an den ſächſiſchen Geſchäftsführer Praſſe, in welcher ſie den Wunſch ausſprach, ſich mit ſeinem Könige friedlich zu verſtändigen, und ihre Beſchwerden in 3 Punkte zuſammenfaßte. Unter dieſen war auch die Zurückſetzung ihrer Freunde in 1) Beide Briefe bei Schmitt, S. 363. 371. Auch Rulhiere II, 88 iſt der Anſicht, daß Friedrichs Widerſpruch gegen die Conföderation ein Hauptmotiv der Entſchließung Katharina’s geweſen. — Nabielac erzählt in ſeinem Aufſatz über Branicki in der Biblioteka Ossol. V, 41, daß, als die ruſſiſchen Truppen in Lithauen unter Soltykow ein- rückten, Friedrich auf die Nachricht hiervon den ruſſiſchen Geſandten habe zu ſich rufen und auch ſeinerſeits einige Truppen in Lithauen über die Gränze gehen laſſen. Zu dem Geſandten aber habe er geſagt, er wolle Bundesgenoſſe Rußlands ſein, aber ruhig könne er nicht zuſehen, wenn dieſes ein fremdes Reich überfalle. Der Geſandte möge hievon ſeinem Hofe Mittheilung machen und zugleich, daß den Ereigniſſen in Lithauen eine andre Wendung gegeben werde. Er habe mit großer Verwunderung von dem Verfahren der Ruſſen gehört, und wünſche nicht in die Noth- wendigkeit verſetzt zu werden, ſich nochmals darüber zu beklagen. Katha- rina habe aus dem Tone erſehen, daß ſie ihre Abſichten auf Polen auf eine gelegnere Zeit verſchieben müſſe, und den Abzug der Truppen be- fohlen. — Eine Quelle für dieſe an ſich nicht ſehr wahrſcheinliche Er- zählung führt Nabielac nicht an. — — Poniatowski ſchreibt in ſeinen Mémoires (Posner Ausg. von 1862, S. 79) die Umſtimmung Katha- rina’s weſentlich der Eiferſucht Panins gegen Keyſerling zu, welchem letztere ſie ohne Panin Kenntniß von ihren Abſichten in Polen zu geben un- mittelbar ihre Aufträge ſandte. Panin habe ihr über dieſe Pläne die ſtärkſten Vorſtellungen gemacht, welche um ſo mehr auf ſie gewirkt hätten, als ſie gerade damals von Moskau zurückgekommen wäre, und noch unter dem friſchen Eindruck geſtanden hätte, welchen ſowohl die während der Krankheit ihres Sohnes ſtattgehabten meuteriſchen Bewegungen als auch das Auftreten Woronzows, Razumoffski’s u. a. gegen ihre von ihr beab- ſichtigte Heirath mit Orlow auf ſie gemacht hätten.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/208>, abgerufen am 23.11.2024.