Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.es so lange bleiben, als sie ihre Finanzen geregelt habe, was Wie aufrichtig sich aber auch Katharina in diesen Depeschen Es scheint in der That, daß die Kaiserin sowohl wie ihre 1) Gedruckt bei Schmitt, S. 356--359. 2) Benoit, Depesche vom 8. Juni: "qu'au surplus une confoederation etoit le seul moyen par lequel ils puissent refondre leur etat et en faire une puissance". 3) S. neben andern Benoits Bericht vom 25. Juni 1763 und
Solms' Bericht vom 18. September 1764 bei Häusser, S. 11 und S. 119. es ſo lange bleiben, als ſie ihre Finanzen geregelt habe, was Wie aufrichtig ſich aber auch Katharina in dieſen Depeſchen Es ſcheint in der That, daß die Kaiſerin ſowohl wie ihre 1) Gedruckt bei Schmitt, S. 356—359. 2) Benoit, Depeſche vom 8. Juni: „qu’au surplus une confoederation étoit le seul moyen par lequel ils puissent refondre leur état et en faire une puissance“. 3) S. neben andern Benoits Bericht vom 25. Juni 1763 und
Solms’ Bericht vom 18. September 1764 bei Häuſſer, S. 11 und S. 119. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0206" n="192"/> es ſo lange bleiben, als ſie ihre Finanzen geregelt habe, was<lb/> nicht das Werk eines Augenblickes ſei. Auch ihre Armee könne<lb/> in dieſem Jahre das Feld nicht halten und ſie habe noch keine<lb/> Alliance, an der ſie erſt arbeite. Sie wolle nicht weiter fort-<lb/> geriſſen werden, als ihr Intereſſe es verlange, und befehle ſie<lb/> daher aufs ernſtlichſte, den Ungeſtüm ihrer Freunde zu mäßigen.<lb/> Sie wolle keinen offenen Bruch, habe ihre Miniſter beauftragt,<lb/> mit dem ſächſiſchen in Verhandlung zu treten, und wolle da-<lb/> her, daß ihre Regimenter ihren Aufenthalt ſo viel wie möglich<lb/> abkürzten, und in ihre Quartiere ohne viel Aufſehen zurück-<lb/> kehrten <note place="foot" n="1)">Gedruckt bei <hi rendition="#g">Schmitt</hi>, S. 356—359.</note>.</p><lb/> <p>Wie aufrichtig ſich aber auch Katharina in dieſen Depeſchen<lb/> ausgeſprochen zu haben ſcheint, eines Motivs, welches zu<lb/> ihrem Entſchluß weſentlich mitgewirkt hat, gedenkt ſie nur mit<lb/> dem kurzen Wort: „Ich will keine Rußland ſchädliche Neuerung<lb/> zugeben.“ Es mag dahingeſtellt bleiben, in wie weit ſie<lb/> von den Reformideen der Czartoryski unterrichtet war, aber<lb/> ſo viel wußte ſie, daß jene die Conföderation als einen Weg<lb/> zur Reform der Mißbräuche betrieben. Alle Welt in Polen<lb/> ſprach öffentlich davon <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#g">Benoit</hi>, Depeſche vom 8. Juni: <hi rendition="#aq">„qu’au surplus une confoederation<lb/> étoit le seul moyen par lequel ils puissent refondre leur état et en<lb/> faire une puissance“</hi>.</note>; noch vor wenigen Monaten hatten<lb/> die Czartoryski ihr ſelbſt dies mitgetheilt und ſie hatte ſeitdem<lb/> noch keinen Einſpruch dagegen erhoben. Überſahen ſie und<lb/> ihre Miniſter anfangs die Tragweite der Frage? Daß Key-<lb/> ſerling den Reformplänen der Czartoryski bis auf einen ge-<lb/> wiſſen Grad mindeſtens nicht abgeneigt war, iſt ſicher, und<lb/> ebenſo ſicher iſt, daß Panin noch nach dem Tode Auguſt <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/> einer ſich in gewiſſen Schranken haltenden Reform in Polen<lb/> das Wort geredet hat <note place="foot" n="3)">S. neben andern <hi rendition="#g">Benoits</hi> Bericht vom 25. Juni 1763 und<lb/><hi rendition="#g">Solms</hi>’ Bericht vom 18. September 1764 bei <hi rendition="#g">Häuſſer</hi>, S. 11 und<lb/> S. 119.</note>.</p><lb/> <p>Es ſcheint in der That, daß die Kaiſerin ſowohl wie ihre<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [192/0206]
es ſo lange bleiben, als ſie ihre Finanzen geregelt habe, was
nicht das Werk eines Augenblickes ſei. Auch ihre Armee könne
in dieſem Jahre das Feld nicht halten und ſie habe noch keine
Alliance, an der ſie erſt arbeite. Sie wolle nicht weiter fort-
geriſſen werden, als ihr Intereſſe es verlange, und befehle ſie
daher aufs ernſtlichſte, den Ungeſtüm ihrer Freunde zu mäßigen.
Sie wolle keinen offenen Bruch, habe ihre Miniſter beauftragt,
mit dem ſächſiſchen in Verhandlung zu treten, und wolle da-
her, daß ihre Regimenter ihren Aufenthalt ſo viel wie möglich
abkürzten, und in ihre Quartiere ohne viel Aufſehen zurück-
kehrten 1).
Wie aufrichtig ſich aber auch Katharina in dieſen Depeſchen
ausgeſprochen zu haben ſcheint, eines Motivs, welches zu
ihrem Entſchluß weſentlich mitgewirkt hat, gedenkt ſie nur mit
dem kurzen Wort: „Ich will keine Rußland ſchädliche Neuerung
zugeben.“ Es mag dahingeſtellt bleiben, in wie weit ſie
von den Reformideen der Czartoryski unterrichtet war, aber
ſo viel wußte ſie, daß jene die Conföderation als einen Weg
zur Reform der Mißbräuche betrieben. Alle Welt in Polen
ſprach öffentlich davon 2); noch vor wenigen Monaten hatten
die Czartoryski ihr ſelbſt dies mitgetheilt und ſie hatte ſeitdem
noch keinen Einſpruch dagegen erhoben. Überſahen ſie und
ihre Miniſter anfangs die Tragweite der Frage? Daß Key-
ſerling den Reformplänen der Czartoryski bis auf einen ge-
wiſſen Grad mindeſtens nicht abgeneigt war, iſt ſicher, und
ebenſo ſicher iſt, daß Panin noch nach dem Tode Auguſt III.
einer ſich in gewiſſen Schranken haltenden Reform in Polen
das Wort geredet hat 3).
Es ſcheint in der That, daß die Kaiſerin ſowohl wie ihre
1) Gedruckt bei Schmitt, S. 356—359.
2) Benoit, Depeſche vom 8. Juni: „qu’au surplus une confoederation
étoit le seul moyen par lequel ils puissent refondre leur état et en
faire une puissance“.
3) S. neben andern Benoits Bericht vom 25. Juni 1763 und
Solms’ Bericht vom 18. September 1764 bei Häuſſer, S. 11 und
S. 119.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |