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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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nach, in dem sie unter Erinnerung an das Schicksal der So-
bieski und Jablonowski, welche August II. hatte überfallen
und nach dem Königstein bringen lassen, mittheilten, wie auch
ihre persönliche Sicherheit in Pulawy bedroht und daher die
sofortige Formirung jenes kleinen Corps nothwendig sei 1).
Katharina, deren Truppen sich bereits in der zweiten Hälfte
des März gegen Polen in Bewegung gesetzt hatten 2), beauf-
tragte hierauf Keyserling, dem polnischen Hofe mitzutheilen, daß,
"wenn sie es wagen, einen der Freunde Rußlands aufzuheben
und nach dem Königstein abzuführen, ich Sibirien mit meinen
Feinden bevölkern und die Saporoger Kosacken loslassen werde,
die mir eine Deputation mit der Bitte schicken wollen, ihnen zu
erlauben, für die Beleidigungen, die der König von Polen ihnen
zugefügt hat, Rache zu nehmen 3). Bereits in einer frühern
Depesche vom 23. März / 3. April an Keyserling hatte sie
diesen beauftragt, ihren Freunden mitzutheilen, daß in Smo-
lensk und Kiew alles bereit sein und im Mai ein russisches
Corps von 30,000 Mann in Smolensk, ein zweites von
44,000 Mann an den Gränzen von Kurland stehen würden.
Von den verlangten 50,000 Dukaten stellte sie ihnen 30,000
zu sofortiger Disposition, und versprach den Rest sofort nach-
zusenden. "Aber", fügte sie hinzu, "halten Sie unsre Leute
im Zügel, so lange als bis es Zeit sein wird." Sie wollte
die Zeit bestimmen 4).

Inzwischen war die Zeit der jährlichen Constituirung
des Wilnaer Tribunals herangerückt. Seit undenklicher Zeit
hatte sich Lithauen durch den feindlichen Gegensatz der Rad-

1) Bei Schmitt, S. 332.
2) Nach der Meldung von Solms bei Häusser, S. 75.
3) Ssolowjoff, Geschichte des Falles von Polen. Übersetzt von
Spörer. Gotha 1865. S. 14. Hier ist der Brief vom 1. April datirt.
Es muß der alte Styl, also 12. April n. St. sein, wie sich aus der
Denkschrift der Czartoryski vom 2. April ergiebt. Es ist überhaupt zu
bedauern, daß in dieser Übersetzung die Verschiedenheit des alten und neuen
Styls nicht immer bemerkt worden ist.
4) Auszug aus dieser Depesche bei Schmitt a. a. O., S. 335.

nach, in dem ſie unter Erinnerung an das Schickſal der So-
bieski und Jablonowski, welche Auguſt II. hatte überfallen
und nach dem Königſtein bringen laſſen, mittheilten, wie auch
ihre perſönliche Sicherheit in Pulawy bedroht und daher die
ſofortige Formirung jenes kleinen Corps nothwendig ſei 1).
Katharina, deren Truppen ſich bereits in der zweiten Hälfte
des März gegen Polen in Bewegung geſetzt hatten 2), beauf-
tragte hierauf Keyſerling, dem polniſchen Hofe mitzutheilen, daß,
„wenn ſie es wagen, einen der Freunde Rußlands aufzuheben
und nach dem Königſtein abzuführen, ich Sibirien mit meinen
Feinden bevölkern und die Saporoger Koſacken loslaſſen werde,
die mir eine Deputation mit der Bitte ſchicken wollen, ihnen zu
erlauben, für die Beleidigungen, die der König von Polen ihnen
zugefügt hat, Rache zu nehmen 3). Bereits in einer frühern
Depeſche vom 23. März / 3. April an Keyſerling hatte ſie
dieſen beauftragt, ihren Freunden mitzutheilen, daß in Smo-
lensk und Kiew alles bereit ſein und im Mai ein ruſſiſches
Corps von 30,000 Mann in Smolensk, ein zweites von
44,000 Mann an den Gränzen von Kurland ſtehen würden.
Von den verlangten 50,000 Dukaten ſtellte ſie ihnen 30,000
zu ſofortiger Dispoſition, und verſprach den Reſt ſofort nach-
zuſenden. „Aber“, fügte ſie hinzu, „halten Sie unſre Leute
im Zügel, ſo lange als bis es Zeit ſein wird.“ Sie wollte
die Zeit beſtimmen 4).

Inzwiſchen war die Zeit der jährlichen Conſtituirung
des Wilnaer Tribunals herangerückt. Seit undenklicher Zeit
hatte ſich Lithauen durch den feindlichen Gegenſatz der Rad-

1) Bei Schmitt, S. 332.
2) Nach der Meldung von Solms bei Häuſſer, S. 75.
3) Sſolowjoff, Geſchichte des Falles von Polen. Überſetzt von
Spörer. Gotha 1865. S. 14. Hier iſt der Brief vom 1. April datirt.
Es muß der alte Styl, alſo 12. April n. St. ſein, wie ſich aus der
Denkſchrift der Czartoryski vom 2. April ergiebt. Es iſt überhaupt zu
bedauern, daß in dieſer Überſetzung die Verſchiedenheit des alten und neuen
Styls nicht immer bemerkt worden iſt.
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[182/0196] nach, in dem ſie unter Erinnerung an das Schickſal der So- bieski und Jablonowski, welche Auguſt II. hatte überfallen und nach dem Königſtein bringen laſſen, mittheilten, wie auch ihre perſönliche Sicherheit in Pulawy bedroht und daher die ſofortige Formirung jenes kleinen Corps nothwendig ſei 1). Katharina, deren Truppen ſich bereits in der zweiten Hälfte des März gegen Polen in Bewegung geſetzt hatten 2), beauf- tragte hierauf Keyſerling, dem polniſchen Hofe mitzutheilen, daß, „wenn ſie es wagen, einen der Freunde Rußlands aufzuheben und nach dem Königſtein abzuführen, ich Sibirien mit meinen Feinden bevölkern und die Saporoger Koſacken loslaſſen werde, die mir eine Deputation mit der Bitte ſchicken wollen, ihnen zu erlauben, für die Beleidigungen, die der König von Polen ihnen zugefügt hat, Rache zu nehmen 3). Bereits in einer frühern Depeſche vom 23. März / 3. April an Keyſerling hatte ſie dieſen beauftragt, ihren Freunden mitzutheilen, daß in Smo- lensk und Kiew alles bereit ſein und im Mai ein ruſſiſches Corps von 30,000 Mann in Smolensk, ein zweites von 44,000 Mann an den Gränzen von Kurland ſtehen würden. Von den verlangten 50,000 Dukaten ſtellte ſie ihnen 30,000 zu ſofortiger Dispoſition, und verſprach den Reſt ſofort nach- zuſenden. „Aber“, fügte ſie hinzu, „halten Sie unſre Leute im Zügel, ſo lange als bis es Zeit ſein wird.“ Sie wollte die Zeit beſtimmen 4). Inzwiſchen war die Zeit der jährlichen Conſtituirung des Wilnaer Tribunals herangerückt. Seit undenklicher Zeit hatte ſich Lithauen durch den feindlichen Gegenſatz der Rad- 1) Bei Schmitt, S. 332. 2) Nach der Meldung von Solms bei Häuſſer, S. 75. 3) Sſolowjoff, Geſchichte des Falles von Polen. Überſetzt von Spörer. Gotha 1865. S. 14. Hier iſt der Brief vom 1. April datirt. Es muß der alte Styl, alſo 12. April n. St. ſein, wie ſich aus der Denkſchrift der Czartoryski vom 2. April ergiebt. Es iſt überhaupt zu bedauern, daß in dieſer Überſetzung die Verſchiedenheit des alten und neuen Styls nicht immer bemerkt worden iſt. 4) Auszug aus dieſer Depeſche bei Schmitt a. a. O., S. 335.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/196>, abgerufen am 24.11.2024.