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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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Unruhe versetzten, trat er aufs nachdrücklichste in Warschau
für Preußen auf, dessen Gegner jeden Anlaß, seine Absichten
zu verdächtigen, begierig ergriffen 1).

Bei alledem kamen die Verhandlungen zwischen Preußen
und Rußland nur sehr langsam vorwärts. Kaiserin und
König wechselten wohl gegen Ende 1762 freundliche Briefe in
Betreff des von beiden erwünschten Friedens 2), aber auch der
Abschluß desselben zu Hubertsburg (15. Febr. 1763), und die
fast gleichzeitig eintretende recht ernstliche Erkrankung König
August III. 3) führten zu keinem lebhafteren Fortschritt der
ministeriellen Besprechungen in Petersburg. Dagegen tauschten
beide Monarchen in eigenhändigem Briefwechsel ihre Auffassung
in Betreff der Zukunft Polens aus. Nachdem Friedrich der
Kaiserin zugleich mit der Mittheilung des Abschlusses des
Friedens erklärt hatte, daß er bereit sei sich mit ihr in dieser
Beziehung zu verständigen und sie auf ihn hiebei durchaus
rechnen könne (15. Februar), sprach sie sich dahin aus, daß
auch sie einen Piasten allen andern Kandidaten vorziehe, nur
müsse es keiner sein, der am Rande des Grabes stehe und von
irgend einer Macht eine Pension beziehe (21. Februar / 4. März).
In gleichem Sinne sprach sich auch Panin gegen Solms, etwa
gleichzeitig, aus, und wenn auch der erstere die Unterredung
abzubrechen suchte, als Solms den Namen Poniatowski's
nannte, glaubte dieser doch annehmen zu dürfen, daß die
Kaiserin sicher keinen andern im Sinne habe 4). Dem Wunsche

1) Benoits Depeschen vom 18. 22. December 1762, 29. Januar 1763.
Man sprach damals in Warschau davon, zur Abwehr Truppen zusammen-
zuziehen, und Benoit und Korff riethen auf Andringen Keyserlings wie
Poniatowski's wiederholt und dringend Friedrich II., diesen Beschwerden
gerecht zu werden. Als er diesem Rath nachkam, war die Freude der
Polen "unbeschreiblich" (Benoits Depesche vom 9. März).
2) Katharina's Schreiben vom 17./28. November und Friedrichs
Antwort vom 22. December jetzt vollständig gedruckt bei Schäfer a. a. O.
II, 2. S. 759 f.
3) Er erkrankte am 26. Januar und verließ das Zimmer zum ersten
Mal wieder am 7. März. Stolterfoth a. a. O., S. 827. 831.
4) Solms' Bericht vom 22. Februar bei Häusser S. 73--74. Key-

Unruhe verſetzten, trat er aufs nachdrücklichſte in Warſchau
für Preußen auf, deſſen Gegner jeden Anlaß, ſeine Abſichten
zu verdächtigen, begierig ergriffen 1).

Bei alledem kamen die Verhandlungen zwiſchen Preußen
und Rußland nur ſehr langſam vorwärts. Kaiſerin und
König wechſelten wohl gegen Ende 1762 freundliche Briefe in
Betreff des von beiden erwünſchten Friedens 2), aber auch der
Abſchluß deſſelben zu Hubertsburg (15. Febr. 1763), und die
faſt gleichzeitig eintretende recht ernſtliche Erkrankung König
Auguſt III. 3) führten zu keinem lebhafteren Fortſchritt der
miniſteriellen Beſprechungen in Petersburg. Dagegen tauſchten
beide Monarchen in eigenhändigem Briefwechſel ihre Auffaſſung
in Betreff der Zukunft Polens aus. Nachdem Friedrich der
Kaiſerin zugleich mit der Mittheilung des Abſchluſſes des
Friedens erklärt hatte, daß er bereit ſei ſich mit ihr in dieſer
Beziehung zu verſtändigen und ſie auf ihn hiebei durchaus
rechnen könne (15. Februar), ſprach ſie ſich dahin aus, daß
auch ſie einen Piaſten allen andern Kandidaten vorziehe, nur
müſſe es keiner ſein, der am Rande des Grabes ſtehe und von
irgend einer Macht eine Penſion beziehe (21. Februar / 4. März).
In gleichem Sinne ſprach ſich auch Panin gegen Solms, etwa
gleichzeitig, aus, und wenn auch der erſtere die Unterredung
abzubrechen ſuchte, als Solms den Namen Poniatowski’s
nannte, glaubte dieſer doch annehmen zu dürfen, daß die
Kaiſerin ſicher keinen andern im Sinne habe 4). Dem Wunſche

1) Benoits Depeſchen vom 18. 22. December 1762, 29. Januar 1763.
Man ſprach damals in Warſchau davon, zur Abwehr Truppen zuſammen-
zuziehen, und Benoit und Korff riethen auf Andringen Keyſerlings wie
Poniatowski’s wiederholt und dringend Friedrich II., dieſen Beſchwerden
gerecht zu werden. Als er dieſem Rath nachkam, war die Freude der
Polen „unbeſchreiblich“ (Benoits Depeſche vom 9. März).
2) Katharina’s Schreiben vom 17./28. November und Friedrichs
Antwort vom 22. December jetzt vollſtändig gedruckt bei Schäfer a. a. O.
II, 2. S. 759 f.
3) Er erkrankte am 26. Januar und verließ das Zimmer zum erſten
Mal wieder am 7. März. Stolterfoth a. a. O., S. 827. 831.
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[171/0185] Unruhe verſetzten, trat er aufs nachdrücklichſte in Warſchau für Preußen auf, deſſen Gegner jeden Anlaß, ſeine Abſichten zu verdächtigen, begierig ergriffen 1). Bei alledem kamen die Verhandlungen zwiſchen Preußen und Rußland nur ſehr langſam vorwärts. Kaiſerin und König wechſelten wohl gegen Ende 1762 freundliche Briefe in Betreff des von beiden erwünſchten Friedens 2), aber auch der Abſchluß deſſelben zu Hubertsburg (15. Febr. 1763), und die faſt gleichzeitig eintretende recht ernſtliche Erkrankung König Auguſt III. 3) führten zu keinem lebhafteren Fortſchritt der miniſteriellen Beſprechungen in Petersburg. Dagegen tauſchten beide Monarchen in eigenhändigem Briefwechſel ihre Auffaſſung in Betreff der Zukunft Polens aus. Nachdem Friedrich der Kaiſerin zugleich mit der Mittheilung des Abſchluſſes des Friedens erklärt hatte, daß er bereit ſei ſich mit ihr in dieſer Beziehung zu verſtändigen und ſie auf ihn hiebei durchaus rechnen könne (15. Februar), ſprach ſie ſich dahin aus, daß auch ſie einen Piaſten allen andern Kandidaten vorziehe, nur müſſe es keiner ſein, der am Rande des Grabes ſtehe und von irgend einer Macht eine Penſion beziehe (21. Februar / 4. März). In gleichem Sinne ſprach ſich auch Panin gegen Solms, etwa gleichzeitig, aus, und wenn auch der erſtere die Unterredung abzubrechen ſuchte, als Solms den Namen Poniatowski’s nannte, glaubte dieſer doch annehmen zu dürfen, daß die Kaiſerin ſicher keinen andern im Sinne habe 4). Dem Wunſche 1) Benoits Depeſchen vom 18. 22. December 1762, 29. Januar 1763. Man ſprach damals in Warſchau davon, zur Abwehr Truppen zuſammen- zuziehen, und Benoit und Korff riethen auf Andringen Keyſerlings wie Poniatowski’s wiederholt und dringend Friedrich II., dieſen Beſchwerden gerecht zu werden. Als er dieſem Rath nachkam, war die Freude der Polen „unbeſchreiblich“ (Benoits Depeſche vom 9. März). 2) Katharina’s Schreiben vom 17./28. November und Friedrichs Antwort vom 22. December jetzt vollſtändig gedruckt bei Schäfer a. a. O. II, 2. S. 759 f. 3) Er erkrankte am 26. Januar und verließ das Zimmer zum erſten Mal wieder am 7. März. Stolterfoth a. a. O., S. 827. 831. 4) Solms’ Bericht vom 22. Februar bei Häuſſer S. 73—74. Key-

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/185>, abgerufen am 24.11.2024.