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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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nehmen 1). In Folge von diesem Allen sandte Friedrich den
Geh. Legationsrath v. Korff nach Warschau, welcher dort nach
der Mitte Januar 1763 eintraf 2). Seine Sendung sollte ein
"undurchdringliches Geheimniß", selbst für Benoit, bleiben;
ihr Zweck war, von Keyserling genau (exactement) zu er-
fahren, auf welchem Wege nach dessen Meinung der König
zum Abschluß eines Freundschafts- und Handelsvertrages mit
Rußland gelangen und wie er den Vorschlag hiezu mit Be-
wahrung des Geheimnisses am besten machen könne. Keyser-
ling empfahl, die Angelegenheit durch Solms in Petersburg
einzuleiten und zugleich die Sache Birons diplomatisch zu
unterstützen, zumal Östreich, welches für den Herzog Karl sich
verwendet, soeben eine sehr energische Zurückweisung erhalten
habe: in dem Alliancetractat aber müsse neben der Verein-
barung über die künftige Königswahl in Polen auch festgesetzt
werden, daß Preußen in allen Polen und Schweden betreffen-
den Vorkommnissen nicht anders als im Einverständniß mit
Rußland handeln wolle, und daß beide Mächte, sowohl durch ihre
Rathschläge, wie durch die That gemeinsam dahin arbeiten
würden, die Ruhe und Sicherheit ihrer Nachbarn zu erhalten 3).
"Nach allem, was ich sehe und, namentlich vom Kammerherrn
Poniatowski, höre, wird der Stolnik (Stanislaw August) der
Thronkandidat Katharina's sein", meldete Korff bereits am
21. Februar 1763. Der Kammerherr hatte mit ihm über
die Hoffnungen des Bruders sehr offen gesprochen, aber auch
dabei wiederholt betont, daß seiner Meinung nach ohne die
Mitwirkung Preußens das Gelingen so wenig gesichert erscheine,
daß er, ohne auf sie bauen zu können, sich persönlich in nichts
mischen würde 4). Auch der Hof von Versailles bemühte sich

1) Benoit's, Bericht vom 8. December.
2) Friedrich berief unter dem 6. December 1762 Korff nach Leipzig.
Dessen Instruction ist vom 27. December und er reiste am 29sten über
Berlin und Danzig nach Warschau. Acten, Korffs geheime Sendung
betreffend, im Geh. Staatsarchiv in Berlin.
3) Korffs Depesche vom 22. Januar 1763.
4) Korffs Depesche vom 2. März.

nehmen 1). In Folge von dieſem Allen ſandte Friedrich den
Geh. Legationsrath v. Korff nach Warſchau, welcher dort nach
der Mitte Januar 1763 eintraf 2). Seine Sendung ſollte ein
„undurchdringliches Geheimniß“, ſelbſt für Benoit, bleiben;
ihr Zweck war, von Keyſerling genau (exactement) zu er-
fahren, auf welchem Wege nach deſſen Meinung der König
zum Abſchluß eines Freundſchafts- und Handelsvertrages mit
Rußland gelangen und wie er den Vorſchlag hiezu mit Be-
wahrung des Geheimniſſes am beſten machen könne. Keyſer-
ling empfahl, die Angelegenheit durch Solms in Petersburg
einzuleiten und zugleich die Sache Birons diplomatiſch zu
unterſtützen, zumal Öſtreich, welches für den Herzog Karl ſich
verwendet, ſoeben eine ſehr energiſche Zurückweiſung erhalten
habe: in dem Alliancetractat aber müſſe neben der Verein-
barung über die künftige Königswahl in Polen auch feſtgeſetzt
werden, daß Preußen in allen Polen und Schweden betreffen-
den Vorkommniſſen nicht anders als im Einverſtändniß mit
Rußland handeln wolle, und daß beide Mächte, ſowohl durch ihre
Rathſchläge, wie durch die That gemeinſam dahin arbeiten
würden, die Ruhe und Sicherheit ihrer Nachbarn zu erhalten 3).
„Nach allem, was ich ſehe und, namentlich vom Kammerherrn
Poniatowski, höre, wird der Stolnik (Stanislaw Auguſt) der
Thronkandidat Katharina’s ſein“, meldete Korff bereits am
21. Februar 1763. Der Kammerherr hatte mit ihm über
die Hoffnungen des Bruders ſehr offen geſprochen, aber auch
dabei wiederholt betont, daß ſeiner Meinung nach ohne die
Mitwirkung Preußens das Gelingen ſo wenig geſichert erſcheine,
daß er, ohne auf ſie bauen zu können, ſich perſönlich in nichts
miſchen würde 4). Auch der Hof von Verſailles bemühte ſich

1) Benoit’s, Bericht vom 8. December.
2) Friedrich berief unter dem 6. December 1762 Korff nach Leipzig.
Deſſen Inſtruction iſt vom 27. December und er reiſte am 29ſten über
Berlin und Danzig nach Warſchau. Acten, Korffs geheime Sendung
betreffend, im Geh. Staatsarchiv in Berlin.
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[169/0183] nehmen 1). In Folge von dieſem Allen ſandte Friedrich den Geh. Legationsrath v. Korff nach Warſchau, welcher dort nach der Mitte Januar 1763 eintraf 2). Seine Sendung ſollte ein „undurchdringliches Geheimniß“, ſelbſt für Benoit, bleiben; ihr Zweck war, von Keyſerling genau (exactement) zu er- fahren, auf welchem Wege nach deſſen Meinung der König zum Abſchluß eines Freundſchafts- und Handelsvertrages mit Rußland gelangen und wie er den Vorſchlag hiezu mit Be- wahrung des Geheimniſſes am beſten machen könne. Keyſer- ling empfahl, die Angelegenheit durch Solms in Petersburg einzuleiten und zugleich die Sache Birons diplomatiſch zu unterſtützen, zumal Öſtreich, welches für den Herzog Karl ſich verwendet, ſoeben eine ſehr energiſche Zurückweiſung erhalten habe: in dem Alliancetractat aber müſſe neben der Verein- barung über die künftige Königswahl in Polen auch feſtgeſetzt werden, daß Preußen in allen Polen und Schweden betreffen- den Vorkommniſſen nicht anders als im Einverſtändniß mit Rußland handeln wolle, und daß beide Mächte, ſowohl durch ihre Rathſchläge, wie durch die That gemeinſam dahin arbeiten würden, die Ruhe und Sicherheit ihrer Nachbarn zu erhalten 3). „Nach allem, was ich ſehe und, namentlich vom Kammerherrn Poniatowski, höre, wird der Stolnik (Stanislaw Auguſt) der Thronkandidat Katharina’s ſein“, meldete Korff bereits am 21. Februar 1763. Der Kammerherr hatte mit ihm über die Hoffnungen des Bruders ſehr offen geſprochen, aber auch dabei wiederholt betont, daß ſeiner Meinung nach ohne die Mitwirkung Preußens das Gelingen ſo wenig geſichert erſcheine, daß er, ohne auf ſie bauen zu können, ſich perſönlich in nichts miſchen würde 4). Auch der Hof von Verſailles bemühte ſich 1) Benoit’s, Bericht vom 8. December. 2) Friedrich berief unter dem 6. December 1762 Korff nach Leipzig. Deſſen Inſtruction iſt vom 27. December und er reiſte am 29ſten über Berlin und Danzig nach Warſchau. Acten, Korffs geheime Sendung betreffend, im Geh. Staatsarchiv in Berlin. 3) Korffs Depeſche vom 22. Januar 1763. 4) Korffs Depeſche vom 2. März.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/183>, abgerufen am 21.11.2024.