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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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Bereits am 9. October konnte Benoit seinem Hofe melden,
daß sich die allgemeine Aufregung beruhige. Die Parthei der
Czartoryski begnügte sich mit der Veröffentlichung eines Mani-
festes, in welchem sie gegen die gewaltsamen Auftritte im Reichs-
tage und den Bruch desselben Protest einlegte: letzterer habe sie
verhindert, der Nation die Beweise dafür vorzulegen, daß
Brühl kein polnischer Edelmann sei. Dies Manifest unter-
schrieben die Czartoryski, Kasimir und Stanislaw Poniatowski,
der General der Artillerie Potocki, ein Lubomirski, ein Pociey,
Franz Rzewuski, Franz Xaver Branicki, ein Wielopolski, Ra-
fael Skarbeck und etwa 30 andre Landboten. Die Hofparthei,
der sich jetzt auch wieder der Krongroßfeldherr näherte, ant-
wortete mit einem Gegenmanifest, in welchem sie ausführte,
daß die Czartoryski selbst Brühl die Anerkennung als polnischen
Edelmann verschafft und daß, was in der That nicht der Fall
war, ihre Kreaturen im Reichstage zuerst zu den Säbeln ge-
griffen hätten. Dies Manifest unterschrieben Severyn und
Joseph Rzewuski, Michael Wielhorski, Karl, Stanislaw und
Michael Radzivil, Joseph Sapieha, Ignatz Bohuß, A. Mokra-
nowski, Friedrich Brühl u. a. 1). In dem Senatsconsilium,
welches dem Reichstage am 25. October folgte, stießen die
Partheien noch einmal hart aufeinander. Der lithauische
Kanzler verurtheilte schonungslos die ganze bisherige Regierung
Brühls und ward hiebei von Andreas Zamoyski, der seitdem
als einer der besten Männer der Republik hervortrat, aufs
nachdrücklichste unterstützt 2). Allein die Mehrheit des Senats
war gegen sie. Man beschloß, es dem König zu überlassen,
sobald er es nothwendig fände, einen außerordentlichen Reichstag
zu berufen, und daß die Marschälle die strengste Untersuchung
in Betreff der Urheber des Tumults im Reichstage anstellen

1) Die Unterschriften habe ich nach dem Bericht von Benoit vom
9. October, den Angaben des Journal de la diete und Szujski IV,
354 zusammengestellt.
2) Benoit, Bericht vom 30. October. Er meldet auch, daß "celui,
qui a rompu la diette vient de recevoir un bien royal pour recom-
pense".

Bereits am 9. October konnte Benoit ſeinem Hofe melden,
daß ſich die allgemeine Aufregung beruhige. Die Parthei der
Czartoryski begnügte ſich mit der Veröffentlichung eines Mani-
feſtes, in welchem ſie gegen die gewaltſamen Auftritte im Reichs-
tage und den Bruch deſſelben Proteſt einlegte: letzterer habe ſie
verhindert, der Nation die Beweiſe dafür vorzulegen, daß
Brühl kein polniſcher Edelmann ſei. Dies Manifeſt unter-
ſchrieben die Czartoryski, Kaſimir und Stanislaw Poniatowski,
der General der Artillerie Potocki, ein Lubomirski, ein Pociey,
Franz Rzewuski, Franz Xaver Branicki, ein Wielopolski, Ra-
fael Skarbeck und etwa 30 andre Landboten. Die Hofparthei,
der ſich jetzt auch wieder der Krongroßfeldherr näherte, ant-
wortete mit einem Gegenmanifeſt, in welchem ſie ausführte,
daß die Czartoryski ſelbſt Brühl die Anerkennung als polniſchen
Edelmann verſchafft und daß, was in der That nicht der Fall
war, ihre Kreaturen im Reichstage zuerſt zu den Säbeln ge-
griffen hätten. Dies Manifeſt unterſchrieben Severyn und
Joſeph Rzewuski, Michael Wielhorski, Karl, Stanislaw und
Michael Radzivil, Joſeph Sapieha, Ignatz Bohuß, A. Mokra-
nowski, Friedrich Brühl u. a. 1). In dem Senatsconſilium,
welches dem Reichstage am 25. October folgte, ſtießen die
Partheien noch einmal hart aufeinander. Der lithauiſche
Kanzler verurtheilte ſchonungslos die ganze bisherige Regierung
Brühls und ward hiebei von Andreas Zamoyski, der ſeitdem
als einer der beſten Männer der Republik hervortrat, aufs
nachdrücklichſte unterſtützt 2). Allein die Mehrheit des Senats
war gegen ſie. Man beſchloß, es dem König zu überlaſſen,
ſobald er es nothwendig fände, einen außerordentlichen Reichstag
zu berufen, und daß die Marſchälle die ſtrengſte Unterſuchung
in Betreff der Urheber des Tumults im Reichstage anſtellen

1) Die Unterſchriften habe ich nach dem Bericht von Benoit vom
9. October, den Angaben des Journal de la diète und Szujski IV,
354 zuſammengeſtellt.
2) Benoit, Bericht vom 30. October. Er meldet auch, daß „celui,
qui a rompu la diette vient de recevoir un bien royal pour recom-
pense“.
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[165/0179] Bereits am 9. October konnte Benoit ſeinem Hofe melden, daß ſich die allgemeine Aufregung beruhige. Die Parthei der Czartoryski begnügte ſich mit der Veröffentlichung eines Mani- feſtes, in welchem ſie gegen die gewaltſamen Auftritte im Reichs- tage und den Bruch deſſelben Proteſt einlegte: letzterer habe ſie verhindert, der Nation die Beweiſe dafür vorzulegen, daß Brühl kein polniſcher Edelmann ſei. Dies Manifeſt unter- ſchrieben die Czartoryski, Kaſimir und Stanislaw Poniatowski, der General der Artillerie Potocki, ein Lubomirski, ein Pociey, Franz Rzewuski, Franz Xaver Branicki, ein Wielopolski, Ra- fael Skarbeck und etwa 30 andre Landboten. Die Hofparthei, der ſich jetzt auch wieder der Krongroßfeldherr näherte, ant- wortete mit einem Gegenmanifeſt, in welchem ſie ausführte, daß die Czartoryski ſelbſt Brühl die Anerkennung als polniſchen Edelmann verſchafft und daß, was in der That nicht der Fall war, ihre Kreaturen im Reichstage zuerſt zu den Säbeln ge- griffen hätten. Dies Manifeſt unterſchrieben Severyn und Joſeph Rzewuski, Michael Wielhorski, Karl, Stanislaw und Michael Radzivil, Joſeph Sapieha, Ignatz Bohuß, A. Mokra- nowski, Friedrich Brühl u. a. 1). In dem Senatsconſilium, welches dem Reichstage am 25. October folgte, ſtießen die Partheien noch einmal hart aufeinander. Der lithauiſche Kanzler verurtheilte ſchonungslos die ganze bisherige Regierung Brühls und ward hiebei von Andreas Zamoyski, der ſeitdem als einer der beſten Männer der Republik hervortrat, aufs nachdrücklichſte unterſtützt 2). Allein die Mehrheit des Senats war gegen ſie. Man beſchloß, es dem König zu überlaſſen, ſobald er es nothwendig fände, einen außerordentlichen Reichstag zu berufen, und daß die Marſchälle die ſtrengſte Unterſuchung in Betreff der Urheber des Tumults im Reichstage anſtellen 1) Die Unterſchriften habe ich nach dem Bericht von Benoit vom 9. October, den Angaben des Journal de la diète und Szujski IV, 354 zuſammengeſtellt. 2) Benoit, Bericht vom 30. October. Er meldet auch, daß „celui, qui a rompu la diette vient de recevoir un bien royal pour recom- pense“.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/179>, abgerufen am 21.11.2024.