Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.dem preußischen Residenten, daß drei Viertel aller Landboten 1) Journal de la diete ordinaire de Varsovie 1762. Ein zweites etwas kürzer gefaßtes Journal übergab Stanislaw Poniatowski dem preußischen Residenten mit der Bitte, dasselbe in die Berliner Zeitung einrücken zu lassen; außerdem sollte es auch in der von Utrecht erscheinen. Beide im Geh. Staatsarchiv in Berlin. 2) Ebendas.
dem preußiſchen Reſidenten, daß drei Viertel aller Landboten 1) Journal de la diète ordinaire de Varsovie 1762. Ein zweites etwas kürzer gefaßtes Journal übergab Stanislaw Poniatowski dem preußiſchen Reſidenten mit der Bitte, daſſelbe in die Berliner Zeitung einrücken zu laſſen; außerdem ſollte es auch in der von Utrecht erſcheinen. Beide im Geh. Staatsarchiv in Berlin. 2) Ebendaſ.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0171" n="157"/> dem preußiſchen Reſidenten, daß drei Viertel aller Landboten<lb/> gegen den Hof ſein würden. Alle ſeine Bemühungen, ſich über<lb/> die Beſetzung der Ämter mit den Partheien zu verſtändigen,<lb/> waren geſcheitert. Er hatte anfangs ſich bereit erklärt, ſo viel<lb/> als möglich hiebei auf die Empfehlungen des Krongroßfeldherrn<lb/> Rückſicht nehmen zu wollen; dieſer näherte ſich aber grade jetzt<lb/> wieder der „Familie“ und dieſe hiedurch im Bewußtſein ihrer<lb/> Macht noch mehr geſtärkt, ſprach es unumwunden aus, daß,<lb/> falls nicht diejenigen, welche ſie vorſchlüge, die Ämter erhielten,<lb/> ſie ſich im Reichstage Allem ohne Ausnahme widerſetzen würde.<lb/> Noch kurz vor der Eröffnung deſſelben, verſuchten Brühl und<lb/> ſein Schwiegerſohn Mniſzek ſich mit dem Primas und dem<lb/> Krongroßfeldherrn, welchem letztern der Hof eine „beiſpielloſe<lb/> Berückſichtigung“ hatte zu Theil werden laſſen, in einer Con-<lb/> ferenz zu verſtändigen. Branicki wollte im Einverſtändniß mit<lb/> den Czartoryski, daß der Palatin von Inowraclaw, Andreas<lb/> Zamoyski, welcher durch ſeinen ehrenwerthen Character und<lb/> ſeine Tüchtigkeit in Geſchäften, in der That die öffentliche Mei-<lb/> nung für ſich hatte, das Amt des Kanzlers erhalte; aber<lb/> Mniſzek wollte durchaus an deſſen Stelle den Kaſtellan von<lb/> Poſen, Twardowski <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Journal de la diète ordinaire de Varsovie</hi> 1762. Ein zweites<lb/> etwas kürzer gefaßtes Journal übergab Stanislaw Poniatowski dem<lb/> preußiſchen Reſidenten mit der Bitte, daſſelbe in die Berliner Zeitung<lb/> einrücken zu laſſen; außerdem ſollte es auch in der von Utrecht erſcheinen.<lb/> Beide im Geh. Staatsarchiv in Berlin.</note>, und wie über dies Amt kam man auch<lb/> über die andern zu keiner Einigung. Die Czartoryski erklärten<lb/> nach wie vor, entweder alles oder nichts; ſie hätten niemanden<lb/> vorgeſchlagen, der zu ihrer eigentlichen Familie gehöre, aber<lb/> außer Zamoyski wollten ſie auch ihre andern Freunde berück-<lb/> ſichtigt ſehen, und unter dieſen den Grafen Oginski für das<lb/> Palatinat von Wilna, den Kaſtellan Broſtowski für den kleinen<lb/> lithauiſchen Feldherrnſtab <note place="foot" n="2)">Ebendaſ.</note>. Und wie über die Vertheilung<lb/> der Ämter, ſo verhandelte man auch nach Herkommen bereits<lb/> lange vorher über die Frage, wer zum Marſchall des Reichs-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [157/0171]
dem preußiſchen Reſidenten, daß drei Viertel aller Landboten
gegen den Hof ſein würden. Alle ſeine Bemühungen, ſich über
die Beſetzung der Ämter mit den Partheien zu verſtändigen,
waren geſcheitert. Er hatte anfangs ſich bereit erklärt, ſo viel
als möglich hiebei auf die Empfehlungen des Krongroßfeldherrn
Rückſicht nehmen zu wollen; dieſer näherte ſich aber grade jetzt
wieder der „Familie“ und dieſe hiedurch im Bewußtſein ihrer
Macht noch mehr geſtärkt, ſprach es unumwunden aus, daß,
falls nicht diejenigen, welche ſie vorſchlüge, die Ämter erhielten,
ſie ſich im Reichstage Allem ohne Ausnahme widerſetzen würde.
Noch kurz vor der Eröffnung deſſelben, verſuchten Brühl und
ſein Schwiegerſohn Mniſzek ſich mit dem Primas und dem
Krongroßfeldherrn, welchem letztern der Hof eine „beiſpielloſe
Berückſichtigung“ hatte zu Theil werden laſſen, in einer Con-
ferenz zu verſtändigen. Branicki wollte im Einverſtändniß mit
den Czartoryski, daß der Palatin von Inowraclaw, Andreas
Zamoyski, welcher durch ſeinen ehrenwerthen Character und
ſeine Tüchtigkeit in Geſchäften, in der That die öffentliche Mei-
nung für ſich hatte, das Amt des Kanzlers erhalte; aber
Mniſzek wollte durchaus an deſſen Stelle den Kaſtellan von
Poſen, Twardowski 1), und wie über dies Amt kam man auch
über die andern zu keiner Einigung. Die Czartoryski erklärten
nach wie vor, entweder alles oder nichts; ſie hätten niemanden
vorgeſchlagen, der zu ihrer eigentlichen Familie gehöre, aber
außer Zamoyski wollten ſie auch ihre andern Freunde berück-
ſichtigt ſehen, und unter dieſen den Grafen Oginski für das
Palatinat von Wilna, den Kaſtellan Broſtowski für den kleinen
lithauiſchen Feldherrnſtab 2). Und wie über die Vertheilung
der Ämter, ſo verhandelte man auch nach Herkommen bereits
lange vorher über die Frage, wer zum Marſchall des Reichs-
1) Journal de la diète ordinaire de Varsovie 1762. Ein zweites
etwas kürzer gefaßtes Journal übergab Stanislaw Poniatowski dem
preußiſchen Reſidenten mit der Bitte, daſſelbe in die Berliner Zeitung
einrücken zu laſſen; außerdem ſollte es auch in der von Utrecht erſcheinen.
Beide im Geh. Staatsarchiv in Berlin.
2) Ebendaſ.
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