Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.es so ausgedehnt, so fruchtbar und so reich an Menschen ist, 1) Nabielak in der Biblioteka Ossolinskich, p. 16--21. 2) Benoit, Depesche vom 8. Mai: "L'ami Mokranowski m'a dit
sous le sceau du secret etc." Mokranowski scheint überhaupt nicht selten eine Doppelrolle gespielt zu haben. es ſo ausgedehnt, ſo fruchtbar und ſo reich an Menſchen iſt, 1) Nabielak in der Biblioteka Ossolinskich, p. 16—21. 2) Benoit, Depeſche vom 8. Mai: „L’ami Mokranowski m’a dit
sous le sceau du secrét etc.“ Mokranowski ſcheint überhaupt nicht ſelten eine Doppelrolle geſpielt zu haben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0162" n="148"/> es ſo ausgedehnt, ſo fruchtbar und ſo reich an Menſchen iſt,<lb/> dennoch niemals ſeine Nachbarn bedroht hat, und dem auch<lb/> jetzt die eigne Kraft zur Vertheidigung nicht fehlen würde, wenn<lb/> nicht diejenigen, welche an ſeiner Kräftigung am eifrigſten ar-<lb/> beiten ſollten, und ſelbſt ſeine Freunde es dem ſichern Unter-<lb/> gang anheimfallen ließen. — Die Zukunft wird zeigen, was<lb/> daraus folgen wird; je mehr wir Zeit verlieren, um ſo ſchwie-<lb/> riger wird die Heilung unſrer Leiden ſein. Denn, wenn wir<lb/> auch ſo glücklich ſein ſollten, bei dem allgemeinen Frieden ohne<lb/> Schädigung davon zu kommen, wer ſichert uns davor, daß<lb/> unſre gierigen Nachbarn, ſobald nur der Friede geſchloſſen ſein<lb/> wird, nicht aus unſrer Schwäche und Anarchie für ſich Vor-<lb/> theil ziehen wollen. Unſre beſte Hoffnung beruht auf der Re-<lb/> gierung und der Hilfe Frankreichs: ich weiß, daß wir an keiner<lb/> andern Macht eine ſo zuverläßige und ſo unintereſſirte Stütze<lb/> haben.“ Paulmy ſandte eine Abſchrift dieſes Briefes nach<lb/> Frankreich (3. Februar), aber Choiſeul antwortete: „Nichts<lb/> Wahreres als die Bemerkungen des Krongroßfeldherrn; aber<lb/> es giebt für jetzt keine Arznei für dieſe Übel. Es iſt beſſer,<lb/> daß Polen in ſeiner gegenwärtigen Lage verbleibt, als das-<lb/> ſelbe zu einer Thatkraft anzufeuern, welche nicht zu <hi rendition="#g">unſerm<lb/> Vortheil</hi> gereichen dürfte. Es iſt daher nothwendig, die<lb/> Polen zu beruhigen und ſie davon zurückzuhalten, irgend etwas<lb/> in dieſen kritiſchen Momenten zu beginnen <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Nabielak</hi> in der <hi rendition="#aq">Biblioteka Ossolinskich, p.</hi> 16—21.</note>. Nach dieſer<lb/> Antwort war es natürlich, daß Branicki den etwas ſpätern<lb/> Vorſchlag Paulmy’s, er ſolle in Konſtantinopel energiſche Vor-<lb/> ſtellungen über den Aufenthalt der Ruſſen in Polen erheben,<lb/> und Türken und Tartaren zu einem Einfall nach Rußland an-<lb/> ſtacheln, zurückwies <note place="foot" n="2)"><hi rendition="#g">Benoit</hi>, Depeſche vom 8. Mai: <hi rendition="#aq">„L’ami Mokranowski m’a dit<lb/> sous le sceau du secrét etc.“</hi> Mokranowski ſcheint überhaupt nicht ſelten<lb/> eine Doppelrolle geſpielt zu haben.</note>. Selbſt die Czartoryski, welchen Brühl<lb/> Regimenter, Staroſteien und andre „Gnaden“ bot, um ſie<lb/> zum Hofe hinüberzuziehen, nahmen anfangs die Miene an, als<lb/> ob auch ſie an jene Gefahren glaubten, ſo daß Benoit es ſich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0162]
es ſo ausgedehnt, ſo fruchtbar und ſo reich an Menſchen iſt,
dennoch niemals ſeine Nachbarn bedroht hat, und dem auch
jetzt die eigne Kraft zur Vertheidigung nicht fehlen würde, wenn
nicht diejenigen, welche an ſeiner Kräftigung am eifrigſten ar-
beiten ſollten, und ſelbſt ſeine Freunde es dem ſichern Unter-
gang anheimfallen ließen. — Die Zukunft wird zeigen, was
daraus folgen wird; je mehr wir Zeit verlieren, um ſo ſchwie-
riger wird die Heilung unſrer Leiden ſein. Denn, wenn wir
auch ſo glücklich ſein ſollten, bei dem allgemeinen Frieden ohne
Schädigung davon zu kommen, wer ſichert uns davor, daß
unſre gierigen Nachbarn, ſobald nur der Friede geſchloſſen ſein
wird, nicht aus unſrer Schwäche und Anarchie für ſich Vor-
theil ziehen wollen. Unſre beſte Hoffnung beruht auf der Re-
gierung und der Hilfe Frankreichs: ich weiß, daß wir an keiner
andern Macht eine ſo zuverläßige und ſo unintereſſirte Stütze
haben.“ Paulmy ſandte eine Abſchrift dieſes Briefes nach
Frankreich (3. Februar), aber Choiſeul antwortete: „Nichts
Wahreres als die Bemerkungen des Krongroßfeldherrn; aber
es giebt für jetzt keine Arznei für dieſe Übel. Es iſt beſſer,
daß Polen in ſeiner gegenwärtigen Lage verbleibt, als das-
ſelbe zu einer Thatkraft anzufeuern, welche nicht zu unſerm
Vortheil gereichen dürfte. Es iſt daher nothwendig, die
Polen zu beruhigen und ſie davon zurückzuhalten, irgend etwas
in dieſen kritiſchen Momenten zu beginnen 1). Nach dieſer
Antwort war es natürlich, daß Branicki den etwas ſpätern
Vorſchlag Paulmy’s, er ſolle in Konſtantinopel energiſche Vor-
ſtellungen über den Aufenthalt der Ruſſen in Polen erheben,
und Türken und Tartaren zu einem Einfall nach Rußland an-
ſtacheln, zurückwies 2). Selbſt die Czartoryski, welchen Brühl
Regimenter, Staroſteien und andre „Gnaden“ bot, um ſie
zum Hofe hinüberzuziehen, nahmen anfangs die Miene an, als
ob auch ſie an jene Gefahren glaubten, ſo daß Benoit es ſich
1) Nabielak in der Biblioteka Ossolinskich, p. 16—21.
2) Benoit, Depeſche vom 8. Mai: „L’ami Mokranowski m’a dit
sous le sceau du secrét etc.“ Mokranowski ſcheint überhaupt nicht ſelten
eine Doppelrolle geſpielt zu haben.
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