Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.waren in Großpolen Briefe aufgefangen worden, in welchen 1) Bericht des französischen Agenten Mesnager aus Kurnik vom 24. November. Bei Stuhr a. a. O. II, 274--275. 2) Berichte Benoits, des preußischen Residenten in Warschau, vom
2., 23., 30. Januar, 11. Mai, 23. Juni, 3. Juli 1762. In einem Schreiben vom 15. April desselben Jahres dankt Fürst Radzivil für empfangene 1600 Dukaten, erbietet sich zu ferneren Diensten und theilt mit, daß er sich "zu dem Ende" zum Reichstage wählen lassen wolle, wobei er von dem Woiwoden von Smolensk, Sapieha, welcher Sr. Maje- stät von Preußen sehr zugethan ist, wie auch von anderen guten Freunden waren in Großpolen Briefe aufgefangen worden, in welchen 1) Bericht des franzöſiſchen Agenten Mesnager aus Kurnik vom 24. November. Bei Stuhr a. a. O. II, 274—275. 2) Berichte Benoits, des preußiſchen Reſidenten in Warſchau, vom
2., 23., 30. Januar, 11. Mai, 23. Juni, 3. Juli 1762. In einem Schreiben vom 15. April deſſelben Jahres dankt Fürſt Radzivil für empfangene 1600 Dukaten, erbietet ſich zu ferneren Dienſten und theilt mit, daß er ſich „zu dem Ende“ zum Reichstage wählen laſſen wolle, wobei er von dem Woiwoden von Smolensk, Sapieha, welcher Sr. Maje- ſtät von Preußen ſehr zugethan iſt, wie auch von anderen guten Freunden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0157" n="143"/> waren in Großpolen Briefe aufgefangen worden, in welchen<lb/> Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> unter der Verſicherung, daß ihm mindeſtens<lb/> 100,000 Mann zufallen würden, aufgefordert ward, eine größere<lb/> Armee in Polen einrücken zu laſſen <note place="foot" n="1)">Bericht des franzöſiſchen Agenten <hi rendition="#g">Mesnager</hi> aus Kurnik vom<lb/> 24. November. Bei <hi rendition="#g">Stuhr</hi> a. a. O. <hi rendition="#aq">II,</hi> 274—275.</note>. Jetzt, im Herbſt 1762,<lb/> erklärten viele dem preußiſchen Reſidenten in Warſchau, ſie<lb/> würden keinen Augenblick Bedenken tragen, ſich mit Sr. Ma-<lb/> jeſtät von Preußen zur Vertreibung der Ruſſen aus Polen zu<lb/> verbinden, wenn ſie nur ſicher wären, an einer Armee von<lb/> 20,000 Preußen einen Rückhalt zu finden. Friedrich hatte<lb/> nicht die Mittel, dieſen Wünſchen, ſelbſt wenn er es gewollt,<lb/> zu genügen; er beſchränkte ſich darauf, die Sympathien der<lb/> Polen zu ſeinen diplomatiſchen Zwecken zu benutzen. In dieſer<lb/> Beziehung haben ihm in den letzten Jahren des Krieges der<lb/> Fürſt Jan Jablonowski, Palatin von Braclaw, Paul Peter<lb/> Sapieha, Palatin von Smolensk, ein Fürſt Ulrich Radzivil,<lb/> Großſtallmeiſter von Lithauen, u. A. weſentliche Dienſte geleiſtet.<lb/> Sie unterrichteten ihn von der Lage der Dinge in Polen, ver-<lb/> mittelten durch ihre Commiſſare und Agenten ſeine Korreſpondenz<lb/> und ſeine Sendungen nach Jaſſy, nach Conſtantinopel und der<lb/> Krim und ſchrieben auch ſelbſt Briefe dorthin, in welchen ſie<lb/> in den „energiſchſten und beweglichſten“ Ausdrücken über die<lb/> Gewaltthaten der Ruſſen in Polen klagten, um Türken und<lb/> Tartaren zum Kriege gegen Rußland anzuregen. Wie weit<lb/> hiebei Sympathien für den großen König, politiſche oder rein<lb/> egoiſtiſche perſönliche Intereſſen eine Rolle ſpielten, iſt ſchwer<lb/> zu entſcheiden: gewiß iſt nur, daß Friedrich Tauſende von<lb/> Dukaten den Herren zahlte und mitunter die Koſten beanſtan-<lb/> dete, welche dieſer ganze Verkehr erforderte <note xml:id="seg2pn_17_1" next="#seg2pn_17_2" place="foot" n="2)">Berichte Benoits, des preußiſchen Reſidenten in Warſchau, vom<lb/> 2., 23., 30. Januar, 11. Mai, 23. Juni, 3. Juli 1762. In einem<lb/> Schreiben vom 15. April deſſelben Jahres dankt Fürſt Radzivil für<lb/> empfangene 1600 Dukaten, erbietet ſich zu ferneren Dienſten und theilt<lb/> mit, daß er ſich „zu dem Ende“ zum Reichstage wählen laſſen wolle,<lb/> wobei er von dem Woiwoden von Smolensk, Sapieha, welcher Sr. Maje-<lb/> ſtät von Preußen ſehr zugethan iſt, wie auch von anderen guten Freunden</note>.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [143/0157]
waren in Großpolen Briefe aufgefangen worden, in welchen
Friedrich II. unter der Verſicherung, daß ihm mindeſtens
100,000 Mann zufallen würden, aufgefordert ward, eine größere
Armee in Polen einrücken zu laſſen 1). Jetzt, im Herbſt 1762,
erklärten viele dem preußiſchen Reſidenten in Warſchau, ſie
würden keinen Augenblick Bedenken tragen, ſich mit Sr. Ma-
jeſtät von Preußen zur Vertreibung der Ruſſen aus Polen zu
verbinden, wenn ſie nur ſicher wären, an einer Armee von
20,000 Preußen einen Rückhalt zu finden. Friedrich hatte
nicht die Mittel, dieſen Wünſchen, ſelbſt wenn er es gewollt,
zu genügen; er beſchränkte ſich darauf, die Sympathien der
Polen zu ſeinen diplomatiſchen Zwecken zu benutzen. In dieſer
Beziehung haben ihm in den letzten Jahren des Krieges der
Fürſt Jan Jablonowski, Palatin von Braclaw, Paul Peter
Sapieha, Palatin von Smolensk, ein Fürſt Ulrich Radzivil,
Großſtallmeiſter von Lithauen, u. A. weſentliche Dienſte geleiſtet.
Sie unterrichteten ihn von der Lage der Dinge in Polen, ver-
mittelten durch ihre Commiſſare und Agenten ſeine Korreſpondenz
und ſeine Sendungen nach Jaſſy, nach Conſtantinopel und der
Krim und ſchrieben auch ſelbſt Briefe dorthin, in welchen ſie
in den „energiſchſten und beweglichſten“ Ausdrücken über die
Gewaltthaten der Ruſſen in Polen klagten, um Türken und
Tartaren zum Kriege gegen Rußland anzuregen. Wie weit
hiebei Sympathien für den großen König, politiſche oder rein
egoiſtiſche perſönliche Intereſſen eine Rolle ſpielten, iſt ſchwer
zu entſcheiden: gewiß iſt nur, daß Friedrich Tauſende von
Dukaten den Herren zahlte und mitunter die Koſten beanſtan-
dete, welche dieſer ganze Verkehr erforderte 2).
1) Bericht des franzöſiſchen Agenten Mesnager aus Kurnik vom
24. November. Bei Stuhr a. a. O. II, 274—275.
2) Berichte Benoits, des preußiſchen Reſidenten in Warſchau, vom
2., 23., 30. Januar, 11. Mai, 23. Juni, 3. Juli 1762. In einem
Schreiben vom 15. April deſſelben Jahres dankt Fürſt Radzivil für
empfangene 1600 Dukaten, erbietet ſich zu ferneren Dienſten und theilt
mit, daß er ſich „zu dem Ende“ zum Reichstage wählen laſſen wolle,
wobei er von dem Woiwoden von Smolensk, Sapieha, welcher Sr. Maje-
ſtät von Preußen ſehr zugethan iſt, wie auch von anderen guten Freunden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |