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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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Paulmy nach dieser Instruction keine einflußreiche Rolle spielen
konnte. Er beschränkte sich darauf, eine persönliche vertraute
Verbindung mit den Häuptern der früheren französischen Par-
thei zu erhalten, welche auch ihrerseits wie bisher in einem
Verkehr mit Paris blieben. Im November 1758 beschäftigte
sich Ludwig XV. mit einem Briefe Branicki's, Anfang Dezem-
ber mit einem Manifest Mokranowski's, im März 1759 mit
einer geheimen Verhandlung, welche noch Broglie während
seiner Gesandtschaft mit Eifer und Erfolg betrieben hatte.
Ende dieses und Anfang des folgenden Jahres war Lameth,
ein Stiefbruder oder Schwager Broglie's, als französischer
Agent in Polen; 1761 im Winter befand sich Mokranowski
persönlich in Paris, woselbst er bis in den Juni geblieben zu
sein scheint und eine Gratification von 2400 Dukaten erhielt.
Wir kennen zwar den näheren Zusammenhang dieser That-
sachen nicht: immer aber reichen sie an sich aus, den fort-
dauernden Verkehr dieser Parthei mit dem französischen Hofe
zu beweisen 1).

Auf der andern Seite näherte sie sich aber auch je länger
je mehr ihren bisherigen Gegnern, den Czartoryski. Beide
fürchteten in gleicher Weise, daß der Hof unter dem Schutz und
mit Hilfe der im Lande dauernd stehenden russischen Truppen,
die Nation zu allem, was er wünsche und wolle, zwingen werde,
und suchten im Bewußtsein daran, daß die Polen für sich allein
viel zu schwach wären, um Rußland die Spitze bieten zu können,
einen Rückhalt an -- Preußen. Wiederholt erklärten sie dem
preußischen Gesandten in Warschau: "Sie und ihre Freiheit
würden verloren sein, wenn Friedrich seinen zahlreichen Feinden
unterläge" 2), und als der Reichstag von 1760 herannahte,

1) Boutaric I, 234. 235. 238. 239. 244. 264--266.
2) Benoit, Bericht vom 31. Mai 1760: "Les Polonois entrevoient
de plus en plus, que tout seroit perdu pour eux et pour leur liberte,
si V. M. succomboit sous le poids de ses nombreux ennemis."
In einer
Unterredung, welche Benoit mit dem Primas hatte, sagte dieser zu jenem,
"qu'eux, les Polonois mettoient toute leur confiance a V. M. et dans
les succes de ses armes, que sans V. M. ils seroient perdus, puisque

Paulmy nach dieſer Inſtruction keine einflußreiche Rolle ſpielen
konnte. Er beſchränkte ſich darauf, eine perſönliche vertraute
Verbindung mit den Häuptern der früheren franzöſiſchen Par-
thei zu erhalten, welche auch ihrerſeits wie bisher in einem
Verkehr mit Paris blieben. Im November 1758 beſchäftigte
ſich Ludwig XV. mit einem Briefe Branicki’s, Anfang Dezem-
ber mit einem Manifeſt Mokranowski’s, im März 1759 mit
einer geheimen Verhandlung, welche noch Broglie während
ſeiner Geſandtſchaft mit Eifer und Erfolg betrieben hatte.
Ende dieſes und Anfang des folgenden Jahres war Lameth,
ein Stiefbruder oder Schwager Broglie’s, als franzöſiſcher
Agent in Polen; 1761 im Winter befand ſich Mokranowski
perſönlich in Paris, woſelbſt er bis in den Juni geblieben zu
ſein ſcheint und eine Gratification von 2400 Dukaten erhielt.
Wir kennen zwar den näheren Zuſammenhang dieſer That-
ſachen nicht: immer aber reichen ſie an ſich aus, den fort-
dauernden Verkehr dieſer Parthei mit dem franzöſiſchen Hofe
zu beweiſen 1).

Auf der andern Seite näherte ſie ſich aber auch je länger
je mehr ihren bisherigen Gegnern, den Czartoryski. Beide
fürchteten in gleicher Weiſe, daß der Hof unter dem Schutz und
mit Hilfe der im Lande dauernd ſtehenden ruſſiſchen Truppen,
die Nation zu allem, was er wünſche und wolle, zwingen werde,
und ſuchten im Bewußtſein daran, daß die Polen für ſich allein
viel zu ſchwach wären, um Rußland die Spitze bieten zu können,
einen Rückhalt an — Preußen. Wiederholt erklärten ſie dem
preußiſchen Geſandten in Warſchau: „Sie und ihre Freiheit
würden verloren ſein, wenn Friedrich ſeinen zahlreichen Feinden
unterläge“ 2), und als der Reichstag von 1760 herannahte,

1) Boutaric I, 234. 235. 238. 239. 244. 264—266.
2) Benoit, Bericht vom 31. Mai 1760: „Les Polonois entrevoient
de plus en plus, que tout seroit perdu pour eux et pour leur liberté,
si V. M. succomboit sous le poids de ses nombreux ennemis.“
In einer
Unterredung, welche Benoit mit dem Primas hatte, ſagte dieſer zu jenem,
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[138/0152] Paulmy nach dieſer Inſtruction keine einflußreiche Rolle ſpielen konnte. Er beſchränkte ſich darauf, eine perſönliche vertraute Verbindung mit den Häuptern der früheren franzöſiſchen Par- thei zu erhalten, welche auch ihrerſeits wie bisher in einem Verkehr mit Paris blieben. Im November 1758 beſchäftigte ſich Ludwig XV. mit einem Briefe Branicki’s, Anfang Dezem- ber mit einem Manifeſt Mokranowski’s, im März 1759 mit einer geheimen Verhandlung, welche noch Broglie während ſeiner Geſandtſchaft mit Eifer und Erfolg betrieben hatte. Ende dieſes und Anfang des folgenden Jahres war Lameth, ein Stiefbruder oder Schwager Broglie’s, als franzöſiſcher Agent in Polen; 1761 im Winter befand ſich Mokranowski perſönlich in Paris, woſelbſt er bis in den Juni geblieben zu ſein ſcheint und eine Gratification von 2400 Dukaten erhielt. Wir kennen zwar den näheren Zuſammenhang dieſer That- ſachen nicht: immer aber reichen ſie an ſich aus, den fort- dauernden Verkehr dieſer Parthei mit dem franzöſiſchen Hofe zu beweiſen 1). Auf der andern Seite näherte ſie ſich aber auch je länger je mehr ihren bisherigen Gegnern, den Czartoryski. Beide fürchteten in gleicher Weiſe, daß der Hof unter dem Schutz und mit Hilfe der im Lande dauernd ſtehenden ruſſiſchen Truppen, die Nation zu allem, was er wünſche und wolle, zwingen werde, und ſuchten im Bewußtſein daran, daß die Polen für ſich allein viel zu ſchwach wären, um Rußland die Spitze bieten zu können, einen Rückhalt an — Preußen. Wiederholt erklärten ſie dem preußiſchen Geſandten in Warſchau: „Sie und ihre Freiheit würden verloren ſein, wenn Friedrich ſeinen zahlreichen Feinden unterläge“ 2), und als der Reichstag von 1760 herannahte, 1) Boutaric I, 234. 235. 238. 239. 244. 264—266. 2) Benoit, Bericht vom 31. Mai 1760: „Les Polonois entrevoient de plus en plus, que tout seroit perdu pour eux et pour leur liberté, si V. M. succomboit sous le poids de ses nombreux ennemis.“ In einer Unterredung, welche Benoit mit dem Primas hatte, ſagte dieſer zu jenem, „qu’eux, les Polonois mettoient toute leur confiance à V. M. et dans les succès de ses armes, que sans V. M. ils seroient perdus, puisque

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/152>, abgerufen am 27.11.2024.