Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.die Schlacht bei Zorndorf. Dann aber ging er sofort nach Seitdem machten die Russen Polen westwärts der Weichsel 1) Beiträge zur neuesten Staats- und Kriegsgeschichte, Danzig 1758. Arneth a. a. O. V, 448--449. Im November 1760 kamen die Russen, als sie die Winterquartiere in Polnisch-Preußen bezogen, noch einmal auf den Gedanken, auch Danzig zu besetzen, gaben ihn aber auf Vorstellungen Brühls, der die Rückwirkung auf die Polen, sowie auf Frankreich, Schweden und Dänemark sehr richtig fürchtete, wieder auf. S. v. Eelking, Corresp. Brühls etc., S. 167 f. 2) Ausdruck von Kitowicz, Pam., p. 36. Die russischen Generale und Offiziere setzten auch angesehene Leute willkührlich fest. Ein Beispiel in Brühls Correspondenz mit Riedesel aus dem Jahre 1760, S. 60. Roepell, Polen im 18. Jahrhundert. 9
die Schlacht bei Zorndorf. Dann aber ging er ſofort nach Seitdem machten die Ruſſen Polen weſtwärts der Weichſel 1) Beiträge zur neueſten Staats- und Kriegsgeſchichte, Danzig 1758. Arneth a. a. O. V, 448—449. Im November 1760 kamen die Ruſſen, als ſie die Winterquartiere in Polniſch-Preußen bezogen, noch einmal auf den Gedanken, auch Danzig zu beſetzen, gaben ihn aber auf Vorſtellungen Brühls, der die Rückwirkung auf die Polen, ſowie auf Frankreich, Schweden und Dänemark ſehr richtig fürchtete, wieder auf. S. v. Eelking, Correſp. Brühls ꝛc., S. 167 f. 2) Ausdruck von Kitowicz, Pam., p. 36. Die ruſſiſchen Generale und Offiziere ſetzten auch angeſehene Leute willkührlich feſt. Ein Beiſpiel in Brühls Correſpondenz mit Riedeſel aus dem Jahre 1760, S. 60. Roepell, Polen im 18. Jahrhundert. 9
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die Schlacht bei Zorndorf. Dann aber ging er ſofort nach
Polen zurück und ließ durch eine Abtheilung ſeiner Truppen
Anfang October Colberg belagern, während man in Peters-
burg daran dachte, auch Danzig zur Strafe für ſeinen Wider-
ſtand bombardiren zu laſſen. Allein Öſtreich rieth unter Hin-
weis auf die Wirkung, welche das auf die Polen haben würde,
ſo dringend davon ab, daß man dort den Plan zunächſt auf-
ſchob, und ſchließlich ganz fallen ließ. Die Entſchloſſenheit ihrer
Bürger und ihre reichlichen Geldſpenden an die Ruſſen, be-
wahrten der Stadt ihre Selbſtſtändigkeit 1).
Seitdem machten die Ruſſen Polen weſtwärts der Weichſel
zur Operationsbaſis ihres Krieges gegen Friedrich II. Jahr
aus Jahr ein blieben ihre Truppen hier ſtehn, zogen ihren
Erſatz aus dem Innern Rußlands durch die öſtlichen polniſchen
Landſchaften an ſich, legten hier ihre Magazine an, ſuchten von
hier aus, neben ihren größern militairiſchen Operationen, die
preußiſchen Gränzlandſchaften, Schleſien und die Neumark,
Pommern und Brandenburg in zahlloſen Streifereien heim und
brachten hierhin ihren Raub und ihre Beute in Sicherheit.
Sie betrachteten ſich mit einem Wort als die Herren des
Landes, ſchrieben nach Willkühr Lieferungen aller Art aus und be-
handelten den Adel und deſſen Bauern ſehr „indiskret, ſelbſt mit
Prügel und Todſchlag“ 2). Die polniſchen Bauern und auch
viele vom kleinen Adel fanden freilich für den Schaden, den
ſie erlitten, einen gewiſſen Erſatz darin, daß ſie die räuberiſchen
Streifereien der Ruſſen ins preußiſche Gebiet mitmachten, oder
den Ruſſen die dort gemachte Beute, den zahlreichen preußiſchen
1) Beiträge zur neueſten Staats- und Kriegsgeſchichte, Danzig 1758.
Arneth a. a. O. V, 448—449. Im November 1760 kamen die
Ruſſen, als ſie die Winterquartiere in Polniſch-Preußen bezogen, noch
einmal auf den Gedanken, auch Danzig zu beſetzen, gaben ihn aber auf
Vorſtellungen Brühls, der die Rückwirkung auf die Polen, ſowie auf
Frankreich, Schweden und Dänemark ſehr richtig fürchtete, wieder auf.
S. v. Eelking, Correſp. Brühls ꝛc., S. 167 f.
2) Ausdruck von Kitowicz, Pam., p. 36. Die ruſſiſchen Generale
und Offiziere ſetzten auch angeſehene Leute willkührlich feſt. Ein Beiſpiel
in Brühls Correſpondenz mit Riedeſel aus dem Jahre 1760, S. 60.
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