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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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nislaw August Poniatowski auf, ihm nach Petersburg zu
folgen. Den Czartoryskis wie den Poniatowskis konnte es
nur erwünscht sein, daß der junge Mann den Hof von Peters-
burg persönlich kennen lerne, dort ihr Interesse wahrnehme
und Verbindungen für die Zukunft knüpfe. Bekannt ist, welche
Folge seine Reise für die ganzen späteren Geschicke Polens
gehabt hat. Stanislaw August, der vierte Sohn seiner Eltern,
kurz vorher von seinen Reisen durch Deutschland, Holland,
Frankreich und England zurückgekehrt und eben 23 Jahre alt
(geb. 17. Januar 1732), vereinigte mit einer seltnen körper-
lichen Schönheit eine vielseitige geistige Bildung, mit Heiterkeit
und Witz viel Herzensgüte und alle Vorzüge eines gewandten
Weltmannes. Durch Williams beim Hofe eingeführt, zog er
die Aufmerksamkeit der kaum 3 Jahre ältern Großfürstin Ka-
tharina auf sich, und gewann ihre Liebe. Aus der Wärme,
mit der er noch in seinen spätern Lebensjahren, nach den
herbsten Erfahrungen, die sie ihm bereitet, sie selbst, seine
erste Bekanntschaft mit ihr und ihren Liebesverkehr schildert 1),
ersieht man, wie tief der Eindruck war, den sie auf ihn ge-
macht; er hat ihn Zeit seines Lebens nie völlig überwunden.

Gleichzeitig mit Williams unterhandelte Esterhazy in Peters-
burg, um Rußlands für Östreich sicher zu werden. Beiden
kam der Haß der Kaiserin Elisabeth gegen Friedrich II. ent-
gegen, und östreichisches wie englisches Gold wirkten auf die
russischen Staatsmänner und Günstlinge des Hofes. Anfang
August 1755 waren Rußland und Östreich im wesentlichen
einig, worauf von Wien die ersten Weisungen für den öst-
reichischen Gesandten nach Paris zur Einleitung eines Bünd-
nisses mit Frankreich abgingen 2). Im September brachte
Williams seinen Vertrag zu Stande, nachdem er die Versiche-
rung gegeben, die russische Armee im Solde Englands solle

1) Stanisl. Aug., Pam., p. 195. Vgl. auch seine Briefe an sie
aus den Jahren 1763 u. 1764 bei Schmitt, Panowanie Stanislawa
Augusta. Lwor 1868. I,
377. 390.
2) Beer a. a. O., S. 328. 357.

nislaw Auguſt Poniatowski auf, ihm nach Petersburg zu
folgen. Den Czartoryskis wie den Poniatowskis konnte es
nur erwünſcht ſein, daß der junge Mann den Hof von Peters-
burg perſönlich kennen lerne, dort ihr Intereſſe wahrnehme
und Verbindungen für die Zukunft knüpfe. Bekannt iſt, welche
Folge ſeine Reiſe für die ganzen ſpäteren Geſchicke Polens
gehabt hat. Stanislaw Auguſt, der vierte Sohn ſeiner Eltern,
kurz vorher von ſeinen Reiſen durch Deutſchland, Holland,
Frankreich und England zurückgekehrt und eben 23 Jahre alt
(geb. 17. Januar 1732), vereinigte mit einer ſeltnen körper-
lichen Schönheit eine vielſeitige geiſtige Bildung, mit Heiterkeit
und Witz viel Herzensgüte und alle Vorzüge eines gewandten
Weltmannes. Durch Williams beim Hofe eingeführt, zog er
die Aufmerkſamkeit der kaum 3 Jahre ältern Großfürſtin Ka-
tharina auf ſich, und gewann ihre Liebe. Aus der Wärme,
mit der er noch in ſeinen ſpätern Lebensjahren, nach den
herbſten Erfahrungen, die ſie ihm bereitet, ſie ſelbſt, ſeine
erſte Bekanntſchaft mit ihr und ihren Liebesverkehr ſchildert 1),
erſieht man, wie tief der Eindruck war, den ſie auf ihn ge-
macht; er hat ihn Zeit ſeines Lebens nie völlig überwunden.

Gleichzeitig mit Williams unterhandelte Eſterhazy in Peters-
burg, um Rußlands für Öſtreich ſicher zu werden. Beiden
kam der Haß der Kaiſerin Eliſabeth gegen Friedrich II. ent-
gegen, und öſtreichiſches wie engliſches Gold wirkten auf die
ruſſiſchen Staatsmänner und Günſtlinge des Hofes. Anfang
Auguſt 1755 waren Rußland und Öſtreich im weſentlichen
einig, worauf von Wien die erſten Weiſungen für den öſt-
reichiſchen Geſandten nach Paris zur Einleitung eines Bünd-
niſſes mit Frankreich abgingen 2). Im September brachte
Williams ſeinen Vertrag zu Stande, nachdem er die Verſiche-
rung gegeben, die ruſſiſche Armee im Solde Englands ſolle

1) Stanisl. Aug., Pam., p. 195. Vgl. auch ſeine Briefe an ſie
aus den Jahren 1763 u. 1764 bei Schmitt, Panowanie Stanislawa
Augusta. Lwór 1868. I,
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[112/0126] nislaw Auguſt Poniatowski auf, ihm nach Petersburg zu folgen. Den Czartoryskis wie den Poniatowskis konnte es nur erwünſcht ſein, daß der junge Mann den Hof von Peters- burg perſönlich kennen lerne, dort ihr Intereſſe wahrnehme und Verbindungen für die Zukunft knüpfe. Bekannt iſt, welche Folge ſeine Reiſe für die ganzen ſpäteren Geſchicke Polens gehabt hat. Stanislaw Auguſt, der vierte Sohn ſeiner Eltern, kurz vorher von ſeinen Reiſen durch Deutſchland, Holland, Frankreich und England zurückgekehrt und eben 23 Jahre alt (geb. 17. Januar 1732), vereinigte mit einer ſeltnen körper- lichen Schönheit eine vielſeitige geiſtige Bildung, mit Heiterkeit und Witz viel Herzensgüte und alle Vorzüge eines gewandten Weltmannes. Durch Williams beim Hofe eingeführt, zog er die Aufmerkſamkeit der kaum 3 Jahre ältern Großfürſtin Ka- tharina auf ſich, und gewann ihre Liebe. Aus der Wärme, mit der er noch in ſeinen ſpätern Lebensjahren, nach den herbſten Erfahrungen, die ſie ihm bereitet, ſie ſelbſt, ſeine erſte Bekanntſchaft mit ihr und ihren Liebesverkehr ſchildert 1), erſieht man, wie tief der Eindruck war, den ſie auf ihn ge- macht; er hat ihn Zeit ſeines Lebens nie völlig überwunden. Gleichzeitig mit Williams unterhandelte Eſterhazy in Peters- burg, um Rußlands für Öſtreich ſicher zu werden. Beiden kam der Haß der Kaiſerin Eliſabeth gegen Friedrich II. ent- gegen, und öſtreichiſches wie engliſches Gold wirkten auf die ruſſiſchen Staatsmänner und Günſtlinge des Hofes. Anfang Auguſt 1755 waren Rußland und Öſtreich im weſentlichen einig, worauf von Wien die erſten Weiſungen für den öſt- reichiſchen Geſandten nach Paris zur Einleitung eines Bünd- niſſes mit Frankreich abgingen 2). Im September brachte Williams ſeinen Vertrag zu Stande, nachdem er die Verſiche- rung gegeben, die ruſſiſche Armee im Solde Englands ſolle 1) Stanisl. Aug., Pam., p. 195. Vgl. auch ſeine Briefe an ſie aus den Jahren 1763 u. 1764 bei Schmitt, Panowanie Stanislawa Augusta. Lwór 1868. I, 377. 390. 2) Beer a. a. O., S. 328. 357.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/126>, abgerufen am 24.11.2024.