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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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fänden, welche im Stande wären, dessen Noth und Angst zu
stillen 1).

Solchergestalt endete auch dieser Reichstag, wie seine Vor-
gänger. Der König aber setzte nach einem Senatsconsilium eine
Kommission, aus dem Bischof Andreas Zaluski, den drei Feld-
herren und fünf Mitgliedern des Adels bestehend, ein, welche
sich nach Dubno begeben, ein Inventar aller Güter des Or-
dinats aufsetzen und alle Besitztitel revidiren sollte. Die laufende
Verwaltung übertrug er dem Woiwoden von Inowraclaw,
Szoldrski, einem, wie es in der Acte hieß, "partheilosen
Herren"; Sanguszko ward ein Unterhalt von 160,000 poln.
Gulden ausgesetzt. Am 16. Dezember 1754 verließ August
Warschau und ging nach Dresden zurück.

Diese Entscheidung war das gemeinsame Werk von Broglie,
Branicki und Brühl. Der letztere, schon längst innerlich der
Czartoryski überdrüßig und jetzt durch das Aufbrausen der
öffentlichen Meinung gegen sie und die Gefahr des drohenden
Bürgerkrieges erschreckt und gereizt, äußerte zu Branicki, da
der gegenwärtige Nutznießer des Ordinats es nicht mehr haben
wolle, könne der König die Administration übernehmen. Bra-
nicki theilte diese Äußerung an Broglie mit, und beide kamen
überein, dem Minister 10,000 Dukaten anzubieten, wenn er
den Reichstag zerreißen und die Verwaltung des Ordinats zweien
von Branicki bezeichneten Patrioten übergeben wolle. Zum
Unterhändler zwischen ihnen und Brühl wählten sie dessen
Schwiegersohn Mniszeck. Bei der ersten Conferenz erklärte
dieser ihnen, der König sei innerlich schon entschlossen, die Ver-
waltung des Ordinats an sich zu nehmen, man könne daher die
10,000 Dukaten sparen, und statt ihrer Brühl eine jährliche
Pension zusichern. Durch sie könne man ihn für den Verlust
der Einnahmen, welche er von den Czartoryski beziehe, entschä-
digen und dauernd für die Patrioten gewinnen. Hierauf stellten

1) Stolterfoth, Entwurf einer pragmatischen Geschichte von Polen,
Leipzig 1768, -- ein Buch, welches für die sächsische Zeit durch seine streng
chronologische Zusammenstellung einer Menge von Facten noch heute für
uns nützlich ist.

fänden, welche im Stande wären, deſſen Noth und Angſt zu
ſtillen 1).

Solchergeſtalt endete auch dieſer Reichstag, wie ſeine Vor-
gänger. Der König aber ſetzte nach einem Senatsconſilium eine
Kommiſſion, aus dem Biſchof Andreas Zaluski, den drei Feld-
herren und fünf Mitgliedern des Adels beſtehend, ein, welche
ſich nach Dubno begeben, ein Inventar aller Güter des Or-
dinats aufſetzen und alle Beſitztitel revidiren ſollte. Die laufende
Verwaltung übertrug er dem Woiwoden von Inowraclaw,
Szoldrski, einem, wie es in der Acte hieß, „partheiloſen
Herren“; Sanguszko ward ein Unterhalt von 160,000 poln.
Gulden ausgeſetzt. Am 16. Dezember 1754 verließ Auguſt
Warſchau und ging nach Dresden zurück.

Dieſe Entſcheidung war das gemeinſame Werk von Broglie,
Branicki und Brühl. Der letztere, ſchon längſt innerlich der
Czartoryski überdrüßig und jetzt durch das Aufbrauſen der
öffentlichen Meinung gegen ſie und die Gefahr des drohenden
Bürgerkrieges erſchreckt und gereizt, äußerte zu Branicki, da
der gegenwärtige Nutznießer des Ordinats es nicht mehr haben
wolle, könne der König die Adminiſtration übernehmen. Bra-
nicki theilte dieſe Äußerung an Broglie mit, und beide kamen
überein, dem Miniſter 10,000 Dukaten anzubieten, wenn er
den Reichstag zerreißen und die Verwaltung des Ordinats zweien
von Branicki bezeichneten Patrioten übergeben wolle. Zum
Unterhändler zwiſchen ihnen und Brühl wählten ſie deſſen
Schwiegerſohn Mniszeck. Bei der erſten Conferenz erklärte
dieſer ihnen, der König ſei innerlich ſchon entſchloſſen, die Ver-
waltung des Ordinats an ſich zu nehmen, man könne daher die
10,000 Dukaten ſparen, und ſtatt ihrer Brühl eine jährliche
Penſion zuſichern. Durch ſie könne man ihn für den Verluſt
der Einnahmen, welche er von den Czartoryski beziehe, entſchä-
digen und dauernd für die Patrioten gewinnen. Hierauf ſtellten

1) Stolterfoth, Entwurf einer pragmatiſchen Geſchichte von Polen,
Leipzig 1768, — ein Buch, welches für die ſächſiſche Zeit durch ſeine ſtreng
chronologiſche Zuſammenſtellung einer Menge von Facten noch heute für
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[105/0119] fänden, welche im Stande wären, deſſen Noth und Angſt zu ſtillen 1). Solchergeſtalt endete auch dieſer Reichstag, wie ſeine Vor- gänger. Der König aber ſetzte nach einem Senatsconſilium eine Kommiſſion, aus dem Biſchof Andreas Zaluski, den drei Feld- herren und fünf Mitgliedern des Adels beſtehend, ein, welche ſich nach Dubno begeben, ein Inventar aller Güter des Or- dinats aufſetzen und alle Beſitztitel revidiren ſollte. Die laufende Verwaltung übertrug er dem Woiwoden von Inowraclaw, Szoldrski, einem, wie es in der Acte hieß, „partheiloſen Herren“; Sanguszko ward ein Unterhalt von 160,000 poln. Gulden ausgeſetzt. Am 16. Dezember 1754 verließ Auguſt Warſchau und ging nach Dresden zurück. Dieſe Entſcheidung war das gemeinſame Werk von Broglie, Branicki und Brühl. Der letztere, ſchon längſt innerlich der Czartoryski überdrüßig und jetzt durch das Aufbrauſen der öffentlichen Meinung gegen ſie und die Gefahr des drohenden Bürgerkrieges erſchreckt und gereizt, äußerte zu Branicki, da der gegenwärtige Nutznießer des Ordinats es nicht mehr haben wolle, könne der König die Adminiſtration übernehmen. Bra- nicki theilte dieſe Äußerung an Broglie mit, und beide kamen überein, dem Miniſter 10,000 Dukaten anzubieten, wenn er den Reichstag zerreißen und die Verwaltung des Ordinats zweien von Branicki bezeichneten Patrioten übergeben wolle. Zum Unterhändler zwiſchen ihnen und Brühl wählten ſie deſſen Schwiegerſohn Mniszeck. Bei der erſten Conferenz erklärte dieſer ihnen, der König ſei innerlich ſchon entſchloſſen, die Ver- waltung des Ordinats an ſich zu nehmen, man könne daher die 10,000 Dukaten ſparen, und ſtatt ihrer Brühl eine jährliche Penſion zuſichern. Durch ſie könne man ihn für den Verluſt der Einnahmen, welche er von den Czartoryski beziehe, entſchä- digen und dauernd für die Patrioten gewinnen. Hierauf ſtellten 1) Stolterfoth, Entwurf einer pragmatiſchen Geſchichte von Polen, Leipzig 1768, — ein Buch, welches für die ſächſiſche Zeit durch ſeine ſtreng chronologiſche Zuſammenſtellung einer Menge von Facten noch heute für uns nützlich iſt.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/119>, abgerufen am 21.11.2024.