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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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ein Recht zum Verkauf habe; er war nur Nutznießer, nicht
Eigenthümer; "wer aber", schreibt Szujski, "war in dieser
Zeit gewohnt, sich ans Recht zu kehren". Am 7. Dezember
1753 ward der Kauf zu Kolbuczow abgeschlossen. Die ersten
Familien der Republik, die Lubomirski, Sapieha, Potocki, der
Kanzler der Krone Malachowski und auch der Woiwode von
Rußland August Czartoryski, betheiligten sich an ihm; der da-
mals berühmteste Advocat und Rechtsconsulent der Czartoryski
hatte den Vertrag verfaßt.

Als er bekannt ward, rief er eine weitverbreitete und ge-
waltige Aufregung in der Republik hervor. Alle so zahlreichen
Gegner der Czartoryski ergriffen sofort die günstige Gelegen-
heit gegen diese gewissermaßen Sturm zu läuten. Der Adel,
der auf den Gütern des Ordinats saß, erhob laute Klage, und
die Miliz, welche, obwohl ihre fernere Erhaltung in dem Kauf-
vertrage trotz der Zerreißung des Ordinats gesichert war, den-
noch ihre Zukunft gefährdet glaubte, wandte sich an Branicki
und forderte von ihm als Krongroßfeldherrn Schutz und Hilfe.
Branicki schrieb an den König nach Dresden, und ging per-
sönlich nach Lemberg, woselbst sich mit ihm der Unterfeldherr
der Krone Rzewuski, der lithauische Großhetman Radziwil,
einige Bischöfe und Senatoren, so wie ein zahlreicher Adel aus
Volhynien, Podolien und Rußland zusammenfanden. Sie er-
ließen von dort ein Manifest, in welchem sie gegen die Thei-
lung des Ordinats protestirten, und schickten es an die Grod-
gerichte, in welchen es fast überall zahlreiche Unterschriften
fand.

Als die Kunde von all diesem nach Dresden kam, erkannte
Broglie sogleich mit scharfem Blick die Bedeutung der Sache
und wie er sie im Interesse Frankreichs und seiner Pläne aus-
beuten könne. Aus einigen alten Pergamenten entnahm er,
daß die Königin von Frankreich, Maria Leszczynska, in irgend
einer Verwandtschaft mit den Fürsten Ostrogski stände, und
dies genügte ihm in ihrem Namen den Protest gegen den
Kauf zu unterschreiben. Auch ließ er es sicher nicht daran
fehlen, Branicki zu weiterm entschiedenen Handeln aufzustacheln,

ein Recht zum Verkauf habe; er war nur Nutznießer, nicht
Eigenthümer; „wer aber“, ſchreibt Szujski, „war in dieſer
Zeit gewohnt, ſich ans Recht zu kehren“. Am 7. Dezember
1753 ward der Kauf zu Kolbuczow abgeſchloſſen. Die erſten
Familien der Republik, die Lubomirski, Sapieha, Potocki, der
Kanzler der Krone Malachowski und auch der Woiwode von
Rußland Auguſt Czartoryski, betheiligten ſich an ihm; der da-
mals berühmteſte Advocat und Rechtsconſulent der Czartoryski
hatte den Vertrag verfaßt.

Als er bekannt ward, rief er eine weitverbreitete und ge-
waltige Aufregung in der Republik hervor. Alle ſo zahlreichen
Gegner der Czartoryski ergriffen ſofort die günſtige Gelegen-
heit gegen dieſe gewiſſermaßen Sturm zu läuten. Der Adel,
der auf den Gütern des Ordinats ſaß, erhob laute Klage, und
die Miliz, welche, obwohl ihre fernere Erhaltung in dem Kauf-
vertrage trotz der Zerreißung des Ordinats geſichert war, den-
noch ihre Zukunft gefährdet glaubte, wandte ſich an Branicki
und forderte von ihm als Krongroßfeldherrn Schutz und Hilfe.
Branicki ſchrieb an den König nach Dresden, und ging per-
ſönlich nach Lemberg, woſelbſt ſich mit ihm der Unterfeldherr
der Krone Rzewuski, der lithauiſche Großhetman Radziwil,
einige Biſchöfe und Senatoren, ſo wie ein zahlreicher Adel aus
Volhynien, Podolien und Rußland zuſammenfanden. Sie er-
ließen von dort ein Manifeſt, in welchem ſie gegen die Thei-
lung des Ordinats proteſtirten, und ſchickten es an die Grod-
gerichte, in welchen es faſt überall zahlreiche Unterſchriften
fand.

Als die Kunde von all dieſem nach Dresden kam, erkannte
Broglie ſogleich mit ſcharfem Blick die Bedeutung der Sache
und wie er ſie im Intereſſe Frankreichs und ſeiner Pläne aus-
beuten könne. Aus einigen alten Pergamenten entnahm er,
daß die Königin von Frankreich, Maria Leszczynska, in irgend
einer Verwandtſchaft mit den Fürſten Oſtrogski ſtände, und
dies genügte ihm in ihrem Namen den Proteſt gegen den
Kauf zu unterſchreiben. Auch ließ er es ſicher nicht daran
fehlen, Branicki zu weiterm entſchiedenen Handeln aufzuſtacheln,

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[101/0115] ein Recht zum Verkauf habe; er war nur Nutznießer, nicht Eigenthümer; „wer aber“, ſchreibt Szujski, „war in dieſer Zeit gewohnt, ſich ans Recht zu kehren“. Am 7. Dezember 1753 ward der Kauf zu Kolbuczow abgeſchloſſen. Die erſten Familien der Republik, die Lubomirski, Sapieha, Potocki, der Kanzler der Krone Malachowski und auch der Woiwode von Rußland Auguſt Czartoryski, betheiligten ſich an ihm; der da- mals berühmteſte Advocat und Rechtsconſulent der Czartoryski hatte den Vertrag verfaßt. Als er bekannt ward, rief er eine weitverbreitete und ge- waltige Aufregung in der Republik hervor. Alle ſo zahlreichen Gegner der Czartoryski ergriffen ſofort die günſtige Gelegen- heit gegen dieſe gewiſſermaßen Sturm zu läuten. Der Adel, der auf den Gütern des Ordinats ſaß, erhob laute Klage, und die Miliz, welche, obwohl ihre fernere Erhaltung in dem Kauf- vertrage trotz der Zerreißung des Ordinats geſichert war, den- noch ihre Zukunft gefährdet glaubte, wandte ſich an Branicki und forderte von ihm als Krongroßfeldherrn Schutz und Hilfe. Branicki ſchrieb an den König nach Dresden, und ging per- ſönlich nach Lemberg, woſelbſt ſich mit ihm der Unterfeldherr der Krone Rzewuski, der lithauiſche Großhetman Radziwil, einige Biſchöfe und Senatoren, ſo wie ein zahlreicher Adel aus Volhynien, Podolien und Rußland zuſammenfanden. Sie er- ließen von dort ein Manifeſt, in welchem ſie gegen die Thei- lung des Ordinats proteſtirten, und ſchickten es an die Grod- gerichte, in welchen es faſt überall zahlreiche Unterſchriften fand. Als die Kunde von all dieſem nach Dresden kam, erkannte Broglie ſogleich mit ſcharfem Blick die Bedeutung der Sache und wie er ſie im Intereſſe Frankreichs und ſeiner Pläne aus- beuten könne. Aus einigen alten Pergamenten entnahm er, daß die Königin von Frankreich, Maria Leszczynska, in irgend einer Verwandtſchaft mit den Fürſten Oſtrogski ſtände, und dies genügte ihm in ihrem Namen den Proteſt gegen den Kauf zu unterſchreiben. Auch ließ er es ſicher nicht daran fehlen, Branicki zu weiterm entſchiedenen Handeln aufzuſtacheln,

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/115>, abgerufen am 21.11.2024.