Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.lung zu der geheimen Cabinetspolitik Ludwigs XV., so wie 1) Arneth, Maria Theresia IV, 355--356. Roepell, Polen im 18. Jahrhundert. 7
lung zu der geheimen Cabinetspolitik Ludwigs XV., ſo wie 1) Arneth, Maria Thereſia IV, 355—356. Roepell, Polen im 18. Jahrhundert. 7
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0111" n="97"/> lung zu der geheimen Cabinetspolitik Ludwigs <hi rendition="#aq">XV.,</hi> ſo wie<lb/> ſeine weit ausſehenden politiſchen Pläne, theilte er nur Mokra-<lb/> nowski und einigen anderen großen Herren mit. In Dresden<lb/> mißtraute man ihm. Die Königin ſelbſt mußte ſich in einem<lb/> Briefe an ihre Tochter über ihn beklagen, und das Miniſterium<lb/> in Paris mißbilligte in der That ſein Treiben. Aber der<lb/> König ſelbſt hielt ihn, und vergebens ſtellte Brühl den Polen<lb/> vor, welches Vertrauen ſie zu einem Geſandten haben könnten,<lb/> deſſen Schritte ſein eignes Miniſterium nicht billige, deſſen<lb/> Abberufung bald erfolgen werde. Da er aber doch nicht ab-<lb/> berufen ward, glaubten die Polen, daß Ludwig <hi rendition="#aq">XV.</hi> den Pa-<lb/> trioten noch günſtiger ſei, als dies der officielle Geſandte am<lb/> Hofe zeigen könne. Auch verſchmähte Broglie es nicht, den<lb/> Frauen, die in Polen damals ſtets einen bedeutenden Einfluß<lb/> übten, den Hof zu machen. Die Töchter Brühls, die Frau<lb/> des Hofmarſchall Mniszeck, die Woiwodin von Krakau, Lubo-<lb/> mirska, u. a. gewann er für ſich. „Miſſionäre dieſer Art“,<lb/> ſchrieb er nach Paris, „haben es immer leicht, Proſelyten zu<lb/> machen.“ Bereits im Herbſt 1753 glaubte der Hof von Wien<lb/> zu wiſſen, daß für den Plan, Conti auf den polniſchen Thron<lb/> zu erheben, die ganze Potockiſche Parthei gewonnen ſei und<lb/> Frankreich daran arbeite, durch eine Alliance mit der Pforte<lb/> und die Unterſtützung des Königs von Preußen die Sache<lb/> durchzuführen. Dem Berliner Hof ſtellte er vor, wie ſehr es<lb/> dem preußiſchen Intereſſe zuwider ſei, die Wahlfreiheit in Polen<lb/> durch die Übermacht Rußlands faſt gänzlich vernichten und<lb/> künftig nur ſolchen Kandidaten zur polniſchen Krone gelangen<lb/> zu laſſen, welcher von Rußlands Führung vollkommen abhänge<lb/> und daher für Preußen ein ſehr unbequemer Nachbar werden<lb/> könne; Rußland aber habe bereits den Entſchluß gefaßt, eine<lb/> Armee von 60000 Mann in Liefland zuſammenzuziehen <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#g">Arneth</hi>, Maria Thereſia <hi rendition="#aq">IV,</hi> 355—356.</note>. In<lb/> derſelben Zeit im Verlauf des Jahres 1753 wurden aber auch<lb/> die Beſtrebungen Mniszecks lebhafter und erfolgreicher, Brühl<lb/> und die „Familie“ dadurch auseinander zu bringen, daß er<lb/> <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Roepell</hi>, Polen im 18. Jahrhundert. 7</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [97/0111]
lung zu der geheimen Cabinetspolitik Ludwigs XV., ſo wie
ſeine weit ausſehenden politiſchen Pläne, theilte er nur Mokra-
nowski und einigen anderen großen Herren mit. In Dresden
mißtraute man ihm. Die Königin ſelbſt mußte ſich in einem
Briefe an ihre Tochter über ihn beklagen, und das Miniſterium
in Paris mißbilligte in der That ſein Treiben. Aber der
König ſelbſt hielt ihn, und vergebens ſtellte Brühl den Polen
vor, welches Vertrauen ſie zu einem Geſandten haben könnten,
deſſen Schritte ſein eignes Miniſterium nicht billige, deſſen
Abberufung bald erfolgen werde. Da er aber doch nicht ab-
berufen ward, glaubten die Polen, daß Ludwig XV. den Pa-
trioten noch günſtiger ſei, als dies der officielle Geſandte am
Hofe zeigen könne. Auch verſchmähte Broglie es nicht, den
Frauen, die in Polen damals ſtets einen bedeutenden Einfluß
übten, den Hof zu machen. Die Töchter Brühls, die Frau
des Hofmarſchall Mniszeck, die Woiwodin von Krakau, Lubo-
mirska, u. a. gewann er für ſich. „Miſſionäre dieſer Art“,
ſchrieb er nach Paris, „haben es immer leicht, Proſelyten zu
machen.“ Bereits im Herbſt 1753 glaubte der Hof von Wien
zu wiſſen, daß für den Plan, Conti auf den polniſchen Thron
zu erheben, die ganze Potockiſche Parthei gewonnen ſei und
Frankreich daran arbeite, durch eine Alliance mit der Pforte
und die Unterſtützung des Königs von Preußen die Sache
durchzuführen. Dem Berliner Hof ſtellte er vor, wie ſehr es
dem preußiſchen Intereſſe zuwider ſei, die Wahlfreiheit in Polen
durch die Übermacht Rußlands faſt gänzlich vernichten und
künftig nur ſolchen Kandidaten zur polniſchen Krone gelangen
zu laſſen, welcher von Rußlands Führung vollkommen abhänge
und daher für Preußen ein ſehr unbequemer Nachbar werden
könne; Rußland aber habe bereits den Entſchluß gefaßt, eine
Armee von 60000 Mann in Liefland zuſammenzuziehen 1). In
derſelben Zeit im Verlauf des Jahres 1753 wurden aber auch
die Beſtrebungen Mniszecks lebhafter und erfolgreicher, Brühl
und die „Familie“ dadurch auseinander zu bringen, daß er
1) Arneth, Maria Thereſia IV, 355—356.
Roepell, Polen im 18. Jahrhundert. 7
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